«Ich bin erst durch meinen Mann in Kontakt gekommen mit der Landwirtschaft», sagt Yasmin Regenass. Denn aufgewachsen ist sie im basellandschaftlichen Liestal. Zuerst mitten in der Stadt, später im Haus ihres Grossvaters etwas abseits. Ihr Mann Beat hat sie an einer Fasnachtsveranstaltung kennengelernt.
Bis sie dann den gemeinsamen Weg in die Landwirtschaft gefunden haben, dauerte es einige Zeit. Nach einigen längeren Auslandsaufenthalten und Saisonstellen entschieden sie sich zusammenzuziehen. Zuerst in eine der beiden Mietwohnungen auf dem Betrieb der Eltern ihres heutigen Mannes Beat Regenass, später in eine grössere Wohnung. Im Jahr 2022 heiratete sie und 2023 erblickte ihr gemeinsamer Sohn Theo das Licht der Welt.
Zwei Betriebe
Über das Portal Hofnachfolge.ch fand die junge Familie den heutigen nach IP-Suisse-Richtlinien geführten Pachtbetrieb etwas ausserhalb von Kaiseraugst. Seit sie im November 2024 gemeinsam dort eingezogen sind, ist das ihr neuer Lebensmittelpunkt. Zudem haben sie auch den elterlichen Betrieb von Beat Regenass als Pächterpaar übernommen. Dank der Mithilfe ihres Schwiegervaters, der im Angestelltenverhältnis weiter mitarbeitet, ist dies möglich.
[IMG 2]
Mit den Pachtverhältnissen habe sich so einiges geändert, sagt Yasmin Regenass. Ihr Mann arbeitet nicht mehr Vollzeit im Tiefbau, sondern nur noch einen Tag in der Woche und auch sie ist beruflich einen Tag auswärts tätig. «Das ist für mich ein toller Ausgleich, wenn ich einmal in der Woche eine Abwechslung habe», meint die gelernte Gärtnerin für Zierpflanzen. «Ich mache die Gartenarbeiten bei den Kunden einfach zu gerne.» Bei ihrer Tätigkeit in dem Gartenbaubetrieb ist sie eine Allrounderin. Ob draussen und bei den Kundinnen und Kunden vor Ort oder im Büro: sie arbeite dort, wo sie gebraucht wird. «Das macht es für mich spannend.»
Bäuerinnenschule als Basis
Von 2019 bis 2021 hat die junge Mutter am Bildungszentrum Wallierhof die Bäuerinnenschule absolviert und nebst den neun Pflichtmodulen auch die Wahlmodule Rindvieh- und Kleintierhaltung besucht. Das Wissen kann sie nun in ihrem neuen Aufgabenbereich ideal einsetzen. Das Modul Milchverarbeitung hätte sie auch interessiert, erzählt sie, aber damals war schon klar, dass wir einen Betrieb mit Mutterkuhhaltung suchen, wie es auch der von den Schwiegereltern ist. Die Abschlussprüfung werde sie dann nächstes Jahr in Angriff nehmen, denn erst da hat sie die benötigte Praxiszeit auf dem eigenen Betrieb erarbeiten können.
Mit der Pachtübernahme hat das Paar bereits auf beiden Betrieben den jeweiligen Kundenstamm der schon bestehenden Direktvermarktung übernehmen können. Auf dem Hof der Schwiegereltern sind dies die Kundinnen und Kunden für das Limousin-Naturabeef. Es werden jährlich drei bis vier Rinder geschlachtet und als Mischpakete verkauft.
Das klappe super, meint Yasmin Regenass. Sie führt nun die Whatsapp-Gruppe, in der die Stammkundschaft informiert wird und die Bestellungen aufgegeben werden können. Auf dem Betrieb in Kaiseraugst läuft es etwas anders. Das Verpächterpaar hatte bis ins Jahr 2019 gemolken und so ist der Fleischverkauf noch ausbaufähig.
