Was vom Milchpreis schlussendlich bei den Produzent(innen) ankommt, wird durch verschiedene Abzüge geschmälert. Darüber finanziert die Branche unter anderem die Importabwehr: Sie verbilligt Schweizer Käseprodukte, damit sie mit Importware mithalten kann. Wie der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) schreibt, summierten sich diese Abzüge allein bei der Mittelland Milch auf 4,8 Millionen Franken jährlich. Die Ausführungen von FMS am Beispiel Mozzarella zeichnen ein zwiespältiges Bild davon, wie diese Importabwehr wirkt.

Hohe Margen beim Import

Im Detailhandel koste Schweizer Mozzarella bei Coop oder Migros Fr. 1.70.– bzw. Fr. 1.65.– pro Packung, schildert FMS. Das italienische Vergleichsprodukt werde hingegen für Fr. 2.25.– verkauft. «Während importierter Mozzarella dem Detailhandel deutlich höhere Margen einbringt, wird Schweizer Käse durch Milchabzüge querfinanziert», schlussfolgert FMS. Das ist aus Sicht des Vereins nicht nur ungerechtfertigt, sondern angesichts der strengen Nachhaltigkeitsstandards von Schweizer Milch gegenüber billig produzierter Importware auch problematisch. Eine höhere Marge macht importierten Mozzarella für den Handel allerdings attraktiver.

«Unsere Analysen und Einschätzungen ergeben auch deutlich höhere Margen für die Importmozzarella», bestätigt Pierre-André Pittet, Vizedirektor des Verbandes Schweizer Milchproduzenten (SMP). Man kenne jedoch die Einkaufspreise nicht und dürfe die Marketinginvestitionen der Beteiligten nicht unterschätzen. «Was für uns klar ist: Schweizer Mozzarella darf im Detailhandel zugunsten des Milchpreises teurer werden.»

Ebendies schlägt FMS vor: Eine Preiserhöhung um 10–15 Rappen pro Packung würde die Abzüge bei den Milchproduzenten «signifikant reduzieren». Das ergäbe laut Pierre-André Pittet einen um 10–12 Rappen höheren Milchpreis. «Das wäre ein guter und fairer Schritt, der nicht zu Volumenverlusten führen würde», sagt er.

Unklarer Importdruck

Auf Anfrage des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (LID) geben sich Coop und Migros wortkarg. Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch (BOM), hingegen erklärt, die Importabwehr sei eine Reaktion auf den Importdruck. Die Beurteilung, wie stark dieser Druck aber tatsächlich sei, liege in der Verantwortung der Marktakteure. «Hersteller müssen sich also bei ihren Milchlieferanten rechtfertigen, wenn sie für die Herstellung von günstigen Produkten tiefe Milchpreise benötigen», so Kohler gegenüber dem LID.

Sind Abzüge bei den Produzenten Teil des Problems, weil sie zu einem tieferen Produzentenpreis beitragen? «Es ist eine Frage der Sichtweise respektive der Interpretation», findet Pierre-André Pittet. Die Milchproduzent(innen) würden zurzeit tiefe Milchpreises akzeptieren, weil die Milchkäufer und Verarbeiter sie damit begründeten, dass höhere Milchpreise zu Verlusten an Marktanteilen durch Importmozzarella führen würden. FMS ist überzeugt, dass Konsument(innen) bereit sind, den Wert hochwertiger Schweizer Produkte anzuerkennen und für fair gehandelte Produkte einen angemessenen Preis zu zahlen. Es brauche eine aktive und transparente Kommunikation, um die nötige Akzeptanz für Preisanpassungen zu erreichen.

«Gehören zu den Besten»

Diese Meinung teilen die SMP. «Es geht darum, zu zeigen, dass auch die Schweiz ein Mozzarella-Land ist und Schweizer Milchproduzenten und Schweizer Hersteller zu den besten Mozzarella-Herstellern gehören», so Pierre-André Pittet. Mit Swissmilk Green geht die Branche diesen Weg und kommuniziert die Vorteile einheimischer Produkte. «Die Kommunikation des Grünen Teppichs via Swissmilk stützt die Positionierung aller Schweizer Milch und Milchprodukte hervorragend», sagt Pittet. Beim Mozzarella müssten ihm zufolge eigentlich die Schweizer Hersteller deutlich mehr in die Kommunikation investieren.