Abo Michael Feller (links), Forschender an der HAFL in Zollikofen BE, und Bundesrat Albert Rösti referierten am dritten Forum Alpwirtschaft am Inforama Berner Oberland in Hondrich. Forum Alpwirtschaft Sparsam mit den Ressourcen umgehen Monday, 15. April 2024 Die Wasserversorgung auf den Alpen wird in Zukunft zur grossen Herausforderung. Was ist zu tun, damit die Kühe und Rinder nicht plötzlich vor leeren Brunnentrögen stehen? Am dritten Forum Alpwirtschaft am Inforama in Hondrich BE war denn auch das Wassermanagement auf den Alpen das grosse Thema. Die BauernZeitung hat den Bergbauern Ernst Wandfluh aus Kandergrund BE dazu befragt. Wandfluh ist SVP-Nationalrat, Präsident des Vereins Alpwirtschaft Bern und sömmert seine Tiere im Üschenetal bei Kandersteg BE.

Wie war die Wasserversorgung letztes Jahr auf den Berner Alpen?

Ernst Wandfluh: Es gab in allen Regionen Alpen, bei denen das Wasser knapp war. Das Spezielle dabei war, dass es trotz des nassen Frühlings bereits Anfang Sommer Probleme gab.

Welche Prognosen stellen Sie diesbezüglich für die Zukunft?

Die Herausforderungen im Wassermanagement werden für die gesamte Landwirtschaft immer zahlreicher. Die Niederschlagsmenge wird im Sommer wahrscheinlich nicht kleiner, der Regen fällt aber an deutlich weniger Tagen und das sehr viel stärker. Das Regenwasser fliesst deshalb rasch oberflächig ab, bevor es von den Böden aufgenommen werden kann. Auch die Trockenperioden werden deutlich länger. Damit werden Erosion und Futterknappheit zu einem zusätzlichen Problem. Die Speisung der Quellen ist deshalb nicht mehr gesichert. Mit ein Grund ist auch, dass sich die Gletscher immer weiter zurückziehen. Deshalb muss auf den Alpen in die Fassungen von Quellen und in die Speicherung von Wasser investiert werden.[IMG 3]

«Ein 12'000-Liter-Wassertank kostet bereits 16'000 Franken.»

Ernst Wandfluh

Wie viel Wasser braucht eine Alp mit 50 Kühen, 70 Rindern, drei Angestellten und 30 Schweinen, auf der tagtäglich gekäst wird?

Im Hochsommer bei hohen Temperaturen kann der Wasserverbrauch bei Milchkühen pro Tag und Kuh zwischen 100 und 150 Liter betragen. Bei Rindern ist es deutlich weniger, je nach Grösse zirka 50 bis 80 Liter pro Tag und Tier. Bei den Schweinen sind es täglich rund 8 bis 10 Liter. Es stellt sich aber die Frage, ob sie mit Schotte gefüttert werden oder nicht, deshalb kann es bei den Schweinen recht grosse Unterschiede geben. So benötigen allein die Tiere bei dieser Fragestellung rund 10'000 Liter Wasser pro Tag. Bei der Alpkäserei sind die Anforderungen ans Wasser höher als bei den Tieren. Die Tiere lassen sich mit Regenwasser aus den Zisternen problemlos tränken. Für die Käseproduktion muss es hingegen zwingend Trinkwasser sein. So braucht es für eine solche Alpkäserei schnell einmal ein paar Hundert Liter Wasser am Tag. Wenn die Milch mit Wasser gekühlt wird, steigt der Wasserverbrauch sehr schnell deutlich an.

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Können Sie sich vorstellen, dass wegen der Wasserknappheit viele Kuhalpen aufgegeben werden müssen und stattdessen nur Rinder gesömmert werden können?

Das ist schon eine Frage, die sich stellt. Ich hoffe es nicht. Mit der Produktion von Alpkäse lässt sich am meisten Wertschöpfung generieren. Wenn in die Wasserversorgung investiert werden soll, braucht es sehr grosse finanzielle Mittel. Zusätzlich sind die Kühe, die auf den Alpen sind, nicht im Tal. So kann man dort das Futter für den Winter und die Lebensmittel für die menschliche Ernährung produzieren.

