Es ist 4.15 Uhr. Beim ersten Ton des Weckers bin ich hellwach, Rehkitzrettung ist angesagt. Bei uns und auf dem Betrieb eines befreundeten Berufskollegen soll Gras gemäht werden. Doch zuvor rücken die Rehkitzretter mit der Drohne an. Das lasse ich mir nicht entgehen. Ich fülle frischen Kaffee in einen Landfrauenhydranten ab und mache mich auf zum ersten Feld auf der Liste. Nur wenige Autos kreuzen meinen Weg. Etwas zu früh komme ich am Zielort an.
GPS ist für die Flugroute zuständig
Es ist kurz vor fünf Uhr, doch der Laden der Bäckerei ist hell erleuchtet. Mein Plan war es, direkt bei der Backstube nach Gipfeli zu fragen. Nun kann ich in den Laden spazieren, wo mir die Mitarbeiterin die gewünschten Backwaren aushändigt. Beim Feld angekommen, lade ich die vom Flugteam gewünschten beiden Kisten und Steine zum Beschweren aus. Diese sind für den Fall, dass Kitze gefunden werden. Da kommt auch schon das Zweierteam angefahren. Die rund 4,5 Kilo schwere Drohne, ein offenbar eher grösseres Modell, wird auf der Strasse neben dem Feld zum Start vorbereitet. Die Flugroute wurde vom Piloten bereits vorgängig mittels GPS abgespeichert. Rasch steigt die Drohne auf und fliegt das Feld systematisch ab. Überraschenderweise gibt die Drohne ein viel lauteres Brummen von sich, als erwartet.
Die Erfahrung der Rettungsteams ist gross
Die Begleiterin überwacht den zweiten Bildschirm und sucht weisse Punkte. Da, plötzlich ist auf dem Monitor ein weisser Punkt deutlich zu erkennen, mein Puls schnellt in die Höhe. Die Begleiterin meint jedoch: «Der ist zu klein, das könnte eine Katze sein.» Wie recht sie mit dieser Einschätzung hat, zeigt sich, als die Stelle ganz nah angeflogen wird. Deutlich ist das Tier zu erkennen. Hoffentlich hat sie sich verzogen, wenn dann das Mähwerk kommt.
Das Rehkitz verschwindet von selbst im Wald
Für Kaffee haben die Freiwilligen keine Zeit, wir fahren zum nächsten Feld. Beim Aussteigen springt eine Rehgeiss aus dem Feld – ein untrügliches Zeichen, dass Kitze hier sein könnten. Tatsächlich werden wir fündig, ein Kitz duckt sich im hohen Gras. Die Begleiterin, bewaffnet mit einem Fangnetz, wird vom Piloten, der mit dem Bildschirm am Feldrand steht, an die richtige Stelle gelotst. Das Festsetzen des Rehkitzes misslingt jedoch. Es ist bereits gross genug, springt aus dem Feld und nebenan in den Wald hinein.
Der Landwirt ist in der Nähe und kommt sofort mit dem Mähwerk. Bis er da ist, bleibt Zeit für Kaffee und Gipfeli. Denn die Rehkitzretter wollen dableiben und beim Mähen zur Sicherheit nochmals die Drohne aufsteigen lassen. Dies, um sicher zu sein, dass das Kitz nicht unbemerkt ins Gras zurückgekehrt ist. Und dann eilen die Freiwilligen weiter, um pünktlich an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz zu erscheinen. Danke an alle diejenigen, die eine solch wichtige Unterstützung für uns Bauernfamilien leisten!
