Gebannt schauen Peter Betschart und sein Kollege Josef Heinzer vor der Alphütte und gleichzeitigen Gaststätte Lipplisbüel auf ihr Smartphone. Der Bergschwinget auf der Rigi wird an diesem Sonntagmorgen Anfang Juli live übertragen. Die ersten Gänge sind vorbei, gelegentlich ist ein Jubel oder Seufzer von den beiden zu hören, je nachdem, wer wen auf den Rücken gelegt hat. Nun müsse er aber wieder zurück in die Käserei, die erwärmte Milch im grossen Kessi sei bereit zur Weiterverarbeitung, sagt Betschart. Kollege Heinzer, der häufig bei der Alpbewirtschaftung mithilft, schaut weiter den Schwinget und nimmt noch ein Kaffee.
Bekannte Viehzüchter
Auf 1238 Metern über Meer liegt die Alpkäserei hoch über Muotathal Richtung Chinzigpass, welchen schon der russische General Suworow 1799 mit seinen Soldaten von der Urner Seite her überquert hatte.
Peter Betschart führt mit seinem Sohn Daniel seit 2021 eine Generationengemeinschaft, heute sei dieser im Tal am Heuen. Ihr Land liege weit zerstreut, bis Brunnen und beim Urmiberg. Der Heimbetrieb Plattenbach auf 700 m ü. M. zwischen dem Tal und der Alp liegt in der Bergzone III, einiges Land auch in der Zone II. Im Vorjahr konnten Betscharts ein kleines Heimet zukaufen, nun wollen sie einen Laufstall bauen für 36 GVE. Das Gesuch wird in diesen Tagen eingereicht.
Insgesamt bewirtschaften sie rund 24 ha, darunter viele Ökoflächen. 11 ha sind Eigenland. Betscharts sind bekannte Viehzüchter, die letzte Swiss-Expo-Genf-Siegerin 2020 BS Glenny Gina stammte aus ihrem Betrieb. Leider mussten sie diese Spitzenkuh vergangenen Winter einschläfern, nach zwei Wochen im Tierspital, wo schliesslich Hirntumor diagnostiziert wurde. An Viehschauen nehmen sie gerne teil, an der letzten Eliteschau standen von zehn aufgeführten Kühen neun auf dem Podest, sagt Peter Betschart nicht ohne Stolz.
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14 Tonnen Alpkäse
Auf der Alp Lipplisbüel mit31 Stössen betreut Peter Betschart rund 20 Kühe, zehn Kälber, 40 Geissen und 60 Alpschweine. Nur drei Kühe sind fremde, von einem Schwingerkollegen im Tal. Das eigene Jungvieh wird dieses Jahr auf einer Nachbaralp, ein Teil sogar ennet des Gotthards gesömmert. In der Käserei verarbeitet Alpkäser Betschart die zugekaufte Milch der Kühe von fünf Alpen des weiten Tales. Gegen 14 Tonnen Käse werden so hergestell, aus rund 140 000 kg Milch. Die Schotte wird den Alpschweinen verfüttert. 16 Alpkäse stellt Betschart derzeit täglich her, dazu noch viele Geisskäse. Auch auf dem Heimbetrieb verarbeitet Betschart mit seiner Frau Petra einen Teil der Milch in seiner Hofkäserei selber zu Weissschimmelkäse, vakuumiert in kleinen verkaufsfähigen Portionen, und zu Joghurt. Der Rest wird von der Produzentenorganisation Mooh übernommen.
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Mehr Stösse möglich
Etwas zu spät seien sie dieses Jahr am 23. Mai z Alp gefahren, sagt Betschart, obwohl einige Nachbarn meinten, zu früh. Üblich starte der Alpsommer hier aber Anfang Mai. Es sei sehr wüchsig hier, und auch Regen sei heuer regelmässig gefallen, während es anderswo trockener war. «Es gab hier kaum je vier Tage, an denen es nicht regnete, man konnte ja kaum heuen.»
Sehr gut und «usinnig wüchsig» sei deshalb der Alpsommer bisher. Der dauere bis Anfang September, dann werden die Milchkühe abgefahren, während noch etwas Galtvieh und die Ziegen länger bleiben. «Eigentlich wächst hier immer mehr, aber Normalstösse werden uns nicht mehr zugesprochen», bemängelt Betschart.
Die Alpgaststätte Lipplisbüel ist ein beliebter Ausflugsort und auch mit Autos zugänglich. Die moderne Käserei samt Restaurant wurde 2007 gebaut. Zum Nationalfeiertag am 1. August wird der Brunch auf dem Bauernhof angeboten. Gast ist dieses Jahr auch die neue Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.