«Wir freuen uns jeden Tag darüber, dass unser Wasser fliesst», sagte Landwirt Werner Koller und nahm die Teilnehmer mit in den Keller des Betriebsleiterhauses, wo er die Wasseraufbereitung zeigte. Anlass war der Weiterbildungskurs von Konrad Meier, Landwirtschaftsberater Appenzell Ausserrhoden, zum Thema Hofquellen in Gais. Das Thema stiess in der ganzen Ostschweiz auf Interesse. So stammten die Teilnehmer fast allesamt aus den Kantonen St. Gallen und Glarus.

Vorschriften für Trinkwasser

Die erste Quellfassung auf dem Hof realisierte Werner Kollers Vater Hans schon vor über 15 Jahren. Die Quelle stammte aus dem mit Wald bewachsenen Sommersberg. Dieser liegt durch einen Bach getrennt in Betriebsnähe. Nach der Hofübergabe erschloss Sohn Werner am Sommersberg zwei weitere Quellen. Damit versorgt er zwei Wohnungen und den Stall.

«Es gibt keine Vorschriften für Quellwasser, das Sie zum Eigengebrauch nutzen», sagte Bruno Forrer, Milchproduzenten-Berater des landwirtschaftlichen Labors Bamos. Auch für die Stallreinigung könne man Quellwasser ohne Weiteres nutzen, ebenso als Tränkewasser. «Wasser hingegen, das an Drittpersonen abgegeben wird und das Sie zum Reinigen und Nachspülen des Milchgeschirrs brauchen, muss Trinkwasserqualität aufweisen», so Forrer weiter. Kollers haben Milchkühe und eine Wohnung vermietet. Deshalb haben Sie neben einem Grob- und Feinfilter auch eine UV-Entkeimungsanlage installiert. Die Trinkwasserqualität wird alle drei Jahre überprüft. «Wir hatten noch nie Probleme. Unser Quellwasser ist einwandfrei», sagte Werner Koller. Er wies auch auf den Wasserzähler für die Mietwohnung hin, dank dem die Mieter ihren Teil zur Wasserversorgung leisten.

Kollers zur Seite stand Johannes Bodenmann vom Unteren Gäbris in Gais. Der 60-jährige Landwirt widmet sich nach der Hofübergabe voll der Hofquellensanierung und dem Auffinden von Quellen. Als Erstes wies er darauf hin, dass man eine Bewilligung für jede neue Quellfassung brauche, ebenso, wenn man eine bestehende saniere.

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Natur und Mondphase

Johannes Bodenmann sagt von sich, dass er kein «Wasserschmöcker» sei. Er reagiere empfindlich auf Wasseradern und habe ein gutes Gespür. Quellen finde er mit einem Pendel, bestehend aus einer alten Taschenuhr – aber vor allem mit seinem Erfahrungsschatz und seinen Natur- und Topografiekenntnissen. Auf ihn ist Verlass – selbst bei Schnee ist der Quellensucher am Werk.

«Auf Felsgestein lohnt es sich nicht, nach Wasser zu graben», sagte Bodenmann. Auch im Wald sei es schwierig. Dort allerdings ist es erfolgversprechender, wie das Beispiel der Familie Koller zeigt. Aber für eine eigene Quelle reicht einer, der «wässerlen» kann, nicht aus. So erklärte Bodenmann Schritt für Schritt, wie man eine Quellfassung erstellt. «Man muss sauber, exakt und mit Gefühl vorgehen», sagte er. Das könne auch nicht jeder Baggerfahrer. Ist das Wasser gefunden, wird gegraben und die Quelle wannenförmig freigelegt. «Die maximale Grabtiefe liegt in der Regel bei fünf bis sieben Metern. Danach wird es meistens schwierig, dass das Wasser überhaupt abgeleitet werden kann», erklärte Bodenmann.

Unerlässlich für den Erfolg sei die Mondphase. «Konsultieren Sie den Mondkalender. Graben Sie, wenn der Mond obsigend im Zeichen des Fisches steht», sagte Bodenmann. Das Abflussrohr muss in die Strömungsrichtung gelegt werden. Rundherum und obenauf wird die Quelle kuppelartig mit Steinen gedeckt. Bodenmann bezieht sie von einem Kieswerk im Prättigau. Sie werden sauber abgespült. Darauf und rund um die Quelle kommt eine Lehmschicht – schön blauer Lehm müsse es sein. «Der gestampfte Lehm passt sich den Erdbewegungen an, beim Beton kann es hingegen Risse geben», so Bodenmann. Schliesslich wird die Fassung mit einem Vlies gedeckt und mit Lehmziegeln verfestigt. Erst dann kann Erde darauf geschaufelt werden.

