Die Nachricht sorgte in der Ostschweiz für Gesprächsstoff. Am Wochenende meldeten die «Schaffhauser Nachrichten», dass die GVS auf einen Schlag mehrere hochrangige Mitarbeiter entlässt.
«Schneller und agiler werden»
Markus Angst, CEO der GVS-Gruppe, sagte, diese Entlassungen seien notwendig gewesen. Laut ihm führt man eine Restrukturierung der Unternehmensleitung durch, dank der man schneller und agiler werden will. Angst betonte im Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten», dass die GVS vorausschauend unterwegs sei, die Märkte beobachte und sich auf kommende Veränderungen vorbereite.
Warum wurden die Mitarbeiter entlassen, wie sehen die Umstrukturierungen genau aus, und wie ist die Lage auf den Märkten? Auf diese Fragen der BauernZeitung verweist Markus Angst unter anderem auf die offizielle Kommunikation. Auf Wunsch von Angst verzichten wir auf eine Publikation der Namen der entlassenen Mitarbeiter sowie neuer Kadermitarbeiter.
Aus fünf Bereichen werden drei
Gemäss der offiziellen Kommunikation wird die GVS ab dem 1. Januar 2025 mit drei Unternehmensbereichen auftreten. Die bisherigen fünf Bereiche, nämlich GVS Landi AG, GVS Schachenmann AG, GVS Agrar AG, Finanzen und Kommunikation sowie Organisation werden ersetzt. Die neuen Hauptmarken bzw. Unternehmensbereiche heissen: GVS Schaffhausen, GVS Agrar und GVS.
Diese Marken teilen sich wiederum in Unterbereiche auf. Für GVS Agrar werden das sein: Verkauf/Marketing, Ersatzteile/Logistik, Frankreich, Entwicklung/Produktion sowie Werkstatt/Kundendienst. Laut GVS geht es darum, eine schnellere und agilere Führungsstruktur zu erhalten, die an die jetzige und künftige wirtschaftliche Situation besser angepasst ist.
Die Marktlage ist angespannt
Wie sieht denn diese Situation aus? Die aktuelle konjunkturelle Lage bezeichnet Markus Angst als «allgemein bekannt», die Halbjahreszahlen 2024 bisher als «ziemlich genau auf Vorjahresniveau». Die offizielle Kommunikation der GVS spricht von sinkenden Bestellungseingängen sowie einer entsprechenden Abkühlung im Gesamtmarkt. Zahlreiche Hersteller und Lieferanten würden aktuell mit Kurzarbeit, Stellenabbau und massiven Kosteneinsparungen reagieren.
Für weiteren Sand im Getriebe sorgen «zusätzliche Faktoren». Zu diesen zählt laut GVS der schwache Euro, die durchzogene Getreideernte, ein sehr volatiler Treibstoffmarkt sowie die allgemein schwächelnde Konsumentenstimmung auf dem Markt.
Aufschlussreiche Kennzahlen 2023
Einen ersten Hinweis auf ein schwieriges Geschäftsjahr lieferte GVS bereits mit der Medienmitteilung vom 26. Juni 2024. Gemäss dieser war der Gesamtumsatz der Gruppe zwar mit 310,4 Mio Franken um 13 Prozent höher als im Vorjahr (2022: 275 Millionen Franken). Das betriebliche Ergebnis (Ebit) sank gegenüber dem Vorjahr (2022: 12,9 Mio Franken) 2023 jedoch deutlich auf 3,3 Mio Franken. Die daraus berechnete Ebit-Marge (Ebit geteilt durch Umsatz) liegt bei einem Wert von 1,06 Prozent. Das heisst, dass die GVS für jeden Franken Umsatz lediglich 1,06 Rappen operativen Gewinn erwirtschaften konnte.
Das ist tief und deutet auf den schwierigen Markt hin. Grundsätzlich gelten Ebit-Margen um die 5 Prozent als solide, Margen unter 3 Prozent werden als schlecht bewertet.
Die Eigenkapitalquote gibt GVS mit 33,9 Prozent an. Das heisst, dass von jedem Franken, den das Unternehmen besitzt (Gesamtkapital), 33,9 Rappen aus Eigenkapital stammen und 66,1 Rappen durch Fremdkapital (Schulden) finanziert sind. Das ist für die Landtechnikbranche akzeptabel, hier gelten Werte zwischen 20 und 40 Prozent als normal.
Aufschlussreich ist der Blick in den GVS-Geschäftsbericht von 2023. Eine interessante Kennzahl ist hier das Nettoumlaufvermögen, weil es einen Hinweis darauf gibt, wie liquide ein Unternehmen ist. Konkret sagt es aus, wie gut es seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit kurzfristigen Vermögenswerten decken kann.
Um es zu berechnen, werden vom gesamten verfügbaren Vermögen – wie zum Beispiel von den flüssigen Mitteln (Geld) oder den Vorräten – sämtliche kurzfristigen Forderungen wie etwa Kredite oder Lieferantenrechnungen abgezogen. Für die GVS bekommt man einen Wert von 63,36 Mio Franken Nettoumlaufvermögen. Das ist gut und deutet darauf hin, dass die Genossenschaft ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten gut decken kann.
Solide, aber wenig Gewinn
Ebenfalls interessant ist es, einen Blick auf die Lagerbestände zu werfen. Diese liegen laut GVS bei 109,64 Mio Franken.
Im Verhältnis zum Umsatz ist das etwa ein Drittel. Das ist viel und deutet auf hohe Lagerbestände hin.
Kurz ausgedrückt heisst das: Die GVS steht auf einer soliden Basis, erzielt aber weniger Gewinn und verfügt über hohe Lagerbestände.

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