Gelernt hat Astrid Roos Innendekorationsnäherin. Heute organisiert und managt sie mit ihrem Mann Patrik, der Zimmermann und Landwirt gelernt hat, die Direktvermarktung des gemeinsamen Betriebes «Pura Valle».
Warum der Name «Pura Valle»? Im luzernischen Ebersecken hat es vor einigen Jahrhunderten ein Frauenkloster gegeben, die Nonnen nannten das Tal, in dem der Betrieb ansässig ist, «Pura Vallis». «Wir haben den Namen vom Lateinischen ins Italienische übersetzt», erzählt die dreifache Mutter. Die Sprache hat sich geändert, die Bezeichnung «Reines Tal» ist geblieben.
Direktvermarktung statt höheres Pensum auswärts
Vor 15 Jahren, als die Schweinepreise tief waren, stand das Paar vor der Wahl. Entweder Patrik Roos würde mehr auswärts arbeiten gehen – Astrid hatte damals ein eigenes Nähatelier – oder sie bauen sich eine Direktvermarktung auf. So hat die Macherin ihr Nähatelier aufgegeben, um daheim auf dem Hof mitzuarbeiten und so konnte sie sich nebenbei auch um die Kinder kümmern. Die Kreativität und das Arbeiten mit den Händen hat sie so beibehalten.
Die Hauptprodukte sind Fleisch und dessen Produkte. Es werden pro Jahr an die 120 eigene Schweine, einige Kälber und Rinder verarbeitet. Hinzu kommt ein beträchtlicher Teil von Lohnverarbeitungen. Zu Beginn geschahen diese in Zusammenarbeit mit einer Metzgerei. Als diese kurz darauf altershalber geschlossen wurde, konnten sie in einem 2017 gebauten Anbau viel vom Inventar der Metzgerei übernehmen und so selbst produzieren. Sogar der pensionierte Metzgermeister kam mit auf den Hof, er arbeitet seither an zwei Tagen die Woche in der Produktion mit. «Das Herzstück ist allerdings die Räucherkammer», erzählt Astrid Roos. Der ganze Anbau wurde so geplant, dass diese von der Metzgerei eins zu eins in den Anbau eingebaut werden konnte. So produziert der pensionierte Metzgermeister nun weiterhin mit Leidenschaft beispielsweise die Cervelats, wie er dies damals vor 50 Jahren in seiner Ausbildungszeit gelernt habe. Er war es denn auch, der dem Ehepaar Roos gezeigt hat, wie man die Tiere ausbeint und das Fleisch weiterverarbeitet. Davon hatten die beiden ursprünglich keine Ahnung.
Betriebsspiegel «Pura Valle»
Betriebsleiter: Patrik und Astrid Roos
LN: 14 ha, Grasland und Futtermais
Tiere: 28 Milchkühe mit eigener Nachzucht, 56 Mutterschweine mit Ferkel, davon 10 Duroc-Mutterschweine und 50 Mastschweine.
«Jägerstömpli» und «Santenbergerli»
Der Hauptteil von Astrids Arbeit ist das Kommissionieren von Bestellungen, Arrangieren von Geschenken, sowie das Verpacken der Fleischwaren. Dabei hat sie Unterstützung von zwei Frauen. Die Fleischwaren tragen Namen wie «Jägerstömpli» oder «Santenbergerli». Der Käse, den sie gelegentlich auch selbst produzieren, heisst «Tunnelkäse». Alles Namen, die mit den Gegebenheiten der Region in einem Zusammenhang stehen.
«Organisieren und managen kann ich besonders gut.»
Astrid Roos leitet die Direktvermarktung auf dem Betrieb.
Die Produkte werden im Hofladen, in diversen lokalen Lebensmittelgeschäften sowie in zwei Automaten verkauft. Auch die Auslieferung und Kontrolle der Verkaufsstandorte gehört zu den Aufgaben von Astrid Roos. Des Weiteren werden Firmen, Kantinen, Altersheime und Feste beliefert – und Astrid besucht fünfmal im Jahr den Frischemarkt. Nebenbei macht sie mit fleissigen Helfer(innen) zusammen ab und zu Caterings, bei denen sie vor Ort mit dem eigens dafür mitgebrachten Grill grillieren und Salat und Beilagen bereitstellen.
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Die Übersicht zu behalten, ist ihre Stärke
Die Zusammenarbeit innerhalb der Familie, aber auch mit den Angestellten sowie die komplette Organisation vom Aufziehen der Tiere bis zum Verkauf der Produkte, sind die wichtigsten Bausteine. «Organisieren, managen, den Überblick behalten und alles unter einen Hut bringen, das kann ich besonders gut», schätzt Astrid Roos sich selbst ein. Zudem sei sie innovativ und gebe niemals auf, sondern ziehe durch, was sie begonnen habe.
Für Hobbys fehlt die Zeit
Für ein Hobby hat Astrid Roos momentan keine Zeit, eigentlich komme sie nicht einmal dazu, mal in Ruhe ein Magazin zu lesen. Sie schöpft Kraft durch gemeinsame Aktivitäten mit der Familie und draussen in der Natur.