Eveline Bachmann aus Frauenfeld, Bäuerin und SVP-Kantonsrätin, ist, wie sie ist – und nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber sie nimmt auch die leisen Töne wahr. Denn sie hat ein feines Musikgehör. So kann sie zuhören und auf ihre Gesprächspartner(innen) eingehen. In den politischen Debatten fährt sie gezielt mit Argumenten auf – und kann dabei auch unmittelbar vom Thurgauer in den Walliser Dialekt wechseln, den ihr ihre Mutter und ihre Grossmutter aus Leuk-Stadt VS mitgegeben haben.
Lehrjahre im In- und Ausland
Aufgewachsen ist Bachmann als Älteste von vier Kindern auf einem 20-ha-Betrieb auf dem Seerücken in Unterhörstetten. Im Erstberuf lernte sie Vermessungszeichnerin. «Ich habe bald gemerkt, dass das nicht meins ist», sagt sie rückblickend. Nach Beendigung der Lehre arbeitete sie im Service und ging ein halbes Jahr nach Neuseeland, um auf einem Betrieb zu melken. Melken war schon immer ihr Ding, das hat sie auch auf dem elterlichen Betrieb schon immer gemacht.
Zurück im Thurgau begann sie mit 22 Jahren die Lehre als Landmaschinenmechanikerin. «Das wollte ich eigentlich von Anfang an lernen», sagt Bachmann, die mehrere Jahre auf diesem Beruf arbeitete. Mit 25 Jahren lernte sie ihren Mann Reto kennen. «Wir haben rasch gemerkt, dass wir zusammenpassten», sagt Bachmann. Die beiden heirateten und übernahmen den elterlichen Betrieb von Reto am Stadtrand von Frauenfeld.
«Wenn man so viel Geld in einen Betriebszweig investiert, muss man Alternativen prüfen.»
Eveline Bachmann über den gut überlegten Stallbau.
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«Alle Kinder müssen in ihrer Freizeit im Stall helfen»
Eveline wurde Bäuerin und schloss mit Ende 30 die Bäuerinnenschule ab. Drei Kinder hat das Paar: Livio (20) ist Elektriker und zurzeit in der Rekrutenschule. Moris (18) macht die Maurerlehre und Mira (16) ist in der Ausbildung zur Malerin. «Alle müssen in ihrer Freizeit im Stall helfen», sagt Eveline Bachmann. Am meisten Begeisterung für Feld und Stall zeige aber Mira.
Zurzeit ist die Bauernfamilie stark eingespannt. Sie baut einen neuen Stall für 63 Grossvieheinheiten. Der jetzige Stall mit Baujahr 1985 war einer der ersten Laufställe im Thurgau und zeigt diverse Abnutzungserscheinungen. Sie hätten sich lange überlegt, ob sie mit der Milchviehhaltung weitermachen oder aufhören sollten. «Wenn man so viel Geld in einen Betriebszweig investiert, muss man Alternativen prüfen», sagt Eveline Bachmann. Aber schliesslich müsse man mit dem Herzen dabei sein. Sie kämen gut über die Runden. «Klar können wir nicht so viel für die Vorsorge auf die Seite legen. Aber das geht aufgrund der tiefen Produktpreise allen Bauernfamilien so», fügt die Bauernpolitikerin an.
Roboter statt Melkstand
Eveline Bachmann steht regelmässig im Melkstand, um ihren Mann während Arbeitsspitzen zu entlasten. Das wird sich mit dem neuen Stall ändern. «Wir schaffen einen Melkroboter an. Arbeit hat man auch, aber es wird doch effizienter und einfacher zu handhaben», fügt sie an.
«Wir arbeiten gerne und sind mental stark belastbar», sagt Eveline Bachmann. Wenn sie etwas anpackten, dann richtig und mit Elan. Gleichwohl müssten sie jetzt, wo sie beide auf Ende 40 zugehen, lernen, ihre Kräfte einzuteilen und sich ab und zu etwas mehr Ruhe als früher zu gönnen. «Das Leben generell ist nicht perfekt. So müssen wir halt Prioritäten setzen, Abstriche machen und manchmal Nein sagen – vor allem jetzt in der Bauphase», holt sie aus und wird durch das Telefonklingeln unterbrochen. «Sorry, da muss ich ran», sagt sie. Die Bauzeichnerin ruft an, um die Platzierung der Schaltkreise und Steckdosen zu besprechen.
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«Verpflichtung der Wählerschaft gegenüber»
Bis zum Ende der Bauphase wird Eveline Bachmann zwischen Aufgaben und Verpflichtungen hin- und hergerissen und in Eile sein – wahrscheinlich auch an der einen oder anderen Kommissions- oder Parteisitzung fehlen. «An den Kantonsratssitzungen nehme ich selbstverständlich teil. Das ist eine Verpflichtung der Wählerschaft gegenüber», hält sie fest.
Entlastet wird sie an solchen Tagen von der Schwiegermutter, die die Familie bekocht. Und wie ist das mit dem Verband Thurgauer Landwirtschaft (VTL), wo sie im Vorstand ist und für die Organisation des Wega-Auftrittes mit dem Bauernhofzelt verantwortlich? Die Hauptarbeit werde von den Mitarbeiter(innen) der Geschäftsstelle gemacht. «Aber man muss mit dem Kopf gleichwohl bei der Sache sein», so Bachmann. Für die Wega 2025 übernehme diese Aufgabe VTL-Präsidentin Maja Grunder. Ende September, wenn die Wega stattfindet, wird auch der neue Stall von Bachmanns bezugsbereit sein.
Betriebsspiegel
Name: Eveline und Reto Bachmann
Ort: Rosenhubel, Frauenfeld
LN: 48 ha, Acker- und Futterbau
Tiere: 55 Milchkühe, Kälbermast, Aufzucht auswärts, Eierproduktion 270 Hühner im Mobilstall für Direktvermarktung
Hochstämmer: 100 für Süssmost im Hofladen
Direktvermarktung: Milchautomat und Hofladen, Sortiment ergänzt mit Honig vom Schwiegervater und Konfitüren einer Nachbarin
Website des Betriebs