Man könnte sagen, die 21-jährige Solène Luder sei über Umwege Gemüsegärtnerin geworden. Gestartet hat ihre berufliche Karriere im Gymnasium, «weil uns die Lehrkräfte diesen Weg empfohlen hatten», sagt sie. Gefallen haben ihr das Sitzen und Büffeln aber nicht. Nach dem ersten Gymnasiums-Jahr beendete sie das schulische Experiment und wechselte in ein hauswirtschaftliches Zwischenjahr.

«Mir fehlten einfach die Bewegung, das Draussen-Sein und die Sinnhaftigkeit», erinnert sie sich. Die Gastfamilie merkte rasch, dass ihr die Arbeit mit dem Gemüse lag und machte sie auf den Beruf als Gemüsegärtnerin aufmerksam. Nach einer Schnupperlehre war für sie der Fall klar. Nach der dreijährigen Lehre auf zwei Lehrbetrieben erlangte Solène Luder letzten Sommer das entsprechende EFZ.

BMS auf der To-do-Liste

Nach den drei Jahren in Gewächshäusern und auf Gemüsefeldern will sie das Momentum nutzen und sich nun nochmal auf die Weiterbildung konzentrieren. Die Berufsmaturität (BMS) steht auf ihrer To-do-Liste, daneben arbeitet sie momentan 60 % als landwirtschaftliche Mitarbeiterin auf dem elterlichen Ackerbau- und Mutterkuhbetrieb in Curtilles VD. Die Frage, ob sie diesen Betrieb eines Tages übernehmen wird, stellt sich für die junge Gemüsegärtnerin aktuell noch nicht.[IMG 2]

Vorstellen könnte sie sich nach Abschluss der BMS die Ausbildung zur Agronomin. Bis dahin fokussiert sie sich auf das Gemüse und alle Arbeiten, die zu dessen Produktion gehören. Angesprochen auf ihre liebsten Tätigkeiten wird die Stimme am anderen Ende der Leitung direkt heiter. «Mir gefällt das Pflegen der Kulturen – egal ob im Glashaus, zwischen den Tomatenreihen, auf dem Salatfeld oder auf der Feldspritze», schwärmt sie.

Belohnend sei für sie die abwechslungsreiche Arbeit, besonders wenn sie beobachte, wie die Kulturen wegen der sorgfältigen Pflege gut gedeihen.

Der Zeitdruck ist hoch

Das Beherrschen der vielfältigen Arbeiten wird nun im Rahmen der diesjährigen Swiss Skills in Bern getestet. Der erste Teil sei schon geschafft, erzählt sie. An diesem Tag wurde gepflügt, gesät, Salat und Radiesli geerntet, Gruken gepflegt und geerntet sowie eine Spritzbrühe vorbereitet – alles unter Aufsicht von Experten und unter relativ hohem Zeitdruck, wie sie sagt. «Ganz alles ist mir nicht gelungen, aber es war lustig», so die Waadtländerin, die zweisprachig aufgewachsen ist.

Solène Luder nimmt ihre Teilnahme am Wettbewerb locker. Sie schätzt die berufliche Challenge, geniesst es aber vor allem, Berufskameradinnen und -kameraden aus der Schule jetzt im Rahmen der Swiss Skills wieder anzutreffen und gemeinsam mitzumachen.

Zweifel begleiteten sie

Anfänglich begleiteten sie Zweifel, ob sie wirklich die Richtige sei, um an diesem beruflichen Wettkampf teilzunehmen. Doch dann überwog das Anliegen, den wenig bekannten Beruf Gemüsegärtnerin an den Swiss Skills in Bern vertreten zu können. «Mir geht es um die Erfahrung – es wäre aber schön, wenn denn auch Leute zuschauen kommen.»

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Zuschauen kann man den Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtnern am 19. September auf dem Bea-Expo-Gelände in Bern. Dann finden die Vorausscheidungen der Landwirtinnen und die Wettkämpfe bei den Gemüsegärtnern und Weinfachleuten statt.

Am 20. September folgen der Finaltag der Landwirt(innen) und weitere Wettkämpfe der anderen Berufsgruppen. Auch die Schlussfeier mit Preisverleihung wird an diesem Abend über die Bühne gehen.

Den Ordner wieder aufschlagen

Bis dahin wird Solène Luder die etwas verstaubten Schulordner wieder aufschlagen müssen. Besonders die Kapitel «Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter» will sie nochmals vertiefen, denn «da wird von den Gemüsegärtnern schon sehr viel Wissen vorausgesetzt», wie sie schildert. Alles könne man am Erkennungsparcour nicht wissen, aber die aufgestellte Gemüsegärtnerin will ihr Bestes geben.

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Die Nervosität, die am Wettkampf sicherlich aufkommen wird, beflügle ihre Fähigkeiten vielleicht sogar, hofft sie. Und was wünscht eine junge Gemüsegärtnerin der landwirtschaftlichen Zukunft? «Mehr Wertschätzung und Anerkennung vonseiten der Konsumenten», sagt sie ohne zu zögern. Und etwas mehr Verständnis, wenn ein Rüebli nach einem schwierigen Jahr vielleicht nicht «stäckegrad» und perfekt aus dem Boden kommt.