Das Cheese-Festival mitten in der Stadt Luzern ist Mitte Oktober. Ende Oktober findet der jeweils von Tausenden besuchte Alpchäsmärcht und Alpabzug im Muotathal statt. Mitte November laden die Nidwaldner Alpkäser zu ihrem Alpchäsmärcht in Beckenried, und Ende November gibt es Urner Alpkäse am dortigen Märcht in Seedorf zu degustieren und zu kaufen. Zudem bieten viele Innerschweizer Alpkäser ihre Produkte an weiteren Herbst- und Wintermärkten sowie Anlässen in der ganzen Schweiz an.
Viel Milch – viel Käse
Es sei in der Region ein sehr guter Alpkäse-Sommer gewesen, trotz oder wegen des trockenen Wetters, ergab unsere Umfrage.
Reto Vogel vom Ausserbühl, Schüpfheim, bewirtschaftet die Alp Schlacht samt Käserei ob Sörenberg und freut sich über die Menge des diesjährigen Alpkäses, ähnlich wie im Vorjahr. Auf den Entlebucher Alpen sei das Gras im Frühjahr fast zu schnell gewachsen und überständig geworden, was auf die Milchmenge drückte. Der Herbst habe dank jungem Gras nochmals viel Milch gebracht. Die Käsebereitung sei weniger anspruchsvoll als im nassen 2021 gewesen, mehr Mühe machte die Hitze den Kühen, und auf genügende Milchkühlung musste mehr geachtet werden. Seinen Alpkäse setzt er allen direkt ab.
Gut gereifter Käse
Paul Barmettler, Präsident der IG Nidwaldner Alpkäser aus Buochs, berichtet ebenfalls von einem milchigen Alpsommer, dank frühem Weidebeginn mit viel Futter. «Früh z Alp gehen bringt viel Milch.» Das ermöglichte auch viel Alpkäse. Der Absatz sei gut, auch weil er und einige seiner Alpkäserkollegen auf die Strategie setzen: «Käse anbieten, den andere weniger haben». Dies sei vorjähriger, älterer, gut gereifter. Junger diesjähriger Alpkäse gebe es hingegen im Herbst überall zu kaufen.
Grosshandel härter
Gut melkig bis spät in den Juli hinein sei der Alpsommer auch im Urnerland gewesen, berichtet Damian Gisler vom Landwirtschaftsamt. Er höre hingegen, dass der Absatz eher schwieriger geworden sei, weil der Käsemarkt generell unter Druck sei und der Export harze. Es zeichne sich eine Sättigung ab. «Niemand wartet auf zusätzlichen Käse.» Auch der Absatz von Alpkäse sei nicht losgekoppelt vom übrigen Käsemarkt. Längst nicht aller Alpkäse werde direkt vermarktet, viele Anbieter seien auf die Grossverteiler als Abnehmer angewiesen. Dieser Absatzkanal sei härter geworden.
Das bestätigt Walter Arnold, Verwaltungsratspräsident der Urnerboden Alpkäserei AG und Vorstandsmitglied bei den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Auch Alpkäse spüre den härter gewordenen Käsemarkt, so wegen des rückläufigen Exports und der von den Produzenten erfolgreich durchgesetzten Preiserhöhungen.
Zur Käserei auf dem Urnerboden wird ein Grossteil der Milch der 1200 Kühe auf dieser grössten Schweizer Alp geliefert. Dieses Jahr sei wieder die Grenze von einer Million Kilo Einlieferungen überschritten worden, wie erstmals 2020. Allerdings wird ein Teil der eingelieferten Milch vor allem während der Lieferspitzen weiter transportiert, so zur Käserei in Airolo, «zu guten Preisen».
Gefragte Mutschli
Verarbeitet werden vor Ort gut zwei Drittel der Liefermengen. Marketingmassnahmen und Degustationen beim Grossverteiler diesen Sommer hätten zu einem Absatzschub beim Käse vom Urnerboden geführt. Und auch Sortimentsanpassungen – Mutschli seien gefragter – hätten sich positiv ausgewirkt.