Landwirte in nördlichen Kantonen  können von deutlich günstigerem deutschen RTK-(Real Time Kinematic)Korrektursignalen profitieren. Gegen eine einmalige Zahlung von 126 Euro (inkl. abgezogener Mehrwertsteuer) können diese den deutschen RTK-Dienst Sapos nutzen.

Sie fahren damit günstiger als ihre Schweizer Kollegen, welche ihr RTK-System über einen Schweizer Anbieter beziehen und hier mehrere Hundert Franken jährlich für die Lizenz bezahlen müssen. Die BauernZeitung darauf aufmerksam gemacht hat Landwirt Andreas Pfister aus Uster ZH.

[IMG 3]

Mehrere Hundert Franken

So verglich Andreas Pfister die Preise gängiger Schweizer Anbieter von RTK-Korrektursignalen mit Anbietern aus Deutschland, konkret unserem direkt benachbarten Bundesland Baden-Württemberg.

Abo RTK-Landtechnik Wie das RTK-Lizenzmodell von Swisstopo funktioniert Friday, 28. July 2023 Hier benutzen Landwirte den sogenannten Satellitenpositionierungsdienst (Sapos). Dieser funktioniert ähnlich wie der RTK-Dienst Swipos des Eidgenössischen Bundesamts für Landestopografie (Swisstopo). Für die Nutzung von Sapos bezahlen sie lediglich eine einmalige Anmeldegebühr von 150 Euro (mit Mehrwertsteuer), weitere Gebühren fallen nicht an. Das liegt daran, dass der Dienst durch den deutschen Staat stark subventioniert wird. Bezieht ein Landwirt eine einzelne RTK-Lizenz bei Swisstopo, bezahlt er dafür eine jährliche Gebühr von 1500 Franken.

Vergleich der Händler

Zusätzlich verglich Pfister die Kosten einiger führender Händler/Verkäufer.

So bezahlen deutsche Landwirte mit Traktoren der Marken Fendt, Deutz-Fahr und Claas gemäss «Agrarheute» (Ausgabe 08/2020) in den meisten Bundesländern gar keine jährliche Gebühr mehr für RTK, sofern sie sich die Mühe machen, sich bei Sapos anzumelden.

Ein Schweizer Landwirt mit einem Traktor der Marke Claas bezahle dagegen jährlich 820 Franken beim privaten RTK-Korrekturdienst Serco.Net der Serco Landtechnik AG. Ein Schweizer Landwirt mit einem Traktor der Marke Fendt bezahle jährlich sogar 990 Franken beim privaten RTK-Korrekturdienst AgrarNet von GVS-Agrar. Hier sei jedoch auch eine Daten-SIM-Karte im Preis inbegriffen.

Ein John-Deere-RTK-GPS-Nutzer in der Schweiz bezahle jährlich 700 Franken Lizenzkosten bei Robert Aebi. Der Kollege in Deutschland könne (in den meisten Bundesländern) das kostenfreie Sapos nutzen. Habe der deutsche Landwirt einen John Deere muss er jedoch trotzdem eine jährliche Gebühr von 151 Euro bzw. eine fünfjährliche Gebühr von 401 Euro bezahlen.

Einstiegshürden senken

Andreas Pfister meint: Würden die Wiederverkäufer des RTK-Korrektursignals von Swisstopo ihren Einkaufspreis an die Landwirte weitergeben, würden sich die jährlichen Kosten für RTK-Systeme deutlich verringern.

Die anderen privaten Anbieter müssten entsprechend nachziehen. Damit wäre eine Einstiegshürde für die Nutzung der Sattelitennavigation gesenkt und mehr Landwirte würden auf die innovative Technik setzen. Fendt, Deutz und Claas gehen mit gutem Beispiel voran. Sie verlangen gemäss «Agrarheute» (Ausgabe 8/2020) in Deutschland keine RTK-Gebühr, wenn das Korrektursignal vom Staat bereitgestellt wird. Auf die Schweiz bezogen würde das heissen, den Einkaufspreis von rund 221 Franken (bei einem Bezug von 100 Lizenzen pro Wiederverkäufer) an die Landwirte weiterzugeben.

