«Ich rate allen jungen Landwirtinnen und Landwirten, die später selbst einen Betrieb übernehmen wollen, ihre Träume und ihre Ziele zu verfolgen», sagt der 43-jährige Elmar Schmid. Der Landwirt aus dem solothurnischen Gretzenbach wusste schon in der Oberstufe, wie er einmal bauern wollte und wie sein Betrieb später aussehen soll. «Auf der landwirtschaftlichen Schule am Wallierhof habe ich damals unseren Betrieb unter die Lupe genommen, analysiert, gerechnet und geschaut, wie es wäre, wenn wir diesen Betriebszweig ausbauen oder diesen Betriebszweig weglassen würden», erzählt er. Neben den Träumen hat Schmid noch einen weiteren Tipp für die nächste Generation: «Spart für die Zukunft, gebt nicht alles Geld aus, denn das kommt euch später bei einer Betriebsübernahme zugute.»

Ein wahrer Glücksfall

Dass Elmar Schmid mit Maya, mit bäuerlichen Wurzeln, noch die richtige Frau gefunden hat, welche seine Träume immer unterstützte, sei ein Glücksfall. «Wir ergänzen uns auf dem Betrieb», sagt Maya Schmid, die ausgebildete Lehrerin, die auswärts zu 60 Prozent ihrem Beruf nachgeht. Das Resultat kann sich heute sehen lassen: Der Betrieb ist von drei auf 36 ha LN angewachsen, im Stall wurden die Schweine und Schafe gegen Kühe eingetauscht, Schmids haben auf ihrem Hof eine Käserei gebaut und die Betriebsleiterfamilie kann seit zehn Jahren einen landwirtschaftlichen Angestellten beschäftigen. «Wir haben viel in den Betrieb investiert», sagt Elmar Schmid.

Das Geld reingesteckt

Der ursprünglich nur drei Hektaren grosse Betrieb habe den Union-Futtermühlen gehört und sei ein Schweinefutter-Versuchsbetrieb gewesen. «Meine Eltern waren als Betriebsleiter angestellt. 1995 konnten sie ihn kaufen», so Elmar Schmid. Im Jahr 2002 gründete er mit seinen Eltern eine Generationengemeinschaft und löste die Starthilfe des Bundes aus. Die Schafzucht wurde nach und nach aufgelöst und mit Milchkühen, vorerst fremde zur Sömmerung, ersetzt. In den Jahren darauf kaufte man eigene Brown-Swiss-Kühe, die sie mit Original-Braunvieh-Stieren zurückkreuzten.

Rückwirkend auf 2014 übernahmen Elmar und Maya Schmid im Miteigentum je zur Hälfte den Betrieb von den Eltern. Finanziell konnte der Betriebsleiter immer auf die Unterstützung seiner Frau zählen, die schon vor der Ehe bereitwillig ihren Verdienst in die Betriebskasse steckte. «Ja, es stimmt, wir waren noch nicht verheiratet und ich habe trotzdem mein ausserbetriebliches Einkommen in den Betrieb investiert», sagt die 43-Jährige zurückblickend.

Von Gras bis zum Produkt

Heute ist die Hofkäserei das Herzstück des Betriebs. Schmids verkäsen jährlich rund 50 000 Liter ihrer Rohmilch zu Halbhart-, Hartkäse und Weichkäse, das gibt rund fünf Tonnen Käse im Jahr. «Einmal in der Woche wird gekäst, an den anderen Tagen holt die Mooh die Milch ab», so die beiden. Reich werde man beim Käsen nicht, es komme immer auch darauf an, welchen Stundenlohn man für sich rechnet. «Umgerechnet erwirtschaften wir so einen Milchpreis von rund 80 Rappen pro kg Milch», so der Betriebsleiter. «Maya und ich haben ein Flair für die ganzheitliche Produktion vom Grashalm bis zum genussfertigen Käse, noch mehr bis hin zum zufriedenen Kunden», sagt Schmid. Diese schätzen es, solch nachhaltige Milchprodukte aus ihrer nächsten Nähe kaufen zu können. Diese Lebensaufgabe ist für das Betriebsleiterehepaar sowohl sinnerfüllend als auch herausfordernd.

