Vielen Milchproduzenten gilt der Richtpreis der Branchenorganisation Milch (BOM) als institutionalisiertes Wunschdenken. Zumindest für die aktuelle Runde scheint diese negative Erwartung aber nicht nötig zu sein. Pünktlich zum Neujahr wollen alle befragten Abnehmer die beschlossenen 2 Rp./kg auszahlen.
Harte Verhandlungen
Vor acht Tagen hat die BOM ihren Entscheid mitgeteilt. Laut Teilnehmern dauerten die Vorstandssitzung bis spät am Abend. «Dieses Jahr hat die Covid-19-Pandemie im Schweizer Detailhandel zu hohen Mehrverkäufen von Molkereiprodukten und Käse geführt, was die Nachfrage nach Milch stark stimuliert hat», heisst es im Communiqué zur Begründung, «der Vorstand hat daher entschieden, den A-Richtpreis gleich für die kommenden zwei Quartale um zwei Rappen auf 73 Rp./kg zu erhöhen».
Kaum war die Mitteilung versandt, meldeten sich die Schweizer Milchproduzenten (SMP) auf Twitter, um etwas Druck zu machen: «Der A-Richtpreis steigt ab 1.1.2021 um 2 Rp./kg für 6 Monate. Nun folgen die Verhandlungen!», schrieben die SMP.
Der A-Richtpreis steigt ab 1.1. 2021 um 2 Rp./kg für 6 Monate. Nun folgen die Verhandlungen! #smp_psl @LID @BauernZeitung1 @SchweizerBauer #swissmilk pic.twitter.com/W6MYrfoJEr
— Milchproduzenten SMP / Producteurs de Lait PSL (@SMP_PSL) November 26, 2020
Auch Elsa zahlt mehr
Diese Verhandlungen scheinen gut zu verlaufen, wie eine Umfrage bei den wichtigsten Abnehmern zeigt. Wir haben ihnen folgende Frage zugestellt: «Wann dürfen eure Lieferanten mit einer Umsetzung dieser Preiserhöhung rechnen?» Hier die Antworten:
Aaremilch: «Wie immer bei solchen Anpassungen dauern die Verhandlungen eine gewisse Zeit», schreibt Geschäftsführer Donat Schneider. «Heute kann ich sagen, dass der Milchpreis der Aaremilch per 1. Januar um mindestens 3 Rp. steigen wird. Bereits beschlossen hat der Verwaltungsrat die Erhöhung von durchschnittlich 2 Rp. (mit höheren Lademengenzuschlägen und Streichung der Transportkostenbeteiligung). Die zusätzlichen Markterlöse, welche wir jetzt noch umsetzen, werden über den Grundpreis eins zu eins an die Produzenten weitergegeben.»
Cremo: «Das ist ein eingespielter Prozess und wir werden das selbstverständlich termingerecht umsetzen», sagt Generalsekretär Thomas Zwald.
Elsa: «Wir erhöhen den A-Milchpreis ab 1. Januar um zwei Rappen», sagt auch Lukas Barth, Chefeinkäufer bei der Elsa, die aus der BOM ausgetreten ist. Gleichzeitig warnt er vor den Konsequenzen. «Wir müssen uns bewusst sein, dass wir damit unsere Wettbewerbskraft bei den Exporten und in Bezug auf den Importdruck schwächen», so Barth.
Emmi: «Wir werden die Preiserhöhung auf der A-Milch fristgerecht auf den 1. Januar 2021 umsetzen», schreibt Sprecherin Sibylle Umiker kurz und bündig.
Mooh: «Bei Mooh planen wir die Preiserhöhung ab Januar 2021 mit einer Erhöhung des Basispreises von ÖLN-Silomilchum 2 Rp./kg umzusetzen», schreibt Sprecherin Gabriela Küng. «Die definitive Preisfestlegung folgt wie üblich an der nächsten Verwaltungsratssitzung vom 9. Dezember 2020.»
ZMP: «Der Preis ZMP für Milch Suisse Garantie wird per 1. Januar 2021 steigen», so Kommunikationschefin Carol Aschwanden. «Wir stehen mitten in den Preisverhandlungen mit unseren Abnehmern. Die Milchpreisanpassungen werden wir den Mitgliedern mit der ZMP-Info vom Dezember mitteilen.»
Und die Käse-Industriemilch?
Die Frage ging auch an Fromarte, den Verband der gewerblichen Käser, der rund 900 Mio kg silofreie und rund 200 Mio kg verkäste Industriemilch vertritt. Der Preis für die silofreie Milch bilde sich unabhängig vom Richtpreis, so Präsident Hans Aschwanden. «Dort hatten wir im 2020 seit April praktisch bei allen Sorten Preiserhöhungen bei Käse und Milchpreisen.» Im Silomilch-Bereich sei die Situation aber angespannt und von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Bei Exportkäse sehe er grösste Schwierigkeiten bei der Umsetzung, im Schweizer Detailhandel sollte es aber möglich sein, etwas zu machen. «Ich gehe davon aus, dass der Milchfettpreis im Inland steigen und aus diesem Umstand etwas auf den Milchpreis abfärben wird.» Bei Betrieben, die Milch über eine PO kaufen, werde die Lage ungemütlich. Auf der einen Seite wird beim Einkauf die Milch teurer und auf der anderen Seite wird die Umsetzung der Preiserhöhungen am Markt sehr anspruchsvoll.