Abo Oberhalb des Betriebs Feldmoos im Entlebuch dreht sich das Windrad der Familie Aregger. Es wurde vor 15 Jahren gebaut und gehört heute zu den kleineren Modellen. (Bild jsc) Erneuerbare Energie¨ Windräder liefern sauberen Strom an sonnenlosen Tagen Thursday, 3. December 2020 Wer mit einer grossen Solaranlage möglichst energieunabhängig sein möchte, hat im Winter ein Problem. Kurze Tage und je nach Lage eine Nebelsuppe lassen die Leistung der Panels einbrechen. Als Ergänzung könne eine Windturbine sinnvoll sein, findet Frido Stutz. Seine Firma New Green Tec AG vertreibt vertikale Windräder in verschiedenen Ausführungen. «Sie sind deutlich kleiner als die bekannten horizontalen Modelle und daher ist die Bewilligung in der Regel einfacher zu bekommen», erklärt er.

Aussicht zeigt Potenzial

Die vertikalen Windräder sind mit maximal 30 Metern Höhe im Vergleich zu den grossen Windanlagen geradezu handlich. «Sie müssen sich nicht bei jeder Böe neu ausrichten, sondern drehen sich kontinuierlich unabhängig von der Windrichtung», erläutert Frido Stutz einen weiteren Unterschied. Das bringt vertikalen Anlagen einen Vorteil im Siedlungsgebiet, wo turbulente Windströmungen herrschen. In guten Windlagen – z. B. auf Hügeln – lässt sich allerdings besonders viel herausholen. «Die effektive Leistung an einem Standort ist von vornherein schwierig abzuschätzen», sagt Stutz. Man könnte zwar für mehrere Tausend Franken eine Analyse der potenziellen Windenergie machen lassen, New Green Tec hat aber einen einfacheren Ansatz: «Wenn die Aussicht Richtung Westen und Südwesten etwa 50 Kilometer beträgt, ist es ein guter Standort.»

Vertikale Windräder von New Green Tec können auf Flach- oder Giebeldächern oder auf Säulen installiert werden. Ausserdem gibt es frei stehende Dreibeinmodelle und das Windrad wird jeweils mit Solarpanels am Sockel ergänzt, um Wind- und Sonnenstrom zu kombinieren. In guten Lagen sei eine Jahresproduktion von 1000 kWh mit einer 700-Watt-Windturbine realisierbar. Mit 4000 bis 6000 Franken pro kW Nennleistung ist das System zwar teurer als eine Solaranlage, dafür können die Windräder aber besser ganzjährig ausgelastet werden und liefern insbesondere im dunklen Winterhalbjahr lokale Energie.

«Da kann fast nichts kaputtgehen.»

Frido Stutz, New Green Tec, über die Robustheit vertikaler Anlagen.

Auf dem Plantahof

Laut Frido Stutz drehen sich in der Schweiz heute 30 vertikale Windräder, die meisten im Siedlungsraum. Aber auch vonseiten Landwirtschaft sei das Interesse gross, «schliesslich befinden sich viele Höfe auf einer Anhöhe», gibt der Geschäftsführer von New Green Tec zu bedenken. Zu den landwirtschaftlichen Interessenten gehört der Plantahof in Landquart GR. «Wir wollen kleine, einfache Innovationen zeigen», erklärt Renato Nigg vom Hochbauamt Graubünden. Gerade auch den Besucher(innen) mit Landwirtschaftsbezug sollten das Potenzial und die Umsetzbarkeit vorgeführt werden.

Nigg befasst sich aktuell mit dem Bewilligungsverfahren bei der Gemeinde für die geplante 2 m hohe Turbine. «Sie wird auf ein Flachdach gestellt und wir können sie nach Bedarf versetzen», sagt Renato Nigg. Das Windrad mit 700 Wp und die beiden integrierten Solarpanele erreichen zusammen 2100 Watt installierte Leistung. Mit rund 13 300 Franken ist die Investition für den Kantonsbetrieb über-schaubar.

«Wir haben keine Messungen zur Windstärke gemacht», gibt Nigg Auskunft, «wir können die Anlage ja einfach an einer anderen Ecke aufstellen, wenn es nicht passt.»

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Bisher immer bewilligt

New Green Tec unterstützt ihre Kunden bei der Baubewilligung, für die es u. a. einen Lärmnachweis braucht. «Bisher sind alle Windräder bewilligt worden», so die positive Bilanz von Frido Stutz. Vertikale Windräder werden als leise beschrieben, da Geräusche vor allem von den Flügelspitzen der Rotoren entstünden. Da die vertikalen Modelle keine Flügelspitzen haben, sei der Geräuschpegel nicht höher als jener von Dachkanten oder Bäumen bei starkem Wind. Ausserdem bestehe keine Gefahr für Vögel, da sie die Anlagen als feste Körper wahrnehmen. «Ich sage immer, wenn ein Vogel zu wenig intelligent ist, das zu sehen, hat ihn schon eine Katze gefressen», bemerkt Stutz. Es sei kein Fall bekannt, in dem ein Vogel oder eine Fledermaus durch ein vertikales Windrad zu Schaden gekommen wäre. Gemäss Renato Nigg ist es grundsätzlich einfacher, eine Bewilligung für ein vertikales Windrad in der Landwirtschafts- statt der Wohnzone zu bekommen – kantonale und kommunale Unterschiede ausgenommen. Stutz und Nigg sind sich aber einig, dass es vonseiten Behörden noch an Erfahrung mit solchen Anlagen fehlt, «da gibt es bisher viele Fragezeichen», meint der Kantonsmitarbeiter.

Keine Verschleissteile

Weil sie keine Verschleissteile haben – das Lager ist im Magnetkörper des Generators integriert –, seien die Geräte von New Green Tec sehr langlebig. «Da kann fast nichts kaputtgehen», versichert Frido Stutz. Auf den Wechselrichter werde eine Garantie von zehn Jahren gewährt. «Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet, aber ich sehe grosses Potenzial für vertikale Windräder in der Landwirtschaft», so die Meinung von Renato Nigg. Er argumentiert mit der weitestgehenden Wetterunabhängigkeit im Vergleich zum Solarstrom. «Das könnte gerade für kleine Maiensässe oder Ställe mit geringem Energieverbrauch interessant sein, um autarker zu werden», findet er.

Weitere Informationen: www.newgreentec.ch