Fünf Stunden wurde auf dem Betrieb Chüeschwand im luzernischen Rothenburg bis vor drei Jahren täglich gemolken. Für Seraina und Andreas Stuber war klar, die Arbeit im in die Jahre gekommenen 2 × 3er-Fischgräten-Melkstand dauerte zu lange. Der Boxenlaufstall, welcher aus dem Jahr 1986 stammt und 2009 auf 62 Kuhplätze erweitert wurde, war noch gut im Schuss.
Enge Platzverhältnisse
«Am Anfang fokussierte ich mich auf die Suche nach einem leistungsfähigen Occasionsmelkstand, die ja in grosser Zahl auf dem Markt zu finden waren», erinnert sich Andreas Stuber. Als er aber erkannte, dass die Verkäufer dieser Melkstände alle auf einen Melkroboter umstellten und damit auch noch zufrieden waren, änderte er seine Meinung. «Dazu kam, dass die Platzverhältnisse im Stall ebenfalls für ein automatisches Melksystem sprachen.» Andreas Stuber besuchte daraufhin mehrere Roboterbetriebe mit Technik der drei grossen Anbieter. «Diese funktionieren heute alle. [IMG 2]
Die optimale Bewegungsfreiheit und der ungehinderte Zugang der Tiere zum Roboter waren für mich ausschlaggebend, dass ich mich für einen Lely A5 entschieden habe.» Die ersten fünf Wochen wurde das AMS auf dem Laufhof platziert. In dieser Phase konnten der alte Melkstand demontiert und der neue Platz vorbereitet werden. Damit es im Wartebereich vor dem AMS genügend Ausweichmöglichkeiten gibt, opferte Andreas Stuber drei Boxenplätze. Die Kühe gewöhnten sich schnell an das automatische Melken.
Wichtige Boxenhygiene
Als grösste Herausforderung nennt Stuber die Milchzellzahlen. Beim alten System seien die Kühe nach dem Melken noch über längere Zeit stehend am Fressen gewesen und die Strichkanalöffnung konnte sich in dieser Zeit wieder schliessen. «Heute legen sich die Kühe nach dem Melken auch mal in die Hochboxen hin, was das Eindringen von Keimen begünstigt», so der Luzerner Milchbauer. Mit Optimierungsmassnahmen in der Boxenhygiene und dem Einsatz eines Zitzendippmittels mit hochwertigen Pflegekomponenten konnte er die Tankzellzahlen wieder auf ein gutes Niveau senken.
Grosse Datenmenge
Ein wichtiger Punkt sei auch die Qualität des Kraftfutters, welches im AMS verabreicht werde, betont Stuber. «Dieses besteht bei uns nur aus hochwertigen Futterkomponenten ohne Mineralstoffe und ist dadurch sehr schmackhaft.» Dadurch werden rund 2,7 Melkungen pro Kuh und Tag erreicht. Seine Holsteinkühe weisen einen Leistungsschnitt von über 10 000 kg Milch und eine Lebenstagleistung von 16,5 kg auf. Eine Leistungssteigerung konnte er vor allem bei den Jungkühen beobachten.
Die verabreichte Kraftfuttermenge im AMS liegt bei 75 Gramm pro Kilo Milch. Durch die grosse Datenmenge des AMS konnte er die Fütterung optimieren. Entscheidend für die Anzahl Melkungen und die Leistung sei aber die Qualität der TMR. Diese besteht auf dem Betrieb Chüeschwand aus Silomais, Grassilo, Dürrfutter, einem Kilo Weizen, drei Kilo Rapsschrot und Mineralstoffen. «Das diesjährige Grundfutter ist top und enorm gehaltvoll», zeigt sich Andreas Stuber zufrieden. Je nach Witterung wird mehr oder weniger geweidet. Über das automatische Weidetor können diejenigen Tiere nach draussen, deren letzte Melkung weniger als vier Stunden zurückliegt.
Betriebsspiegel Chüeschwand
Flächen: 43 ha LN, davon 9 ha Silomais, 4,5 ha Raps und 4,5 ha Winterweizen, 17 ha Kunstwiese und 8 ha Naturwiesen
Tiere: 60 Milchkühe, 40 Jungtiere, 500 Mastschweine
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Lehrling und Eltern
Sehr ruhige Herde
Neben dem AMS sind im Stall auch ein automatischer Futterschieber und ein Mistroboter unterwegs. Der «Mister» ist mit fünf Reinigungsrouten ausgestattet und verrichtet seinen Dienst im ganzen Stall. Stehen bei ihm die Laufflächen vom Jungvieh auf dem Programm, bewegt er sich selbstständig über den Aussenbereich in den anderen Stallteil. Die Begeisterung gegenüber der neuen Technik ist bei der Familie Stuber spürbar. Nicht die eingesparte Arbeitszeit und auch nicht die grössere Flexibilität, sondern der freie Tierverkehr mit der dadurch erreichten Ruhe im Stall ist für Andreas Stuber der grösste Pluspunkt des AMS.
Von dieser enormen Ruhe waren auch die Lely-Tagungsteilnehmer beeindruckt. «Wir verbringen viel Zeit bei den Tieren, uns ist ruhiges Vieh sehr wichtig», betonte Andreas Stuber in seinen Ausführungen. Ein Pluspunkt seines Betriebes sei sicher, dass das Jungvieh selber aufgezogen werde. Ab dem 100. Lebenstag haben so alle Tiere dasselbe Aufstallungssystem. Dass die Rinder die Abkalbphase in der gleichen Umgebung und mit den gleichen Betreuungspersonen verbringen, sei ein Pluspunkt. Und durch das Angewöhnungsprogramm des AMS verliefen auch die ersten Melkungen meist problemlos.
Notstromaggregat auf Platz
Die steigenden Direkt- und Energiekosten sind auch für den Betrieb Chüeschwand eine Herausforderung. Dank ihrer eigenen Fotovoltaikanlage kann die Familie Stuber die höheren Strompreise teilweise kompensieren.Schon seit Längerem befindet sich ein Notstromaggregat auf dem Hof. «Bei uns im Gebiet Rothenburg gab es im laufenden Jahr infolge Bauarbeiten mehrere kurzfristige Stromausfälle. Wir sind dadurch auf einen allfälligen Blackout etwas vorbereitet», so der dynamische Luzerner mit einem Schmunzeln.
Lely Fachtagungen
An mehreren Fachtagungen informierte der Stalltechnikspezialist Lely zum Thema Neu- und Umbauten. Eine davon fand auf dem Betrieb Stuber in Rothenburg statt. Samuel Gstöhl stellte dabei die Lely Dienstleistungen bei Neu- und Umbauten vor. Mit der kostenlosen Vorprojektplanung inklusive 3D Plänen von Lely könnten Landwirte die Planungskosten tief halten. Zudem profitiere der Bauherr von den 20 Jahren Erfahrung im Um- und Neubau von Laufställen, welche die Lely Experten rund um die Automatisierung im Stall in Projekte einbringen können. In der Detailplanung und Bauausführung arbeitet Lely mit lokalen Planern und Unternehmern zusammen. Einige dieser lokalen Unternehmen wie die LBA Zentralschweiz und die Kohli AG informierte an der Tagung ebenfalls.