«Vor 28 Jahren hat es klein angefangen – mit 180 Gästen. Heute empfangen wir bis zu 1100 Gäste und sind damit wohl einer der grössten 1.-August-Brunches im Kanton», erzählt Hans-Peter Bigler. Der Landwirt und passionierte Lehrmeister, seine Frau Christine sowie das Ehepaar des benachbarten Hofes, Robert und Elisabeth Riesen, stemmen nicht nur den Brunch gemeinsam. Dazu kommen jährlich weitere Events, darunter Hochzeitapéros, Hochzeitsfeste, Firmenanlässe und Geburtstagsfeiern.

Gegenseitiges Vertrauen

Die enge Zusammenarbeit zwischen den Familien Bigler und Riesen basiert auf jahrelangem Vertrauen. Jeder übernimmt seinen Bereich: Während Robert Riesen das gesamte Getränkemanagement koordiniert, kümmert sich Elisabeth Riesen ums Kochen – unter anderem um die Rösti – sowie das Einheizen des eigenen Ofenhüsis für das gemeinsame Backen von Brot und Züpfe. Die Bestellungen, Platzreservierungen und Anmeldungen laufen über Christine Bigler, während Hans-Peter Bigler für den Aufbau verantwortlich ist.

Arbeitszeiten werden nicht erfasst. «Wir teilen uns den Gewinn», sagt Christine Bigler. «Die Events sind ein gemeinsamer Betriebszweig, den meine Eltern mit Riesens aufgebaut haben. Wir helfen uns gegenseitig bei Arbeitsspitzen und teilen uns einen Teil der Maschinen – sind aber ansonsten zwei getrennte Betriebe», ergänzt Hans-Peter Bigler.

Wie der Brunch gewachsen ist, sind auch Christine Bigler und ihr Mann in die Aufgabe hineingewachsen. «Jahrelang war es meine Aufgabe, die Hammen zu schneiden, und Robert kümmerte sich um die Gäste und schaute, dass alles rund läuft. Irgendwann meinte er zu mir, er möchte lieber tauschen», erinnert er sich.

Keine Warteschlangen

«Mehr als 1100 Gäste gingen gar nicht, alleine vom Handling her», sagt Christine Bigler. «Wir brauchen Platz, Schatten oder Schärme, und unser Anspruch ist es, keine Warteschlangen zu haben. Darum gibt es kein langes Buffet.»

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Das durchdachte Konzept funktioniert: An verschiedenen Stationen gibt es Speckrösti, Hamme, Spiegeleier, Käse, Fleisch, Joghurt, Müesli und selbstgemachte Konfitüren – so kann sich jeder Gast genau das holen, worauf er Lust hat, ohne sich in langen Schlangen anzustellen. Ein Helfer-Team kommt bereits am Vortag, um die 250 Kilo Kartoffeln für die Rösti zu schälen.

Lange gegen Orangensaft gewehrt

Die Speisen stammen ausschliesslich aus der Region – viele direkt vom eigenen Hof oder von benachbarten Betrieben. «Die Milch und die Kartoffeln sind von uns, der Süssmost stammt von unseren beiden Betrieben. Die Butter kommt von meiner Schwester von der Alpkäserei, der Käse aus der regionalen Käserei, die Eier aus Mamishaus und die Hammen vom lokalen Metzger», erklärt Christine Bigler.

Die Mengen sind beeindruckend:

  • 1100 Eier
  • 110 kg Hamme
  • 100 kg Mehl für Züpfe und Brot
  • 250 Liter Milch
  • 150 Liter Apfelsaft vom eigenen Hof
  • 50 Liter Orangensaft («Ich habe mich lange gewehrt, da bei uns ja keine Orangen wachsen, aber er wird mittlerweile erwartet», sagt Christine Bigler)
  • 1000 Teller, 900 Tassen und Besteck
  • 9 Festzelte – sechs eigene, weitere werden gemietet

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Viele fleissige Hände

Damit der Brunch überhaupt stattfinden kann, braucht es viele helfende Hände. «Ohne unsere Helfer könnten wir das nicht stemmen», sagt Christine Bigler. Jedes Jahr unterstützen rund 35 Personen – darunter viele Familienmitglieder, Freunde und Bekannte – in verschiedenen Bereichen. «Es ist eine schöne Zusammenarbeit. Viele sind seit Jahren dabei, wir müssen gar nicht mehr viel erklären. Am 1. August stehen alle um 6.30 Uhr bereit und wissen genau, was zu tun ist», erzählt sie.

Gastgeber dringend gesucht

Der 1.-August-Brunch ist eine beliebte Tradition, doch es fehlen Gastgeber. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihren Hof und Ihre Produkte bekannt zu machen, Gäste für nachhaltige Landwirtschaft zu begeistern und neue Kundschaft zu gewinnen. Besucherinnen und Besucher erhalten einen Einblick in den Hofalltag – Tiere, Felder, Maschinen – und erleben, wo ihre Lebensmittel herkommen. Auch kleine Brunchs mit weniger als 50 Gästen sind willkommen! Die Kampagne «Schweizer Bäuerinnen & Bauern» unterstützt mit Tipps zur Organisation und sorgt für Werbung. Machen Sie mit, melden Sie sich noch bis am 26. April als Gastgeber an und stärken Sie die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Konsumenten. Jeder Hof zählt!

