Matthias Schick trägt viele Titel: Landwirt, Dozent, Professor, Berater. Durch seine Vorträge über eine effiziente Tierhaltung ist er schweizweit bekannt. Aufgewachsen in der deutschen Eifel, studierte er Agrarwissenschaften und forschte ab 1992 bei Agroscope in Tänikon. 2017 wechselte Schick zum Strickhof, wo er seither den Bereich Tierhaltung und Milchwirtschaft leitet und in der Forschungsleitung am Agrovet-Strickhof mitwirkt.
Nun hat der 62-Jährige angekündigt, dass er den Strickhof auf den 1. März 2026 verlassen und vorwiegend für sein Beratungsunternehmen «Schick Swiss Consulting» mit Sitz im Thurgauischen Guntershausen tätig sein wird.
Sie haben Sie auf Ende Februar gekündigt. Ist Ihnen das Unterrichten am Strickhof und das Forschen am Agrovet «verleidet»?
Matthias Schick: Nein! Die Arbeit am Strickhof im Team Tierhaltung und auch am Agrovet-Strickhof bereitet mir nach wie vor jeden Tag viel Freude. Es ist wunderschön zu sehen, wie durch forschungsnahen Unterricht und beratungsnahe Forschung junge Menschen in ihrer Entwicklung begleitet werden können.
Verlassen Sie die Land- und Ernährungswirtschaft endgültig?
Oh nein. Ich werde zukünftig vorwiegend für mein Beratungsunternehmen «Schick Swiss Consulting» tätig sein. Dabei berate ich Landwirtschaftsbetriebe in der Optimierung ihrer Arbeitsorganisation. Daneben betreue ich mehrere Mandate für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft, unter anderem auch für das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.
Was untersuchen Sie konkret in diesen Mandaten?
Es geht bei den meisten meiner Mandate um die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft bei gleichzeitiger Verringerung der Arbeitsbelastung aller in der Landwirtschaft tätigen Menschen. Dazu gehört auch die Etablierung eines verbesserten Gesundheitsmonitorings für Nutztiere durch den Einsatz smarter Technologien. Zudem werde ich mich verstärkt unserem eigenen Landwirtschaftsbetrieb in der Eifel widmen.
Also sind Sie vermehrt auf dem Traktor oder im Stall anzutreffen?
Traktor zu fahren, Brennholz aufzubereiten, Schafe zu scheren und Heu zu machen, war für mich schon immer ein sehr guter Ausgleich zu meiner ansonsten kopflastigen wissenschaftlichen Arbeit mit vielen Vorträgen und Publikationen. Zukünftig kann ich dann alle Tätigkeiten vielleicht noch etwas entspannter angehen und meine eigene Arbeitsbelastung reduzieren. Dazu bin ich auch noch Grossvater geworden und darf mit meinem Enkel eine sehr wertvolle und wunderschöne Zeit verbringen.
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Sie waren während der 1990er- und 2000er-Jahren wesentlich an der Entwicklung und Weiterentwicklung der SAK-Faktoren beteiligt. Wie beurteilen Sie das heutige SAK-System?
Das schweizerische SAK-System als eine Grundlage zum Erhalt von Direktzahlungen ist in Europa einmalig. Der Wert der bäuerlichen Arbeit in der Schweiz wird damit zumindest ein klein wenig in den Vordergrund gestellt. Das SAK-System sollte unbedingt beibehalten, aber auch weiterentwickelt werden. Es sollte aber aus meiner Sicht die heutigen Bedingungen mit verstärktem technischen Fortschritt noch besser abbilden können. Die Eintrittsgrenzen könnten überprüft und nach oben angepasst werden, um einen gewissen Strukturwandel zu ermöglichen.
Sie haben mehrere Neuerungen im Bereich Rindviehhaltung patentieren lassen. Wie haben sich diese in der Praxis durchgesetzt?
Die in Tänikon an der ehemaligen FAT entwickelten Alternativen zum elektrischen Kuhtrainer haben sich damals sehr gut etabliert und wurden von drei Stalleinrichtern verkauft. Das ebenfalls in Tänikon entwickelte Rumiwatch-System ist heute international gesehen der Gold-Standard zur Bewertung der Wiederkauaktivität von Rindern und Schafen. Das System wird von zwei Anbietern aus der Schweiz verkauft und häufig in der Forschung, bei Tierärzten und bei Fütterungsberatern eingesetzt.
Sie waren, insbesondere in Ihrer Agroscope-Zeit, der «Arbeitswirtschaftspapst» der Schweizer Landwirtschaft. Was haben Sie erreicht? Sind heute alle Betriebe effizienter unterwegs oder liesse sich noch einiges optimieren?
Wir haben mit unserem Forschungsteam in Tänikon sehr viel wissenschaftliche Grundlagenarbeit zur Optimierung der Arbeitswirtschaft und zur Verringerung der Arbeitsbelastung in der Landwirtschaft gemacht. Damit konnten wir aus meiner Sicht eine gute Sensibilisierung auf allen Ebenen von der Praxis bis zum Bundesrat erreichen. Es gibt in diesem Bereich aber noch jede Menge Forschungs- und Optimierungsbedarf.
Jeder Landwirt in der Schweiz weiss, dass die Arbeit sein teuerster Produktionsfaktor ist und dass er haushälterisch damit umgehen soll. Jeder Landwirt weiss aber auch, dass es mit der Familie, den Freunden und dem sozialen Umfeld auch ein lebenswertes Leben neben dem Landwirtschaftsbetrieb gibt.
Dass ich bei dieser Bewusstseinsbildung und verschiedenen Optimierungsschritten etwas mitwirken durfte, erfüllt mich mit grosser Freude und macht mich auch ein klein wenig stolz.