Der Deutz D9005 von Michael Müller aus dem aargauischen Unterkulm hat eine Geschichte hinter sich, wie kaum ein anderer. In seinen nahezu 60 Jahren hat er schon Diverses erlebt – auch harte Jahre, die jedoch im Verborgenen bleiben werden. Heute ist der Oldtimer mit Jahrgang 1967 mit neusten Systemen ausgerüstet: Wie der Landmaschinenmechaniker erzählt, hat er ihn mit pneumatischen sowie hydraulischen Bremssystemen, einer Kugelkopfkupplung K80 und einem «Rockinger» (automatisches Zugmaul) ausgerüstet.
Das Modell D9005 wurde in Deutschland gebaut. Es wurden nur gerade 271 Stück davon produziert, da das Modell bereits ein Jahr später von einer neuen Serie abgelöst wurde.
Erst nur Handgas
Bis 2017 stand der Deutz jedoch in Kanada. Das ausgeschriebene Inserat des Traktors wurde Michael Müller immer wieder vorgeschlagen und liess ihm keine Ruhe, bis er tatsächlich nach Kanada anrief und den Kauf tätigte. Aber wie so oft, wenn die Katze im Sack gekauft wird, war der Zustand des Deutz einiges schlechter, als auf den Bildern zu erkennen war. Er musste dort hart gearbeitet haben, denn «so wie er aussah, hatte er kein schönes Leben in Kanada», sagt Müller. Von den gigantischen Weiten Kanadas zeugte auch, dass der Traktor gar kein Fussgaspedal besass und die Geschwindigkeit nur durch das Handgas geregelt wurde.
Es wurden nötige Reparaturen erledigt, der Traktor erhielt einen frischen Anstrich und wurde mit heute gebräuchlichen Systemen aufgerüstet. Denn für Müller war klar: «Der Traktor muss dieselben Arbeiten leisten können, wie ein ‹normaler› Traktor es heutzutage auch tut.»
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Das Einlösen war mühsam
Dieses «Zwägmachen» des Traktors bedeutete für den Landmaschinenmechaniker Müller zwar einen gewissen Zeitaufwand, er machte es aber gerne. Viel mühsamer sei das Einlösen in der Schweiz gewesen, denn Papiere waren einzig diejenigen des Zolls vorhanden.
Noch im selben Jahr fuhr der Traktor das erste Mal bei einem Tractor Pulling mit. Dies war anfänglich nicht geplant. Mit Überredungskünsten der Freundesgruppe gelang es aber, Michael Müller vom Pullen zu überzeugen. Gesagt, getan: Mit etwas Anfängerglück fuhr er auf den zweiten Platz. In den folgenden beiden Sommern blieben die Pullings coronabedingt aus. Dafür stand der Deutz häufig auf dem Feld im Einsatz und verrichtete dieselben Arbeiten, wie der Valtra T180 mit 180 PS von Müllers Onkel.
Oft im Wald
Michael Müller erzählt stolz: «Mit meinem Deutz fahre ich teilweise Traktoren mit Jahrgang 2020 davon, weil mein Oldtimer keine Klimaanlage und andere Bequemlichkeitsoptimierungen hat und dadurch auch weniger Energie benötigt.»
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Für Feldarbeiten im Sommer wird er heute nicht mehr oft gebraucht, da in den Sommermonaten nun meistens die Pulllingräder montiert sind. Dafür wird er während den Wintermonaten viel zum Holzen eingesetzt. Und nach der Saison ist vor der Saison: Auch im Winter bleibt das Pulling im Hinterkopf, und es wird ausgetüftelt, was dafür noch optimiert werden könnte. Mit der Unterstützung von Freunden hat Michael Müller für jede Pullingsaison die Hinterräder neu bearbeitet und das Profil optimiert.
Betriebsmechaniker im Hintergrund
Obschon der Deutz sehr kostbar ist, lässt der stolze Besitzer auch mal seine Freunde das Steuer übernehmen. Und wenn beim Nachbar Not am Mann – oder eben am Traktor – ist, steht der Traktor auch häufig dort im Einsatz. Auch an Pullings wird Müller künftig selten selbst auf der Maschine sitzen: In der kommenden Saison wird bei allen Wettkämpfen Mirjam Suter das Steuer übernehmen, die den Deutz bestens zu bedienen weiss, während Michael Müller in Hintergrund als Betriebsmechaniker dafür verantwortlich ist, dass alles rund läuft