Der 1.-August-Brunch ist bei der Bevölkerung beliebt. Doch das Angebot ist knapp. Woran liegt das? Andrea Camadini spricht im Interview über mögliche Gründe. Sie ist beim Schweizer Bauernverband (SBV) unter anderem Projektleiterin des 1.-August-Brunchs.

Frau Camadini, wie viele Betriebe haben sich bisher für den 1.-August-Brunch angemeldet?

Andrea Camadini: Die Anmeldefrist läuft bis Ende April. Aktuell haben sich rund 126 Betriebe angemeldet. Unser Ziel wäre es, schweizweit 300 Höfe zu haben, die einen Brunch anbieten.

Das sind deutlich weniger Betriebe als in den Vorjahren. Wo sehen Sie die Gründe für den Rückgang?

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe ging in den letzten zehn Jahren generell zurück. Daher ist es nachvollziehbar, dass auch weniger Gastgeberhöfe den Brunch organisieren. Aber natürlich setzte uns auch Corona zu. Einige langjährige Anbieter entschieden sich danach, ganz auszusteigen. Es sind aber auch einige neue Höfe dazugekommen. Wir sind auf alle Fälle motiviert, unser Angebot für die Gastgeberhöfe à jour zu halten, es laufend den Gegebenheiten anzupassen und weiterzuentwickeln.

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Wo liegt aus Ihrer Sicht der grösste Aufwand für die Betriebe?

Der Brunch fällt in eine generell intensive Zeit und ist mit Arbeit verbunden, im Vorfeld und am Tag selbst. Das heisst, es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die man organisieren und instruieren muss und die selbst ja keine Gastroprofis sind. Und die grossen Mengen an Essen bereitstellen, ist auch anspruchsvoll, vor allem, wenn man das nicht oft macht. Dann ist noch das Wetter, das man berücksichtigen muss. Wichtig ist Freude am Organisieren und dem Kontakt mit den unterschiedlichsten Gästen. Und ganz wichtig: Die Familie muss ebenfalls hinter dem Projekt stehen und es braucht unterstützende Helferinnen und Helfer.

Welchen Nutzen können die Betriebe von Anlass ziehen?

Der 1.-August-Brunch kann die eigene Direktvermarktung oder andere Hofangebote ankurbeln, und er ist ein Element der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit.

Viele Höfe sind für die Gästebewirtung nicht eingerichtet und müssen viel Material mieten oder kaufen. Ist da der SBV-Richtpreis zwischen 25 und 45 Franken pro Gast nicht zu tief angesetzt?

Es ist ein Richtpreis für einen Standard-Brunch. Wir machen den Gastgeber keine Vorgaben. Sie können den Preis selbst bestimmen, je nach Angebot, Aktivitäten und Unterhaltungsprogramm. Wenn ich einen Blick auf die veröffentlichten Höfe werfe, sehe ich Preise von 15 bis 70 Franken.

Abo Hans-Peter und Christine Bigler laden jeweils mit ihren Nachbarn Robert und Elisabeth Riesen (nicht auf dem Bild) zum Brunch. Weitere Gastgeber wären gesucht «Wir haben einen Nationalrat im Abwaschteam»: Die Familien Bigler und Riesen laden jedes Jahr zum 1.-August-Brunch Sunday, 9. March 2025

Sollte der Preis für den 1.-August-Brunch für die Bauernfamilien kostendeckend oder gar gewinnbringend sein?

Das variiert je nach Grösse und Organisation des Brunchs. Hauptsächlich hängt es davon ab, wie viele Helfer(innen) man bezahlen muss. Ein grosser Gewinn liegt eigentlich nie drin, vor allem nicht, wenn man noch das Helferfest mitberücksichtigt, das viele im Anschluss durchführen.

Wie schätzen Sie die Seite der Brunch-Besucher ein, wo liegt deren preisliche Schmerzgrenze?

Wenn ein Hof 70 Franken für den Brunch verlangt und dies bezahlt wird, dann sehe ich die Schmerzgrenze weit oben. Letztes Jahr waren drei Viertel der Höfe ausgebucht. Der Brunch ist sehr beliebt.

Hört man sich bei ehemaligen Anbietern um, heisst es, dass Aufwand und Nutzen nicht stimmen. Warum soll man dennoch mitmachen?

Der Brunch soll eine Gelegenheit sein, Landwirtschaft und Bevölkerung zusammenzubringen und den Besucherinnen und Besuchern ein schönes Erlebnis bieten. Die Bedeutung als PR-Event ist eher symbolisch. Der Brunch ist jedoch eine schöne Tradition.

Der SBV und die kantonalen Verbände stehen den Gastgeberfamilien zur Seite. Was waren die häufigsten Fragen oder Probleme?

Es kamen Fragen zum Anmeldeprozess und zur neuen Ticketplattform.In den letzten Jahren erhielten wir von den Gastgebern vermehrt Rückmeldungen zu Problemen mit Leuten, die zwar reserviert haben, aber nicht kamen. Dies ist besonders ärgerlich, wenn der Brunch ausgebucht ist und bereits Absagen an Interessenten ausgesprochen wurden. Um dieses Problem zu lösen, führen wir 2025 eine neue Ticketplattform ein. Hier können die Gastgeber ihre Plätze online verkaufen und erhalten ihre Zahlungen garantiert.

Die Anmeldefrist läuft bis Ende April. Geht es auch später?

Wer sich bis Ende April anmeldet, wird im Brunch-Magazin abgedruckt und erhält das komplette Sponsoringmaterial, wie Tischtuchrollen, Servietten, Absperrbänder, Tischsets oder Naturalien. Nachzügler können wir nur noch online berücksichtigen.

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