In der Schweiz gibt es noch etwas mehr als 7000 Alpbetriebe. Und diese Alpbetriebe brauchen Wasser. Obwohl davon noch viel in Form von Schnee und Gletscher gespeichert ist, gilt es doch damit haushälterisch umzugehen: Denn die Gletschermenge hat in den letzten 150 Jahren um mehr als die Hälfte abgenommen.
Grosse Herausforderungen
Wie sieht es in Zukunft aus, werden wir noch genügend Wasser haben? Am dritten Forum Alpwirtschaft am Inforama Hondrich im Berner Oberland war denn auch das Wassermanagement auf den Alpen das Hauptthema. Wer mehr über den Wasserverbrauch auf seiner Alp wissen will, kann dies schon bald mithilfe eines Wasserbilanz-Tools herausfinden. Das Tool wurde von Michael Feller und Linda Schüpfer, zwei Forschenden der Hochschule für Agronomie, Forst- und Lebensmittelwirtschaft (HAFL) entwickelt. «Nicht nur aktuell, sondern auch für die Zukunft können wir mit einem Excel-basierten Programm den Wasserverbrauch und die Wasserverfügbarkeit eines Sömmerungsbetriebs aufzeigen», sagte Michael Feller, der Agronom, welcher das Tool vorstellte.
«Mit dem Wasserbilanz-Tool können wir in die Zukunft schauen.»
Michael Feller, Forschender an der HAFL
Ein neues Tool
Mit der zunehmenden Trockenheit auf den Alpen und den steigenden Temperaturen liefere das Tool wertvolle Hinweise, wie sich die Verfügbarkeit des Wassers in Zukunft verändern werde. «Aus den gewonnen Erkenntnissen lässt sich ableiten, ob und in welchem Umfang präventive Änderungen am bestehenden Wasserversorgungssystem vorzunehmen sind», so Michael Feller. Die Rückmeldungen aus dem Publikum auf das Tool waren denn auch am Forum recht unterschiedlich: Sie reichten von «Wir wissen schon jetzt, wie viel Wasser wir auf unserer Alp verbrauchen» bis «Mir ist schon klar, welche Wasserversorgung ich benötige, doch die Lösung dafür ist teurer».
Nicht allein retten
Auch für Bundesrat Albert Rösti, der das Forum eröffnete, war klar, dass ein Klimawandel stattfinde: «Ich glaube, das müssen wir nicht wegdiskutieren», hielt er fest. Er sei letztes Jahr erschrocken, weil die Blüemlisalp so schwarz gewesen sei. Doch die Schweiz könne das Weltklima nicht allein verändern. Rösti setzt vor allem auf Anpassungsmassnahmen und hob passend zum Forumsschwerpunkt das Wasserbaugesetz hervor. «Speicherprojekte oder ein System zur Früherkennung von Wasserknappheit begrüsse ich sehr», so der Bundesrat.
Gesunde Kühe
«Wasser ist aber nicht gleich Wasser», sagte Maike Oestreich, Leiterin Alpkäseberatung am Inforama Hondrich. Es brauche Wasser für die Tiere, Wasser in Trinkqualität in der Sennerei und sogenanntes Brauchwasser zum Reinigen. Die Menge und die Qualität sei das A und O für einen erfolgreichen Alpsommer: «Wasser ist das günstigste Futtermittel, und eine erfolgreiche Käseherstellung fängt deshalb schon auf der Weide an», ist Oestreich überzeugt. Damit die Kühe gesund bleiben und auch einwandfreie Milch produzieren, brauchen sie sauberes Wasser. «Deshalb müssen die Wasserreservoire in einem guten Zustand sein, das Leitungsnetz einwandfrei, und die Umgebung von Quellfassungen müsse kontrolliert werden», so die Alpkäsespezialistin.
Der Verlust ist gross
Nicht nur Wildtiere können das Wasser verschmutzen, auch warmes Wasser führe zu grossen Problemen, wenn es zu wenig fliesse oder wenn die Leitungen zu wenig tief im Boden seien. «Wenn man zu warmes Wasser hat, kann man die Milch nicht genügend oder nicht genügend schnell hinunterkühlen», stellt Maike Oestreich fest. Dies führe zu Schadkeimen in der Milch, und es bilde sich ein Fehlgeschmack im Käse. «Hustet die Milch, ist der Käse tot», so ein Sprichwort der Alpkäseberaterin. Wenn der Alpkäse durch schlechtes Wasser nicht verkauft werden könne, sei der finanzielle Verlust sehr gross, und das wolle niemand. Hat das Wasser eine schlechte Qualität, empfiehlt Oestreich, es abzukochen. Denn für das Reinigen von Melkgeschirr oder anderen Utensilien brauche es keimfreies Wasser.
«Ich war erschrocken, als ich die Blüemlisalp so schwarz sah.»
Bundesrat Albert Rösti
Alte Schläuche ersetzen
Einmal in den Sommermonaten auf der Alp eine Wasserprobe entnehmen, nicht nur bei Schönwetterperioden, würde helfen, Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Aber die Wasserqualität kann man verbessern: Alte Schläuche oder defekte Leitungen sind rasch zu ersetzen. Auch die Reservoire sind sporadisch zu reinigen. «Die Wasserpistolen vorne an den Schläuchen können richtige Dreckschleudern sein», sagte Maike Oestreich. Wasser sparen fange hier nicht beim Händewaschen an: «Arbeitet sauber, nicht nur beim Melken, sondern auch beim Reinigen von Geschirr und Stall», so die Spezialistin.
Mehrmals nutzen
In Zukunft heisst es also, das Wasser auf den Alpen effizient zu nutzen. Hier schlägt der Metallbauer Marco Rieder aus Frutigen BE vor, dass man zum Beispiel das saubere Trinkwasser in separaten Leitungen für die Milchkühlung nutzen und es später in einen Trinkwassertank zurückführen soll. «Wir müssen in Zukunft alles Wasser nutzen, damit die Alpwirtschaft weiterhin bestehen bleibt», sagte Rieder.
