Es ist knapp zehn Jahre her, dass die Interprofession du Gruyère (IPG) am 2. Juli 2012 den Melkroboter verboten hat. Die Sortenorganisation beschloss diesen Schritt mit einer Übergangsfrist von 10 Jahren, die im Juni 2022 abläuft.

Grund für den Ausstieg waren Befürchtungen, dass Robotermilch nicht die gewünschte Qualität liefert und ranziger Käse resultiert. Von diesem Sachverhalt ist man bei der IPG nach wie vor überzeugt, wie Direktor ­Philippe Bardet in einem Gastbeitrag in dieser Ausgabe festhält.

Nur noch zweimal Täglich melken

Zwar liest man weder im Pflichtenheft noch im ergänzenden Reglement für gute Herstellungspraxis ein ausdrückliches Verbot. Die Beschränkung auf zweimal tägliches Melken in zwei 2,5-stündigen Fenstern hat aber faktisch dieselbe Wirkung. Für die lediglich neun Roboterbetriebe in der IPG bedeutete dieser Entscheid der Delegiertenversammlung einen schweren Einschnitt.

Einer von ihnen ist Bertrand Godel, der gemeinsam mit seiner Frau Annick und seinem Bruder Pascal sowie dessen Partnerin Marion einen 90-Hektaren-Betrieb mit 90 Holsteinkühen in Ecublens FR bewirtschaftet. Die Produktion von 730 000 Kilo Milch jährlich geht gut zur Hälfte in die benachbarte Gruyère-Käserei in Auboranges, der Rest zu Cremo für die Produktion von Vacherin Fribourgeois.

Zweiter Roboter war geplant

Der Landwirt ist nach wie vor überzeugt, dass der Roboter ebenso gute Milchqualität liefert wie die übrigen Melksysteme. «Wir hatten nie Probleme», sagt Godel. Im Gegenteil, dank den permanenten Aufzeichnungen des automatischen Melksystems sei man jederzeit bestens informiert gewesen über allfällige Qualitätsschwankungen. Zudem sei der Roboter auch arbeitstechnisch ein grosser Fortschritt.

Nach dem Umstieg vom Melkstand in den Roboter im Jahr 2006 hatten Godels erst 2011 in einen neuen DeLaval-Roboter investiert und planten die Anschaffung eines zweiten Geräts, da sie die Kuhzahl hatten steigern können.

Daraus wurde aber nichts. Nachdem sie gar den Ausstieg aus der Milchproduktion geprüft hatten, sind die Freiburger Milchproduzenten nun auf ein Melkkarussell umgestiegen.

Es musste gebaut werden

Seit Mitte November 2020 ist das 28-plätzige Karussell DeLaval E100 in Betrieb. Damit einher ging eine Investition von 600'000 bis 700'000 Franken, wie Bertrand Godel sagt: «Wir mussten nicht nur das Karussell anschaffen, sondern auch ein separates Gebäude aufstellen».

Der Umstieg sei erstaunlich unproblematisch verlaufen, sagt er. Die Produktion sei in etwa auf dem gleichen Niveau geblieben. Trotzdem trauert Godel den Vorteilen des Roboters nach. Punkto Tierwohl sei der Roboter ideal. Gerade für Kühe zu Beginn der Laktation. Hier sorge das automatische Melken dafür, dass das Euter nie überlastet sei.

Bauern waren selber gegen den Roboter

Die Arbeitsbelastung sei zudem geringer, was auch mehr Lebensqualität bedeute. Die Melkarbeiten im Karussell dauerten zwar morgens und abends nur je eine Stunde, aber das sei mehr als vorher. «Und wir wollen ja auch Geld verdienen und nicht nur amortisieren», sagt Bertrand Godel.

Godel räumt ein, dass der Entscheid gegen den Roboter an der DV von 20 der 22 bäuerlichen Delegierten gutheissen worden sei. Er geht aber davon aus, dass die IPG früher oder später auf den Entscheid zurückkommen wird: «Ich rechne mit 5 bis 10 Jahren», so der Landwirt.

 

Wie reagieren andere Gruyère-Lieferanten auf die Einschränkung?

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Jean-Pierre Castella aus Sommentier, sagt:

«Ich habe nun seit 17 Jahren einen Melkroboter und liefere einen Grossteil der Milch an die Dorfkäserei für die Gruyère-Produktion. Der Käser hat bereits mehrere Medaillen gewonnen mit diesem Käse. Ich kann also nicht verstehen, dass die Sortenorganisation Gruyère den Roboter nicht mehr will. Wir liefern auch einen Teil der Milch für Vacherin. Nun warten wir noch auf den Entscheid der Sortenorganisation Vacherin, bevor wir wechseln. Mit 65 Kühen müsste ich künftig vier  Roboter haben.»

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Adrian Käser aus St. Antoni sagt:

«Vor zwei Jahren überlegten wir, einen Melkroboter anzuschaffen. Bei unserer Käserei hiess es damals, dass wir das Gruyère-Lieferrecht in Vacherin-Lieferrecht umwandeln könnten. Als wir dann den Roboter eingebaut hatten, haben sie einen Rückzieher gemacht. Also liefern wir nun diesen Teil auch noch an die Cremo, einfach nur als Industriemilch und nicht Vacherin-Milch. Wenn auch noch Vacherin den Roboter verbieten würde, müssten wir den Roboter wieder rausnehmen.»

 

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Michel Yerly aus Lovens sagt:

«Wir haben aktuell 85 Milchkühe an einem Roboter. So oder so hätten wir etwas ändern müssen. Mit der Gruyère-Einschränkung hören wir nun mit dem Roboter auf und bauen stattdessen einen neuen Stall für 100 Kühe. Wir sind noch nicht ganz sicher, ob es ein Melkstand oder ein Karussell werden wird. Wegen der 18-Stunden-Regel geht schon jetzt ein Teil unserer Milch an die Cremo und nicht in die Käserei. Wir möchten das Gruyère-Kontingent sicher behalten und passen darum den Betrieb an.»

Interviews: jba