«Graben im Zeiches des Fisches, wenn der Mond obsigend ist.»

Johannes Bodenmann

Bei den Erdleitungen müsse man den natürlichen Wasserlauf berücksichtigen. Erst müsse das Wasser ungehindert abfliessen können, dann erst könne man es zur Brunnenstube umleiten. So führte Johannes Bodenmann die Teilnehmer zur Brunnenstube. Dazu wusste auch Bruno Forrer einiges zu sagen:

Die Wasserfassung darf nicht ebenerdig, sondern muss erhöht sein, sodass kein Oberflächenwasser hineinfliessen kann.

  • Halten Sie die Brunnenstube sauber. Reinigen Sie sie regelmässig.
  • Verwenden Sie einen überhängenden Deckel, sodass es nicht hineinregnen kann.
  • Wenn mehrere Quellen zusammenkommen, fassen Sie jede einzeln.
  • Versehen Sie den Überlauf mit einer Klappe, sodass keine Mäuse oder Frösche hineinkriechen können.

«Man kann den Überlauf auch für einen Brunnen nutzen», sagte der Bamos-Berater. Allerdings solle man dann eine Plakette «Kein Trinkwasser» anbringen.

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Beiträge und Wasserqualität

Quellfassung, Brunnenstube und Wasseraufbereitungsanlage haben ihren Preis. Selbst wenn man viel in Eigenleistung erledigen kann, müssen dafür einige Zehntausend Franken aufgebracht werden. «Bundesbeiträge gibt es nur für Wasseranschlüsse an die öffentliche Trinkwasserversorgung sowie für die Erneuerung und Sanierung von Wasserversorgungen auf Alpbetrieben», hielt Konrad Meier fest und weiter: «Der Kanton Appenzell Ausserrhoden hingegen unterstützt auch die Wasserversorgung durch hofeigene Quellen.»

Für die Anschaffung und Installation einer Wasseraufbereitungsanlage in Appenzell Ausserrhoden wird ein Beitrag von 30 % der Gestehungskosten, maximal Fr. 2500.–, gewährt. An die Kosten für die Erneuerung einer Quellfassung wird ein Beitrag von max. Fr. 3000.– bewilligt. Pro landwirtschaftliche Wasserversorgungsanlage ist je ein Beitrag an die Wasseraufbereitungsanlage und an die Erneuerung der Quellfassung möglich.

Bruno Forrer machte zudem den Hinweis, dass man die Qualität des Quellwassers bei der Bamos auf Trinkwasserqualität untersuchen lassen könne, bevor allenfalls weitere Investitionen erfolgen.

Das Antragsformular Wasserproben ist auf www.bamos.ch unter der Rubrik Wasser zu finden.


Reinigen und Entkeimen

Tipps von Bruno Forrer, Milchproduzentenberater:

Im Kanton St. Gallen, speziell in den voralpinen Berg- und Hügelzonen, sind viele landwirtschaftliche Betriebe nicht am öffentlichen Trinkwassernetz angeschlossen. Sie versorgen sich mit eigenen Quellen. Dadurch kann die Wasserqualität Schwankungen unterliegen. Verkehrsmilchproduzenten müssen bei Kontrollen einen Wasseruntersuchungsbericht vorweisen, der die Anforderungen der Hygieneverordnung erfüllt. Der Bericht darf nicht länger als drei Jahre zurückliegen.

Für eine einwandfreie Wasserqualität muss der Betriebsleiter die Wasserleitungen regelmässig spülen und desinfizieren. Darauf ist zu achten:

  • Reinigen Sie das Reservoir, die Brunnenstube und den Quellschacht mit Bürste und Besen und spülen Sie anschliessend nach.
  • Als Desinfektionsmittel können Sie Javelwasser verwenden. Frisch kaufen, weil das Chlor sich innert sechs Monaten um die Hälfte reduziert.
  • Pro Liter Wasser braucht es 0,2 mg Chlor (Javelwasser 2,5 %). Für eine Quelle mit 100 000 l macht das 1,5 l Javelwasser.
  • Das Javelwasser beim Reservoir beigeben. Durch den Wasserzufluss wird das Desinfektionsmittel mit dem Wasser vermischt.
  • Spülen Sie anschliessend das Reservoir und das Leitungsnetz. Öffnen Sie die Wasserhähne vollständig.
  • Nach zwölf Stunden ist das Wasser trotz des leichten Chlorgeschmackes konsumierbar.