Wer nördlich ist, profitiert

Möchte ein Landwirt von günstigen deutschen RTK-Korrektursignalen profitieren, könne er dies bereits schon heute.

Die Voraussetzung ist, dass sich sein Betrieb im Gebiet befinde, welches durch den deutschen Sapos-Dienst abgedeckt wird. Dieses ist jedoch grösser, als man meint, denn Sapos unterhält auch auf Schweizer Boden ein Netz von RTK-Stationen.

Dienstleistung kostet Geld

Eine differenzierte Sicht zu diesem Thema hat Bernhard Streit der Dozent für Verfahrenstechnik im Pflanzenbau, von der Berner Fachhochschule, an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Gemäss Streit gäbe es einen wichtigen Unterschied zwischen der Nutzung des deutschen Sapos-Systems oder der frei verfügbaren open-source-Lösungen von centipede.fr, respektive rtk2g.com und den kostenpflichtigen Lösungen der Schweizer Anbieter.

Wird in der Schweiz ein kostengünstiger Korrekturdienst wie Sapos genutzt, sind lediglich die Zugangsdaten verfügbar. Für das Funktionieren der Systeme müssen dann jede und jeder selber schauen. Technikaffine Nutzer haben damit auch kein Problem. Dagegen bböten die Schweizer Anbieter den Landwirten umfassende Service- und Kundendienstleistungen, welche die Installation, den Service sowie allfällige Problemlösungen beinhalten. Diese Dienstleistungen seien durch die höheren gebühren gedeckt und bieten den etwas weniger Techniknahen die Gewähr, dass die Systeme zuverlässig funktionieren. Auch verfügen die Mehrheit der CH-Anbieter über eigene RTK-Netze. Preisanpassungen gegen unten beim staatlichen Swipos hätten daher nur einen indirekten Einfluss auf die Preisgestaltung der Gesamtpakete RTK.

[IMG 2]

Hintergrundinformationen RTK/GPS
RTK steht für Real-Time Kinematic und ist eine Technik, welche die Genauigkeit von GPS-Positionsmessungen verbessert.

Das GPS – (Global Positioning System) ist ein globales Navigationssystem. Es funktioniert mit Hilfe von 24 bis 30 Satelliten, welche die Erde umkreisen. Jeder dieser Satelliten sendet ein spezifisches Signal aus. GPS-Empfänger können nun diese Signale empfangen und den Standort daraus berechnen. Die Genauigkeit vom GPS-Standort hängt von vielen Faktoren ab. Die Exposition im Feld, Störungen in der sogenannten Ionosphäre (Bestandteil der oberen Atmosphäre) und die Position der Satelliten sind die Wichtigsten. Aufgrund dieser Einflüsse schwankt die Position darum stark und der vom GSP bestimmte Standort ist daher im Durchschnitt lediglich auf 3 m genau. Genug für das Navigationsgerät im Auto, aber viel zu wenig für die moderne Landwirtschaft – hier möchte man im Idealfall auf den cm genau hacken.

Man braucht darum ein Hilfssignal. Hier kommt das RTK ins Spiel. Beim RTK-Signal wird mit Hilfe von einer, oder einem Netz an fest montierten Stationen, ein zusätzliches Korrektursignal versendet, welches die Ungenauigkeitsfaktoren «korrigiert». Die Station(en) vom Korrektursignal sollten im Idealfall nicht weiter als 25 km vom Empfänger liegen. Der GPS-Empfänger berücksichtigt nun dieses Korrektursignal zur Positionsbestimmung mit ein. Eine Standortgenauigkeit von 2 cm ist nun so möglich.