Ziel ist es, das Wasser im Winter und im Frühling zu sammeln. Eine Variante ist, Wassertanks im Boden zu vergraben. Wie viel würde diese Variante für die Betroffenen insgesamt kosten und braucht es dafür eine Bewilligung?

Das kommt sehr auf das Vorhaben an. Ein 12'000-Liter-Tank kostet bereits 16'000 Franken. Dazu kommen noch Kosten für Erdarbeiten, den Sanitär und allenfalls noch Helikopterflüge hinzu. So kann ein kleines Wasserprojekt schnell 100'000 Franken kosten. Ob es eine Bewilligung braucht, klärt man am besten mit der zuständigen Gemeinde ab. Wenn es nur eine Instandhaltung von bestehender Infrastruktur ist, sollte es keine Bewilligung benötigen. Wenn es aber um ein neues Vorhaben geht oder eine neue Quelle gefasst werden soll, muss eine Baubewilligung vorhanden sein.

Was empfehlen Sie den Betroffenen neben Wassertanks noch, um in den Sommermonaten genügend Wasser zu haben?

Es gibt verschiedene Massnahmen, die getroffen werden können. Als Erstes sollte man sicher den eigenen Wasserverbrauch kennen. Welche Massnahme auf der jeweiligen Alp aber die richtige ist, muss vor Ort abgeklärt werden. Da kann die landwirtschaftliche Beratung sicher am besten weiterhelfen. Die haben, falls notwendig, die nötigen Kontakte zu den regionalen Fachspezialisten, um die jeweiligen Massnahmen zu planen. Gleichzeitig können sie auch einschätzen, ob allenfalls Gelder für Strukturverbesserungsmassnahmen durch Bund und Kanton beantragt werden können.

Werden solche Projekte finanziell unterstützt? Falls ja: Wie soll man hier vorgehen?

Grundsätzlich werden Infrastrukturbauten von Bund und Kantonen finanziell unterstützt. Wie das Ganze in den einzelnen Kantonen umgesetzt wird, kann ich nicht sagen. Im Kanton Bern werden Wasserbauprojekte ab 50 000 Franken und ab einem Normalstoss von 20 Stück unterstützt. Und das mit rund 60 Prozent A-fonds-perdu-Beitrag an die anrechenbaren Kosten. Zusätzlich können auch noch zinslose Darlehen beantragt werden – je nach Bauvorhaben. Wichtig ist, dass man sich vor Baubeginn beim Amt für Strukturverbesserung des Kantons meldet. Da die finanziellen Mittel geplant und eingestellt werden müssen, empfiehlt es sich, frühzeitig – also zirka ein Jahr vor dem Baustart – bei den zuständigen Ämtern anzufragen, wie die Vorgaben sind.

Ein grosses Thema sind auch die Wassertransporte durch das Militär. Die Armee will sich hier zurückziehen. Wie sieht die aktuelle Lage genau aus?

Das ist ein schwieriges Thema. Die Armee kann eigentlich nur bei Notsituationen und bei Umweltkatastrophen helfen, und das nur unterstützend oder ersatzweise eintretend, also subsidiär. Momentan laufen Abklärungen zwischen der Armee, den Kantonen, den zivilen Helikopter-Unternehmen und dem Alpwirtschaftlichen Verband. Ziel ist es, dass die Armee unbürokratisch Wassertransporte zugunsten der Alpwirtschaft mit dem Helikopter wieder durchführen kann. Grundsätzlich sind die Gespräche aber sehr anspruchsvoll, da die Interessen weit auseinander gehen. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass der Austausch so stattfindet, denn die gesetzlichen Grundlagen sind relativ klar.

Wassertransporte durch private Flugunternehmen kosten viel Geld für die Bauern. Werden die Betroffene auf irgendeine Weise finanziell unterstützt?

Im Moment nicht. Wer auf Wassertransporte per Helikopter angewiesen ist, tut auf jeden Fall gut daran, abzuklären, was es auf dem eigenen Betrieb braucht und welche Infrastruktur nötigenfalls zu erstellen ist. Das ist dann wiederum mit Kosten verbunden.