Anmeldung via www.bauernportal.ch. Bei Fragen hilft der Schweizer Bauernverband unter info@brunch.ch oder Telefon 056 452 51 11 gerne weiter.

Rüegsegger wäscht ab

Ein besonderer Helfer ist immer dabei: «Wir haben sogar einen Nationalrat im Abwaschteam», ergänzt Hans-Peter Bigler lachend. «Mein Schwager Hans Jörg Rüegsegger hilft jedes Jahr mit. Dadurch ist er Nationalrat geworden», scherzt er. Politische Themen halten sich beim Brunch jedoch in Grenzen. «Mein Schwager darf ein paar Worte an die Besucher richten, ansonsten wollen wir keinen politischen, sondern einen neutralen Brunch», betont Hans-Peter Bigler. «Wir suchen es nicht, dass uns ein Bundesrat besucht. Auch Anfragen für Marktstände haben wir schon abgelehnt.»

Neben dem kulinarischen Erlebnis steht vor allem die Landwirtschaft im Mittelpunkt. «Unsere Gäste haben heute viel weniger Berührungspunkte mit Bauernhöfen als früher», sagt Christine Bigler. «Da gibt es echte Aha-Momente, wenn sie zum Beispiel sehen, wie der Mutterkuhbetrieb von Riesens funktioniert oder was der Unterschied zu unseren 50 Milchkühen ist.» Die Stalltüren stehen am 1. August offen – und die Tiere erhalten regen Besuch. Besonders die Kälber ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.

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Auch der Wettbewerb mit einer Frage zur Landwirtschaft kommt gut an – als Hauptpreis winkt jedes Jahr ein Trettraktor. Nach 28 Jahren ist es aber gar nicht so einfach, sich neue Fragen auszudenken. «Wir fragten schon, wie hoch unsere Linde ist, wie schwer unsere gusseiserne Röstipfanne, wie viel Regen im aktuellen Jahr gefallen ist oder wie viele Kilo Kartoffelschalen anfallen», erinnert sich Hans-Peter Bigler.

Gäste sind treue Seelen

«Wir mussten über die Jahre immer mehr bieten. Früher reichte ein Sandkasten, heute haben wir einen Sandkasten, eine betreute Hüpfburg sowie ein Hof-Quiz – das wird heute einfach erwartet», fährt er fort. Viele Gäste sind treue Seelen und kommen seit über 25 Jahren. «Solchen sagen wir natürlich nicht ab, auch wenn wir theoretisch schon ausgebucht wären», sagt Hans-Peter Bigler. Die Autokennzeichen am 1. August zeigen, dass der Brunch weit über die Region hinaus bekannt ist. «Freiburg sowieso, Aargau, Solothurn, mittlerweile auch Zürich. Wir hatten sogar schon einen Motoclub aus dem Waadtland oder einen Gehörlosenverein, der bei uns gebruncht hat.»

«Ein Jahr ohne Brunch ist Seich»

Die Veranstaltung profitiert davon, dass der Hof auch sonst auf Events spezialisiert ist – und umgekehrt. «Für uns ist der Brunch die beste Werbung für andere Veranstaltungen», sagt Hans-Peter Bigler. Zwei Drittel der Hochzeitspaare hätten zuvor bereits an einem Event auf dem Hof teilgenommen.

Obwohl die Organisation jedes Jahr viel Arbeit bedeutet – besonders die zunehmenden Anmeldungen per Mail sind zeitintensiv – steht für die Familien fest: Sie wollen den Brunch weiterführen. «Der Brunch ist schon Leidenschaft für uns. Wir haben das in den Corona-Jahren gemerkt: Ein Jahr ohne Brunch ist Seich, da fehlt etwas», so Hans-Peter Bigler. «Wenn wir alle gesund bleiben, schaffen wir in zwei Jahren sicher noch das 30-jährige Jubiläum», ergänzt Christine Bigler.

Gemeinsame Website der beiden Betriebe

Betriebsspiegel Familie Bigler

Name: Hans-Peter und Christine Bigler mit den erwachsenen Kindern Sven und Darina
Ort: Mamishaus BE
Fläche: 38 ha, 13 für den Ackerbau, der Rest ist Grünland
Ackerbau: (Saat-)Kartoffeln, Mais, Getreide
Viehbestand: 50 Milchkühe (2/3 RH und Holstein, 1/3 SF) produzieren Milch für Emmi, Stalldurchschnitt 8500 bis 9000 kg, 70 Stück Jungvieh, eigene Aufzucht und Weiterverkauf, Saanenziegen als Hobby der Kinder