«Klar möchte ich später einmal selbst einen Betrieb führen», sagt der 27-jährige Yanik Egger aus dem freiburgischen St. Silvester. Mit seiner Entscheidung steht er nicht allein da, denn auch seine Partnerin Nicole Vonlanthen könnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen, als einmal Bäuerin zu sein.

«Obwohl ich gelernte Coiffeuse bin, liebe ich die Landwirtschaft über alles», so die 25-Jährige. So einfach ist es aber nicht: Weder Egger noch seine Freundin Vonlanthen haben einen eigenen Betrieb in Aussicht, denn sie kommen nicht aus der Landwirtschaft. Hingegen kann ihr Jugendfreund Yves Aeby aus Rechthalten vielleicht einmal den kleinen Bauernbetrieb von seinen Eltern übernehmen.

Egger ist der Käser

Vorerst verbringen die drei den Sommer gemeinsam auf der Alp Balisa im Schwarzsee-Gebiet. Die geräumige Alphütte steht auf 1414 m ü. M. auf der Passhöhe des Balisa-Passes, der den Schwarzsee mit dem Valsainte-Tal und Charmey verbindet. Hier oben versorgt und betreut das Älplerteam 32 Milchkühe, 80 Rinder, sieben Mutterkühe, sechs Kälber, zwei Pferde und elf Ziegen. Zur Alp gehört auch eine Buvette. Die Milch wird zu Raclette, Mutschli, Ziegen- oder Alpkäse verarbeitet – insgesamt zirka vier Tonnen Käse werden während der Alpzeit hergestellt.

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Viele Vorschriften

Yanik Egger ist der Käser, Nicole Vonlanthen versorgt die Gäste in der Buvette mit Speis und Trank und Yves Aeby ist als Zusenn angestellt. Das Dreierteam hat also viel zu tun. Sie fangen morgens um 4.30 Uhr an und der Tag endet, wenn die letzten Gäste die Alp oder besser gesagt die Buvette wieder verlassen.

Trotz der anstrengenden Tage hat das Alpvirus sie gepackt und die drei jungen Leute können sich nichts Schöneres vorstellen, als im Sommer auf die Alp zu gehen. «Die Arbeit hier oben und die Arbeit mit den Tieren, das ist pure Leidenschaft», so Yves Aeby. «Einmal selbst einen Betrieb mit Milchkühen zu führen und dazu noch z Bärg zu gehen, das wäre schon ein grosser Traum», sagt Yanik Egger nachdenklich.

Für ihn stand immer fest, dass er keinen anderen Beruf erlernen wollte als Landwirt. «Klar, finde ich die Diskussionen über unseren Beruf manchmal mühselig, doch wir müssen den Konsumentinnen und Konsumenten die Landwirtschaft immer wieder aufzeigen, müssen erklären, dass auch wir ressourcenschonend und arbeitseffizient hochwertige Produkte herstellen», so Egger.

Nicht den Mut verlieren

Dem 20-jährigen Yves Aeby sind vor allem die vielen Vorschriften in der Landwirtschaft ein Dorn im Auge. «Auch hier oben auf der Alp müssen wir fast jeden Schritt und jeden Arbeitsgang protokollieren», ärgert er sich.

Diese Bürokratie sei zermürbend und mache ihm Sorgen: «Der Strukturwandel zeigt es auf eindrückliche Art und Weise, die Jungen sind deswegen nicht mehr um jeden Preis bereit, den Beruf zu erlernen und den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb weiterzuführen», so Aeby. Doch er hat den Mut noch nicht verloren: «Auch in Zukunft wird es uns brauchen, die Bauern, welche Nahrungsmittel herstellen», hält er fest.

Mit dem Hund Kira

Auch an diesem Nachmittag sind die drei auf der Alp ein eingespieltes Team. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen: So heisst es auch, die Kühe müssten in den Stall, es sei zu heiss für sie draussen. «Wird das Ungeziefer zu lästig, fühlen sich die Tiere im Stall viel wohler», ist Yanik Egger überzeugt.

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Zusammen mit dem Hofhund Kira treibt nun Nicole Vonlanthen die Kühe von der Weide in den Stall, wo sie von den jungen Männern in Empfang genommen werden. Jede Kuh kennt ihren Platz, nur ab und zu muss eine am Glockenriemen genommen werden, wenn sie nicht dort steht, wo sie sollte.

Dass die Kuh immer wieder als Klimakiller dargestellt wird, weil sie Methan ausscheidet, ärgert sie. Denn: «Die Bergwiesen können wir gar nicht anders nutzen, deswegen wird hier seit Jahrhunderten auch Vieh gezüchtet, und erst noch in einem natürlichen Kreislauf», hält Nicole Vonlanthen fest. Die junge Älplerin ist auf der Alp Balisa überall anzutreffen, wo Hilfe benötigt wird. «Ich bin vor allem für die Buvette zuständig und ich bin gerne die Gastgeberin», sagt sie lachend. Kocht sie für die Gäste, kommt vielfach Raclette oder Fondue auf den Tisch. «Bei grösseren Gruppen oder Reservationen gibt es auch gerne ein Stück Fleisch», erzählt sie weiter.

Viele Hobbys

Yanik Egger und Yves Aeby sind eher Typen der ruhigen Art. Aufregen, wenn etwas auf der Alp nicht funktioniert oder nicht schnell genug geht, das bringe nichts. Doch wenn sie von den Kühen sprechen, leuchten ihre Augen. «Mein Herz schlägt eher für die reine Simmentalerkuh», sagt Egger. Hingegen meint Aeby: «Ich möchte einmal einen Betrieb mit Swiss-Fleckvieh-Kühen.» Und noch eine gemeinsame Leidenschaft teilen sie: das Treichel- und Glockengeläut. «Ich besitze mehrere Morier-Treicheln», sagt Egger stolz. Wenn er diese noch den Kühen zum Beispiel bei einem Alpabzug anziehen darf, schlägt sein Herz noch höher. Auch der Jodelgesang hat für ihn eine grosse Bedeutung. «Ich singe in einem Jodlerklub mit und das macht mir so viel Freude wie auf die Alp gehen zu können», so der Jungbauer. Yves Aeby hingegen spielt nicht nur aktiv in einem Theaterverein, sondern er ist auch Mitglied in einer Treichlergruppe. Bis im Herbst bleiben sie nun auf der Alp Balisa, was nachher kommt, ist noch offen.

Betriebsspiegel
Name: Alp Balisa
Ort: Schwarzsee-Gebiet
Team: Dieses Jahr sind auf der Alp: Yanik Egger, Nicole Vonlanthen und Yves Aeby.
Tierbestand: 32 Milchkühe, 80 Rinder, sieben Mutterkühe, sechs Kälber, zwei Pferde und elf Ziegen.