Milch ist gesucht, sehr gesucht sogar, dass weiss auch Ruedi Bigler, Präsident der Aaremilch AG. Corona-bedingt informierte die Milchhandelsorganisation diese Woche über Live-Stream statt an der Generalversammlung. «Der Markt ist im Lot, die Richtung stimmt», betont Bigler auf Anfrage der BauernZeitung. Dass die Milch rar geworden sei, liege auch daran, dass schweizweit mehr als 100 Mio kg weniger produziert würde als in den Jahren 2008 bis 2017.
Weiter expandieren
Dank der rosigen Aussichten will die Aaremilch AG weiter expandieren, und zwar zusammen mit der Migros Aare. So soll bei ihrer Tochterfirma, der Naturparkkäserei Diemtigtal, bald eine zusätzliche Gebindezuführung und eine Erweiterung der Abfüllanlage gebaut werden. «Die Naturparkkäserei AG investiert hier für rund zwei Millionen Franken», sagt Ruedi Bigler. Die Projekterweiterung werde vollumfänglich durch die Migros Aare finanziert. «Es werden dafür keine Milchproduzenten zur Kasse gebeten», verspricht er.
Zu diesem Deal sei es gekommen, da die Aaremilch AG 23% ihres Aktienkapitals der Naturparkkäserei an die Migros Aare verkaufte. Neu besitzt die Aaremilch AG noch 54% am Aktienkapital. Den Rest teilen sich die Migros Aare und der niederländische Käseriese, die Royal A-Ware AG, mit je 23% auf. Das niederländische Unternehmen steuerte dazumal zwei Millionen Franken zum Neubau der Käserei in Diemtigen bei. Wie die BauernZeitung in Erfahrung brachte, habe der Einstieg der Migros Aare damit zu tun, dass der Migros-Milchverarbeiter Elsa ab diesem Herbst für die Migros die Biomilch in der Naturparkkäserei abpacken wolle.
Komfortable Lage
Wem und wie viel die Aaremilch AG in Zukunft ihre Milch verkaufen wird, dürfte sicher zu schwierigen Preisverhandlungen führen. Denn neben der Elsa sind auch die Cremo und Nestlé wichtige Marktpartnerinnen der Aaremilch AG. «Die Milch ist gesucht, das weiss in der Zwischenzeit jeder», sagt Bigler. Er mache auch keinen Hehl daraus, dass die Aaremilch AG in Zukunft noch enger mit der Elsa und der Migros Aare zusammenarbeiten werde. Dies gebe natürlich Druck auf die anderen Marktpartner. «Geht es um die Vertragsverhandlungen, sind wir jetzt in der komfortablen Lage, dass wir unsere Milchkäufer aussuchen können», so der Aaremilch-Präsident. Wer mittelfristig am besten bezahle, soll auch die grösste Menge bekommen. Auch, dass die Migros ihr Wiesenmilch-Volumen von zehn auf 110 Mio kg Milch erhöhen will, dürfte den Markt weiter beleben. «Seit dies bekannt ist, haben wir schon etliche Nachfragen von unseren Milchproduzenten bekommen, welche auf Wiesenmilch umsteigen möchten», sagt Bigler erfreut.
Mittelmässig zufrieden
Obwohl zurzeit eine grosse Nachfrage nach Milch besteht, ist Ruedi Bigler mit dem vergangenen Geschäftsjahr der Aaremilch AG nur mittelmässig zufrieden. «Wir haben unsere Ziele teilweise erreicht und wir konnten unseren 1800 Milchproduzentinnen und Milchproduzenten einen höheren Milchpreis ausbezahlen als im Jahr davor», hält er fest. Mehr Sorgen bereitet dem Präsidenten das Ergebnis ihrer Tochterfirma in der Naturparkkäserei Diemtigtal. «Im Januar 2020, also vor gut einem Jahr, begannen wir mit der Käseproduktion und zwei Monate später im März rutschten wir schon in die Corona-Pandemie», bedauert Bigler.
Ins Stocken geraten
Der Käse-Export sei darob ins Stocken geraten. «Das war ein grosser Dämpfer für uns, und unsere Tochterfirma konnte die gesteckten Ziele nicht erfüllen», bedauert er. Denn in der Naturkäserei Diemtigtal, wo jährlich 3000 Tonnen Käse produziert werden können, fliessen rund 90 Prozent in den Export. «Mit unserem Käse sind wir stark exportabhängig», gibt Bigler zu. Um die Wertschöpfung dabei möglichst gross zu halten, wurde auch eine eigene Vermarktungsfirma gegründet: Die «Simmental Switzerland AG». «So, wie der Start ins neue Jahr angelaufen ist, sind wir aber sicher, dass das 2021 wesentlich besser laufen wird als das erste Jahr», ist Ruedi Bigler überzeugt.