«Rund ums Ei» ist der Werbeslogan von Bäuerin Andrea Stadelmann und ihrem Mann Bruno. Zumindest im Moment noch, denn sie hätten noch weitere Ideen. 8300 Legehennen produzieren in zwei Ställen Eier. «Die langfristige Zukunft ist unsicher», sagt die 44-jährige Luzernerin. Ein eher kleinflächiger und tierintensiver Betrieb – zu den Legehennen kommt eine Mutterkuhherde – sei zumindest in Luzern in der Entwicklung eingeschränkt. Konkret möchten Stadelmanns den älteren von zwei Legehennen-Ställen in absehbarer Zeit stilllegen und den Betrieb diversifizieren.
Projektideen gäbe es viele, aber die Raumplanung tue sich schwer mit innovativen Betrieben, so die Einschätzung der gelernten Pflegefachfrau und diplomierten Bäuerin HF, die sich zudem zur Heilpflanzenfachfrau weiterbildete.
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Direktvermarktungs-Idee über Firmen
Ihr Betrieb Schwand liegt idyllisch zwischen Menznau und dem Städtli Willisau. Aber auch ein wenig abgelegen. Trotzdem ist Direktvermarktung ein grosses Thema. Wie das geht? Stadelmanns haben sich spezialisiert auf Firmengeschenke. Ein Geschäft bestellt also bei ihnen beispielsweise 100 Geschenkkörbe für Kunden oder Mitarbeitende für Weihnachten. Möglich seien auch Geschenkabos fürs ganze Jahr. Ein wichtiger Bestandteil in den Körben sind Andrea Stadelmanns selbst gemachte Eier-Teigwaren. Gegen 1000 Kilo Mehl bezieht sie dafür jährlich aus dem Solothurnischen, dazu kommen natürlich eigene Eier zum Einsatz.
Auch Natura-Beef wird direkt vermarktet. Die 12 Mutterkühe kalben saisonal ab im Januar und Februar und weiden von Ende März bis Anfang November auf dem reinen Grünlandbetrieb – bis in den Herbst ohne jegliche Zufütterung im Stall.
Nebst dem Betriebsleiterpaar arbeitet ein Lernender auf dem Betrieb, in der Regel ein Zweitausbildner, da kein Zimmer zur Verfügung steht, sowie eine Teilzeitaushilfe und bei Arbeitsspitzen die pensionierte Generation. Andrea Stadelmann kümmert sich um die Organisation, von Buchhaltung bis zu betrieblichen Arbeitsplänen, und ist auf dem Hof bei vielen täglichen Arbeiten erster Ersatz, wie sie schmunzelnd erklärt. Und da gibt es auch noch vier Kinder zu betreuen im Alter von 9 bis 14 Jahren. «Die Kombination von Arbeit und Familie», sagt sie, schätze sie speziell am Modell des Familienbetriebs. Entweder sie oder ihr Mann, jemand sei eigentlich immer zu Hause, wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen. Auch wenn die Kinder mal «aus dem Gröbsten raus sind», sieht sich Stadelmann eher auf dem Betrieb als zurück zu ihrem alten Beruf in die Pflege.
Gerne Schüler auf dem Hof
Die Ideen, was sich mit dem Hof noch alles machen liesse, sind vielfältig, die Motivation gross. Und Zeit mit der Familie ist ihr sowieso wichtig. Sie schätzt Gespräche mit den Teenagern am Abend. Solange die Kinder noch gerne mitkommen, gehen Stadelmanns gemeinsam in die Ferien. Wenn gut geplant, liegen auch mal zwei Wochen am Stück drin. «Meistens machen wir Ferien in der Region», das gefalle. Und es tue gut, mal abzuschalten. So ist Wandern ein grosses Hobby, im Winter auch mal Skifahren.
Andrea Stadelmann ist gerne mit Berufskolleginnen zusammen und aktiv als Regiovertreterin der Luzerner Bäuerinnen, aber auch mal unterwegs mit den Kolleginnen von früher. Da würden andere Themen angeschnitten. Landwirtschaftliches vermittelt sie dafür gerne auf dem eigenen Betrieb. «Wir haben regelmässig Schulklassen der Primarschule, aber auch der Abschlussklasse auf dem Hof», sagt sie. Wichtig seien vor allem Letztere, die sich in dem Alter im Prozess der Meinungsbildung befänden. Man könne das Feld nicht gänzlich Andersdenkenden überlassen. Auslöser war ein Referat eines Mitarbeiters des WWF. Dieser erklärte den ältesten Stadelmann-Mädchen (Zwillinge) in der Schule, dass Fleisch nicht gut für das Klima sei.
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Einsatz für bessere Rahmenbedingungen
Agrarpolitik ist bei Stadelmanns sowieso allgegenwärtig. Bruno Stadelmann engagiert sich als Vorstandsmitglied beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband und auch in der Geflügelbranche. Andrea Stadelmann wünschte sich vom Vollzug mehr Gespür für die Arbeit der Landwirte. Insbesondere bei baulichen Veränderungen. Als Beispiel nennt sie Umkleidemöglichkeiten für weibliche Lernende oder ein Betriebsbüro. Ein zusätzlicher Raum dafür bereite den Behörden bereits rote Köpfe.
Das Betriebsleiterpaar macht sich viele Gedanken über die Nachhaltigkeit und den Umgang mit Ressourcen. Einzug gehalten auf dem Betrieb hat der Gedanke der regenerativen Landwirtschaft, Mineraldünger kommt nicht mehr zum Einsatz, die Gülle wird aufgewertet, die Mutterkühe kommen ohne Kraftfutter aus. Auch eine Permakultur mit Kräutergarten könnte sich Andrea Stadelmann vorstellen. Die Weiterentwicklung des Betriebs bewältigen sie als Betriebsleiterpaar. Der ganze Prozess nebst dem Alltag sei zeitintensiv, gibt die Bäuerin zu.
Und in ruhigen Minuten zieht es sie auch mal auf den Lieblingsplatz, zu einem Bänkli bei einer altehrwürdigen Linde mit Blick auf die Weiher im Weiler Ostergau. «Hier haben wir geheiratet und unsere Kinder getauft.» Die Linde hat Altersbeschwerden. Vorausschauend haben Stadelmanns bei der Hochzeit daneben bereits eine neue gepflanzt.
5 Fragen
Welches ist Ihr Lieblingsplatz?
Auf unserem Betrieb haben wir einen Grillplatz unter einer alten Linde mit Blick auf die Ostergauer Weiher.
Was ist Ihnen in einer Beziehung wichtig?
Vertrauen, Gespräche und Zeit.
Was ist Ihre schönste Kindheitserinnerung?
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Wir gingen jedes Jahr eine Woche in die Ferien und unsere Eltern hatten dann viel Zeit für uns.
Welches Menü gelingt Ihnen immer?
Lasagne.
Welche drei Dinge nehmen Sie mit auf die einsame Insel?
Die Familie, ein Buch und Wanderschuhe.