Seit dem 1. Januar 2018 bzw. 1. Februar 2019 gelten in der Schweiz für Traktoren und Anhänger dieselben gesetzlichen Bestimmungen wie in der EU. 40er-Traktoren und Anhänger müssen eine Bremsleistung von 50 % des Gesamtgewichts erbringen und über ein Zweileiter-Bremssystem verfügen. Dieses kann entweder hydraulisch oder mit Druckluft ausgerüstet sein.
Kompression von Luft
Spezifisch um Druckluftbremsen ging es bei einer Informationsveranstaltung, welche kürzlich von der Kommission Landtechnik des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) organisiert wurde und bei der Keller Technik AG in Nussbaumen stattfand. «Wenn der Fahrer bremst, reguliert ein Ventil den Druck in den Bremszylindern. Das setzt die Kolben in Bewegung, welche die Bremsbeläge auf die Räder drücken», erklärte Marcel Stadler vom LMB Technik + Bildung Weinfelden. Die Bremsen nutzten die Kompression von Luft, um die nötige Betätigungskraft auf die Bremsbeläge zu übertragen. Das führt laut Stadler zu einer robusten und zuverlässigen Bremsleistung. Er bezeichnete Druckluftbremsen als ein zuverlässiges und gut erprobtes System. Diese Technik werde im LKW-Sektor seit über 50 Jahren eingesetzt. «Heute bremst ein landwirtschaftlicher Anhängerzug gleich gut wie ein Lastwagen», hielt er fest.
Sicherer Bremsvorgang
Ein Nachrüsten älterer Anhänger auf Druckluftbremsen ist möglich und laut Marcel Stadler auch sinnvoll. Allerdings empfiehlt er vorgängige Abklärungen mit dem Händler. «Sind zu klein dimensionierte Achsen montiert, wird die 50-Prozent-Bremsleistung nicht erreicht. Dann braucht es eine neue Achse.»
Zu sprechen kam Stadler zudem auf das elektronische Bremssystem (EBS). Über elektronische Signale und Sensoren wird die Bremskraft an jedem Rad einzeln und schnell angepasst. Ein Lufttrockner ist wegen der Elektronik zwingend. «Mit EBS gibt es kaum mehr Schlupf. Zudem ist es die einzige Möglichkeit für die Strassenzulassung von 40er-Anhängern ohne Federung», schilderte er.
Stadler sieht in Druckluftbremsen viele Vorteile. Dazu zählt er den sicheren und gleichmässigen Bremsvorgang, Unempfindlichkeit auf Temperaturschwankungen und keine Flüssigkeit in der Bremsanlage. Zudem könne die Luft einfach transportiert und gespeichert werden, etwa in einem Luftdrucktank. Ausserdem lasse sich die komprimierte Luft im Lufttank für die Reifendruckregulierung nutzen.
Regelmässige Wartung
Doch auch dieses Bremssystem benötigt eine regelmässige Wartung. Mario Stettler vom Arenenberg erklärte: «Komprimierte Luft verursacht Kondenswasser – und dieses muss weg.» Er empfahl den Einsatz eines Lufttrockners. Dieser enthält eine Kartusche mit Granulat, das die Feuchtigkeit aufnimmt. Sie sollte alle zwei Jahre gewechselt werden. «Selbst mit Lufttrockner sollte man regelmässig überprüfen, ob sich nirgends Wasser angesammelt hat. Besonders wenn man die Maschinen überbetrieblich nutzt», empfahl Stettler und betonte: «Bei normaler Wartung kann kein Wasser in die Bremsanlage gelangen.»
Auf dem Prüfstand
Unabhängig vom System müssen Bremsen regelmässig geprüft werden. Christian Kreis von der Keller Technik AG demonstrierte, wie die Bremsfunktionen eines Anhängers gemessen werden. Die Anzeigetafel zeigte die Bremskraft jedes Rads an und den Unterschied, der nicht mehr als 10 % betragen darf. Sobald die Bremsen auf dem Prüfstand eingestellt sind, wird ein Laptop angeschlossen und das Prozedere wiederholt. Alle Daten werden automatisch erfasst und ausgewertet. Nur mit diesem Protokoll erhält man auf dem Strassenverkehrsamt die Zulassung.