Rund 100 Millionen Kilogramm Milch exportierte die Schweiz 2024 nach Amerika. Davon 90 Prozent als Käse, der Rest als Schokolade. Nach Deutschland und Italien sind die USA die Nummer drei bei den Schweizer Käseexporten – daher ist Amerika ein wichtiger Absatzmarkt für die Schweizer Milchindustrie.
Käsereimilch fliesst in den Industriekanal
Donald Trumps angedrohte Zölle auf Schweizer Produkte gefährdet jetzt aber den Käseexport. Das heisst: Man erwartet hierzulande einen Milchüberschuss, da nun vermehrt Käsereimilch in den Industriekanal fliessen wird. Die BauernZeitung hat bei der Aaremilch AG nachgefragt, wie sie den Milchmarkt in ihrem Gebiet sieht. «Die Milchlieferungen sind in der Schweiz derzeit allgemein auf hohem Niveau», sagt Andreas Stämpfli, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Aaremilch.
So würden die Milcheinlieferungen ab Juli/August deutlich über dem Vorjahr liegen, bedingt durch die gute Futterlage und deren Auswirkungen auf die Milchproduktion. «Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung für die gesamte Branche dar», hält Stämpfli fest. Dazu beobachte man, dass die Verarbeitungskapazitäten in der Schweiz zunehmend zurückgehen würden.
Nicht alle haben die gleichen Regeln
Die von Donald Trump angedrohten 39 Prozent Zölle auf Schweizer Ware machen auch der Aaremilch Sorgen: «Der Rückgang in der Käseproduktion führt automatisch zu einer Umverteilung von Rohmilch in die industrielle Verwertung, wenn die Käsereimilchproduktion nicht entsprechend gedrosselt wird», so Andreas Stämpfli. Dies führe bei der aktuellen allgemein hohen Milchproduktion zusätzlich zu höherem Wettbewerbs- und Preisdruck – auch bei der Aaremilch.
Damit der Schweizer-Milchmarkt nicht völlig aus dem Lot läuft, wird C-Milch wieder zum Thema. Dabei hat aber nicht jede Handelsorganisation die gleichen Regeln über die Lieferrechte, Jahresmengen oder Monatsmengen für die Berechnung der C-Milch. «Auch für die Aaremilch gilt im Zusammenhang mit der Produktion von C-Milch die wichtige Grundregel der Freiwilligkeit», so Stämpfli.
Was ist C-Milch?
Unter «C-Milch» oder «Segment C» versteht man Milchprodukte zum tieferen Weltmarktpreis. Gemeint sind Regulierprodukte respektive Abräumprodukte ohne Beihilfe.
Für den Export bestimmt:
• Butter
• Vollmilchpulver
• Rahm
• Milch (>3,0 % Fett)
(Quelle: «Milkipedia», die grüne)
Wird die Aaremilch C-Milch verrechnen?
Jeder Produzent müsse frei entscheiden können, ob er C-Milch liefern möchte oder auf die Produktion verzichte. «Produzenten, die sich innerhalb der vertraglich vereinbarten Monatsvertragsmengen bewegen, sind nach aktuellem Stand nicht von der C-Milch-Produktion betroffen», hält Andreas Stämpfli fest.
Ob und wann die Aaremilch überhaupt C-Milch verrechnen werde, sei derzeit noch offen: «Dies ist Gegenstand laufender Verhandlungen mit den Verarbeitern. Ziel ist es, gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden, die sowohl den Marktbedingungen als auch den Interessen der Milchproduzenten der Aaremilch Rechnung tragen», sagt er.
Grundsätzlich richte sich die Aaremilch hinsichtlich Mengen und Zeitpunkt der Einführung nach den Empfehlungen der Branchenorganisation Milch (BOM).
C-Milchpreis wohl zwischen 52 und 55 Rappen
So wie es tönt, wird die Ablieferung von C-Milch auf freiwilliger Basis gehandhabt. «Wer sich in der Bandbreite seiner Monatsvertragsmenge bewegt, wird – Stand heute – nicht betroffen sein», hält Andreas Stämpfli fest. Die Betriebe können also auf die Lieferung von Milch über der Vertragsmenge verzichten. Wie dabei die Preise für C-Milch aussehen werden, werde aktuell mit den Verarbeitern über die C-Milch-Konditionen verhandelt.
«Sobald der finale Preis feststeht, geben wir ihn ohne Abzüge an unsere Lieferanten weiter», hält er fest. C-Milch werde sicher durch Fondsbeiträge Regulierung gestützt und werde sich gemäss heutigem Stand der Verhandlungen auf Ebene BOM zwischen 52 und 55 Rappen bewegen.
Wie steht es bei der Westschweizer Cremo?
Und wie sieht es bei dem Westschweizer Milchverarbeiter, der Cremo, aus? Trotz zweimaliger schriftlicher Nachfrage blieben die Fragen bis dato unbeantwortet. Die BauernZeitung weiss aber, dass die Cremo den Milchpreis um mindestens 1,4 Rp/kg Milch, senken wird. Ob dies schon im Oktober sein werde oder erst im November bleibe offen. Offen bleibt auch, ob die 1,4 Rappen erst der Anfang sind, oder ob es nicht zwei Rappen oder mehr sein werden.