Seit der Betriebsübernahme 2015 habe er schon einige Jahre mit extremen Wetterereignissen erlebt, sagt Markus Schwegler vom Naturgut Katzhof in Richenthal. So trockene, heisse Sommer, dann auch wieder sehr nasse Jahre und Phasen mit Starkregen, deren Folgen er jeweils unmittelbar auf dem Betrieb zu spüren bekam.
Deshalb habe er sich in den letzten Jahren intensiv mit ganzheitlichem Wassermanagement befasst, das den natürlichen Wasserkreislauf in der unmittelbaren Umgebung fördern soll. Grundlage bildet das 4-S-Prinzip mit «Slow, Spread, Soak and Store». Also die Oberflächenabflüsse verlangsamen, auf der Fläche gleichmässig verteilen, diese einsickern lassen und bei grossem Wasseraufkommen speichern und regulieren.
[IMG 1]
Landschaft neu gestalten
Mit der Gestaltungsmethode «KeyLine Design» wird die Landschaft unter topografischer Berücksichtigung mit Hauptlinien so gestaltet, dass der Wasserhaushalt optimiert wird. Das mindere Wasserverluste und Bodenerosion, erläuterte Schwegler sein Konzept, basierend auf den Grundlagen des deutschen Forstwirtschafters Philipp Gerhardt, Berater für Agroforst und regenerative Landnutzung, mit dem er für den Katzhof eng zusammenarbeitet. Die umgestaltete Landschaft sei so nicht nur ästhetisch schöner, sondern auch nützlicher. Entlang den Hauptlinien werden Bewässerungsgräben angelegt und die Pflanzenkulturen entlang integriert, an neuralgischen Punkten werden Wasserspeicher und Weiher realisiert.
Schrittweise umsetzen
Ergänzend wird ein Agroforstsystem integriert, das die positiven Effekte auf den Wasserhaushalt unterstütze und gleichzeitig eine Vielfalt von Lebensmitteln ermögliche. Bereits gepflanzt hat Schwegler 43 Kastanienbäume, Holunder- und Haselnusskulturen sollen folgen. Das Konzept werde in den nächsten Jahren schrittweise umgesetzt, die ersten Erfahrungen seien positiv. Schwegler will mit seinem Pilotbetrieb auch im Bereich regenerative Landwirtschaft den Bauern Mut machen, neue Gedanken zuzulassen für eine resilientere Lebensmittelproduktion, auch dank einem ganzheitlichen Wassermanagement.
Den Katzhof konnte der in biodynamischer Richtung ausgebildete Landwirt als Elternbetrieb seiner Frau Claudia Meierhans übernehmen. Hier wurde früher Milchwirtschaft mit Schwarzfleckvieh betrieben. Bei der Übernahme wurde auf Demeter umgestellt, im Stall stehen noch einige Grauvieh-Mutterkühe. Schwerpunkt ist der Gemüsebau. Die Bewirtschaftung und Vermarktung erfolgt auf dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft. Zahlreiche freiwillige Helfer sind auf den Feldern mit rund 70 Gemüsesorten tätig, 55 Kunden beziehen ganzjährig per Abo einen Gemüsekorb aus dem Gemeinschaftsgarten.
Weitere Informationen: www.wasserkultur.ch
Betriebsspiegel Katzhof
Betriebsleiter Markus Schwegler Meierhans und Claudia Meierhans mit Kindern Mael und Anna
Ort Naturgut Katzhof, Richenthal LU
Fläche 15 ha LN und 2,5 ha Wald, voralpine Hügelzone
Kulturen 50 Aren Gemüse (70 Sorten), 7 ha Ackerbau (Kunstwiese, Dinkel, Einkorn, Hirse, Speisehafer), Obstbäume, Kastanienbäume
Tiere 6 Mutterkühe Grauvieh
Arbeitskräfte Betriebsleiterpaar, Lernende, Schwiegervater, Aushilfen (solidarische Landwirtschaft)
Projekt «Slow Water»
Die Landwirtschaft im Oberbaselbiet, aber auch die Region Luzern-West, seien besonders verletzlich für die Auswirkungen des Klimawandels mit mehr Trockenheit und mehr Starkregenphasen, meinte Lukas Kilcher vom Bildungszentrum Ebenrain, künftig Direktor von Agridea. Er ist Projektleiter eines geplanten, sechs Jahre dauernden Ressourcenprojekts «Slow Water» in diesen Regionen, das ab 2024 starten soll. Das Gesuch sei vom Bundesamt für Landwirtschaft grundsätzlich be-willigt worden, im Herbst soll informiert werden und dann werden auch weitere Pilotbetriebe wie der Katzhof gesucht. Das Interesse der Gemeinden in den Projektregionen sei gross, weil damit auch dezentraler Hochwasserschutz möglich sei und die Wasserversorgung für die Bevölkerung stabilisiert werden könne. In der Vergangenheit habe man auf raschen Wasserabfluss gesetzt und die Infrastrukturen entsprechend so gebaut. Nun stehe «Slow Water», also langsamer Wasserabfluss, im Fokus. In der Kulturlandschaft soll mit Retentionsmassnahmen Regenwasser genutzt und Erosion vermieden werden. Damit könne der Wasserbezug der Landwirtschaft reduziert und gleichwohl die Ertrags-fähigkeit der Böden für Pflanzen und Tiere langfristig erhalten werden.
Plattform «Soil to Soul»
Die Bewegung «Soil to Soul» (vom Boden zur Seele) versteht sich als Wissensplattform, die informiert, veranstaltet und vernetzt. Und zwar für einen gesunden, fruchtbaren Boden, die regenerative Landwirtschaft und damit eine genussvolle Ernährung und gesunde Verdauung. Entstanden ist die Bewegung nicht aus der Landwirtschaft, sondern aus der Stadt-zürcher Eventszene um den Unternehmer Thomas Sterchi. Mit dabei sind heute auch Wissenschafter aus den Bereichen Ernährung und Agronomie. Jährlich wird ein Symposium veranstaltet, diesmal Mitte September in Zürich anlässlich der «Food Zurich». Dabei gibt es Referate und Workshops zu Themen wie Boden und Gesundheit, Fermentation, alpine Naturküche, Naturweine oder auch Systemwandel statt Klimawandel. Zur Wissensvermittlung wurden auch schon zahlreiche Videos produziert. So aktuell unter dem Stichwort «Farmers Table» auch solche von Bauernbetrieben wie dem Katzhof. Das Video wurde am Mittwoch der Öffentlichkeit anlässlich der Medienorientierung auf dem Katzhof erstmals vorgeführt und ist nun auch auf der Website aufgeschaltet.