Einen Blick in eine andere Welt vermittelte Zita Langenstein. Die Bauerntochter aus Nidwalden wuchs mit zahlreichen Geschwistern auf, und schon als sechsjähriges Kind habe sie ihrer Mutter gesagt, sie wolle Butler werden. Inspiriert habe sie ein Buch, wo das Leben eines Butlers in einer englischen Adelsfamilie beschrieben wurde.
Die Schilderung des Dienens habe sie fasziniert. 16-jährig zog sie von zu Hause aus und hatte ihre erste Stelle als Butler, absolvierte zwei Berufslehren im Gastgewerbe. Über Jahrzehnte diente sie auf der ganzen Welt bei Kunden, privaten Familien wie auch in Königshäusern. Heute bezeichnet sie sich als Kosmopolitin im Kopf, sei aber Nidwaldnerin im Herzen geblieben.
Noch heute habe sie bei grossen Anlässen Aufträge bei den britischen Royals. Heute ist die über 60-Jährige Leiterin Weiterbildung bei Gastro Suisse. Die diplomierte Butler arbeitet nach wie vor für einen Familienhaushalt in Zürich.
«Das ist das Beste, was ich im Leben je machte.»
Zita Langenstein ist begeistert von der Butlerschule in London, welche sie 2005 absolvierte.
Abschluss mit Bravour
Die Butlerschule in London absolvierte sie allerdings erst 2005. Angemeldet habe sie sich dort zwar schon 1981, und dann immer wieder, wurde aber über viele Jahre abgewiesen, wegen scheinbar fehlender Erfahrung. Bis sie merkte, dass dort gar keine Frauen aufgenommen werden. Das änderte erst im Jahr 2000, als sich die renommierte Schule für das weibliche Geschlecht öffnete, erzählte Langenstein schmunzelnd. «Dann liess ich mir aber noch einige Jahre Zeit, aber diese Schule war etwas vom Besten, was ich im Leben machte.» Schon am ersten Tag lernten sie, mit einem Säbel eine Champagnerflasche zu entkorken. Und später stundenlang mit einem Glas auf dem Kopf und einem Tablett mit Geschirr im Kreis zu laufen, um die richtige ruhige Haltung zu lernen.
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Den Abschluss in London machte sie mit Bravour, und dank des ersten Preises konnte sie ihre Arbeit der Queen präsentieren. Was diese offenbar so beeindruckte, dass Langenstein auch heute noch für Dienste im Königshaus angefragt wird.
Distanz und Diskretion
Der Beruf Butler habe sehr viel mit Vertrauen, Distanz und Diskretion zu tun. Nach der Ausbildung sei ein Versprechen abzulegen für Vertraulichkeit, und das werde auch notariell beglaubigt. «Butler sind wie Geister, wir sollten bei Gesprächen unserer Kunden nicht zuhören und wegschauen können.» Sie habe viel gelernt über Kundenzufriedenheit. Zuverlässigkeit, Fach- und Leistungskompetenz, Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen sowie die Hardware und Infrastruktur seien die fünf Faktoren für gelebte Qualität. Und zwar in dieser Reihenfolge in der Schweiz.
«Reklamationen von Kunden sind Chancen.»
Zita Langenstein rät, durch besser werden Kunden zu behalten.
Aufmerksam für Kunden
Dienen mache glücklich, ist Zita Langenstein überzeugt. Und wer Kunden gegenüber etwas gebe, bekomme auch etwas zurück. Sie referierte am 21. März an der GV der Schweizer Getreidebörse und vermittelte Tipps für mehr Kundenzufriedenheit. Da liege noch ein grosses Potenzial brach, deshalb bietet sie Seminare und Vorträge an zu Themen wie Dienstleistungsorientierung, Mitarbeiterführung oder internationale Umgangsformen. Kunden richtig zu dienen, sei die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Sie zitierte aus einer Studie des Gottlieb Duttweiler Institutes, wonach mit Abstand der häufigste Grund, wieso Unternehmen Kunden verlieren, die mangelnde Aufmerksamkeit sei. Lange vor andern Gründen wie falsche Preispolitik, ungenügende Qualität oder geänderte Kaufgewohnheiten.
Sorgfältiger Umgang mit anspruchsvollen Kunden werde immer wichtiger. «Freuen Sie sich, wenn reklamiert wird! Das ist die beste Chance, besser zu werden und Kunden zu behalten.»