Eier und Fleisch
Das möchte Yasmin Regenass unbedingt in Angriff nehmen. Denn zum Betrieb gehören an die 130 Freilandlegehennen. Auch hier konnte sie den Kundenstamm der Verpächterfamilie übernehmen und verkauft sämtliche Eier in Direktvermarktung. Das heisst, Yasmin Regenass nimmt die Zusatzbestellungen oder Änderungen auf und macht dann am Mittwochabend die Bestellung bereit, welche am Donnerstagmorgen ausgeliefert werden.
Die Auslieferung erfolgt in Kaiseraugst und einigen umliegenden Dörfern mit dem Auto. Yasmin Regenass hat immer zusätzliche Eier mit dabei, denn es gibt es öfter, dass Zusatzbestellungen im Rückgabe-Eierkarton im Briefkasten liegen. Dann müsse sie nochmals zum Auto laufen, um die Eier zu holen. «Da gibt es sicher noch Verbesserungspotenzial», meint sie schmunzelnd.
Man merkt, dass die Allrounderin ein Organisationstalent ist, sie arbeitet gerne nach Plan und strukturiert die Direktvermarktung, aber auch ihren Haushalt und die Buchhaltung. «Das Organisieren, ich mache das wirklich mega gerne», sagt Yasmin Regenass. Und mit der Eiertour ergäbe sich die nächste Chance, denn das Fleisch der Angus-Rinder könnte sie natürlich auch vermehrt in der Direktvermarktung verkaufen.
[IMG 3]
Erweitertes Angebot
Sie möchte 10-Kilo-Mischpakete anbieten. Und dazu hat sie sich vorgestellt, einen Flyer für das Fleischangebot zu gestalten und diesen bei der Eiertour den Kundinnen und Kunden mit in den Briefkasten zu legen. So könne sie die Nachfrage klären und ermöglicht es ihnen, sich für die Fleisch-Whatsapp-Gruppe zu melden.
Und dann gibt es ja noch das Obst, erzählt Yasmin Regenass. Denn zum Betrieb gehören auch 60 Niederstammbäume, hauptsächlich mit Äpfeln und Birnen. Bisher konnte die Eierkundschaft auch Obstbestellungen machen. Die Bäuerin merkte aber, dass beim Obst, das bei ihnen in einer Kühlzelle gelagert wird, ab Mitte Februar langsam an Qualität verliert. «Da muss ich mir eine Zusatzlösung überlegen.» Auch bei den Hühnern, meint Yasmin Regenass, wäre es schöner, wenn diese nach ihrer Legezeit noch als Fleischlieferanten genutzt werden könnten. Derzeit sind sie und ihr Mann bei diesem Thema im Austausch mit s anderen Eierproduzentinnen und -produzenten.
Voller Ideen
Die Augen der jungen Bäuerin leuchten, als sie von ihren Ideen und Plänen erzählt. Man merkt ihr an, dass sie in ihrem neuen Job als Verantwortliche für die Direktvermarktung voll angekommen ist. Aus den Mädchen aus der Stadt ist eine engagierte Frau auf dem Hof geworden. Draussen bei den Tieren helfe sie auch viel mit, sagt sie, aber ihr Ding sei definitiv die Direktvermarktung, der Kundenkontakt und die Akquise und allem, was sonst noch dazu gehört.
Fünf Fragen
Wie lautet Ihr Leitspruch fürs Leben, Ihr Lebensmotto?
Sei frech, wild und wunderbar.
Was können Sie besonders gut?
Organisieren.
Was ist Ihr Lieblingslied?
«Here I Am» von Bryan Adams, es ist eigentlich ein Liebeslied, aber es geht auch um den Neustart, um das «ich bin hier» oder bei uns nun «wir sind hier». Ich finde, passender kann es im Moment nicht sein.
Wie belohnen Sie sich selbst?
Eine gute Tasse Kaffee und etwas Süsses dazu.
Welche Tätigkeiten im Alltag erachten Sie als sinnlos?
Wäsche bügeln.