Seit der Pensionierung von Elmar Schmids Vater beschäftigen sie auch einen landwirtschaftlichen Angestellten. Seit diesem Sommer unterstützt sie der frisch ausgelernte Landwirt Hannes Frey aus Bern auf ihrem Betrieb. «Gute Mitarbeiter sind schwierig zu finden», weiss der Betriebsleiter. Meistens bleiben sie dann nur für ein bis zwei Jahre», sagt er.

Nicht die gleichen Löhne

«Natürlich können wir in der Landwirtschaft nicht die gleichen Löhne bezahlen wie in der Privatwirtschaft», hält Elmar Schmid fest. Bisher hatten sie aber mit ihren Angestellten Glück: «Da wir einen innovativen, vielseitigen Betrieb haben und wir bei der Suche nach Angestellten auf ansprechende Inserate setzen, dürfen wir uns zu den Glücklichen zählen, die immer wieder einen passenden landwirtschaftlichen Mitarbeiter gefunden haben», sagt Maya Schmid. Dank einer separaten Wohnung auf dem Betrieb komme auch die Privatsphäre bei ihnen nicht zu kurz. «Natürlich möchte ich bei Schmids möglichst viel lernen», hält der 18-jährige Hannes Frey fest. Obwohl er keinen eigenen Betrieb hat, habe er doch eine feste Vorstellung für seine Zukunft. «Seit ich vier Jahre alt bin, wollte ich nichts anderes als Landwirt lernen», sagt er, der ursprünglich aus einer akademischen Familie stammt. Später selbst einen Betrieb zu führen, dafür setzt sich Frey schon heute ein.

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Viel lernen und profitieren

Das erste Rüstzeug holte sich der junge Landwirt während seiner Ausbildung; nun will Hannes Frey möglichst viel bei der Familie Schmid profitieren. «Uns soll es recht sein, ein Angestellter entlastet uns nicht nur auf dem Betrieb, sondern es ermöglicht uns auch, als Familie vereinzelte Tage im Jahr etwas zusammen zu unternehmen», sagt Elmar Schmid. Vereinzelte Tage seien es und nicht eine Woche am Stück, weil ihr Betrieb es nicht zulassen würde.

«Viele Betriebe laufen heute nicht nur finanziell, sondern auch körperlich am Limit. Dies ist auch mit ein Grund, warum die Scheidungsrate in der Landwirtschaft zunimmt», ist die Lehrerin überzeugt. Für sie sei es deshalb wichtig, dass sie nicht nur zu ihrem Betrieb, sondern auch auf ihre Ehe und auf ihre Familie achten möchte. «Liebe, Zeit und Gesundheit sind ein hohes Gut im Leben und so gilt es, betrieblich immer wieder Prioritäten zu setzen, mit kleinen Schritten zeitgewinnende Veränderungen zu wagen und dem eigenen Ehrgeiz ab und zu auf die Finger zu klopfen», ist das Ehepaar überzeugt. Denn: «Manchmal ist weniger mehr.»

Betriebsspiegel

Elmar und Maya Schmid-Häusermann mit den Kindern Anna und Heidi

Ort: Gretzenbach
Arbeitskräfte: Zusätzlich ein landw. Angestellter 100 %, pensionierte Eltern beidseits, auf die man in vielerlei Hinsicht für diverse «Ärbetli» zählen darf
Ackerfläche: 36 ha LN hügeliges Grünland, davon 1,5 ha zur Wiesenerneuerung
Betriebszweige: Milchwirtschaft, Hofkäserei, Hofladen
Tierbestand: 27 BS-Kühe plus Nachzucht, insgesamt 60 Stück