Abo Getreide und Ölsaaten Swiss Granum sieht sich beim Absenkpfad PSM nah am Ziel Friday, 24. November 2023 Im Zentrum der heurigen Qualitätstagung von Swiss Granum standen die einheimischen Proteinpflanzen. Obwohl die Medien gerne über Pioniere in diesem Bereich berichten, sind die Anbauflächen mit Leguminosen in der Schweiz nach wie vor klein: «Neue Ackerkulturen wachsen auf 7 Prozent der offenen Ackerfläche», führte Rahel Emmenegger vom Schweizerischen Getreideproduzenten-verband (SGPV) aus. Für eine Ausdehnung des noch oft risikoreichen Anbaus seien folgende Punkte entscheidend:

Transparente Bedingungen: Mengenbedarf, Qualitätsansprüche und Preise bekannt vor der Aussaat.

Informationen: Einfach zugänglich; zu Anbau, Saatgut, Ertrag und Wirtschaftlichkeit.

Mindestens 130 Franken

Der SGPV hat Berechnungen zu rentablen Preisen gemacht. Um ein mit Brotweizen vergleichbares Niveau zu erreichen, bräuchte es demnach Fr. 130.–/dt für Speisesoja und Fr. 83.–/dt für Speisehafer. Nach Kritik aus dem Publikum räumte SGPV-Präsident Fritz Glauser ein, dass damit die Latte doch «sehr bescheiden» gesetzt sei. «Wir sollten da vielleicht etwas ambitionierter werden.»

Dossier Serie Anbau von Körnerleguminosen Monday, 18. July 2022 Was die Menge angeht, dreht sich eine Art Teufelskreis: Weil von Abnehmerseiten gemäss Rahel Emmenegger konkrete Zusagen zur Übernahme von Schweizer Ware zu Schweizer Preisen fehlen, zögern Landwirte, auf neue Ackerkulturen zu setzen. Die Konkurrenz durch billige Importware ist gross, zumal der Grenzschutz fehlt. «Wir hatten dazu ein Gespräch mit dem BLW», erklärt Emmenegger. Anpassungen seien wegen internationaler Abkommen schwierig. «Da ist wohl nichts zu erwarten», so ihr Fazit. Hingegen besteht weiterhin die Forderung, dass alle neuen Ackerkulturen mit Einzelkulturbeiträgen unterstützt werden sollen.

Analog Verkäsungszulage

Zur Förderung von Proteinpflanzen hat Anik Thaler einige Ideen. Ihre Firma Fabas verarbeitet Schweizer Rohstoffe unter anderem zu Hummus und Burgern. «Wir sehen ein Ungleichgewicht, denn die Landwirtschaft wäre zum Anbau bereit», schildert Thaler. Fabas führe eine Warteliste mit 100 interessierten Produzenten, doch der Absatz fehle bisher. Angesichts der blühenden Kulturen schlägt die Agrarwissenschaftlerin eine Förderung als BFF analog zu Getreide in weiter Reihe vor. Ausserdem könnte die inländische Verarbeitung unterstützt werden, wie das in der Milchbranche via die Verkäsungszulage geschieht.

Die anwesenden Verarbeiter waren sich darin einig, dass eine hohe und stabile Qualität der Schweizer Rohstoffe für sie entscheidend ist. Andreas Messerli von Hilcona erklärte, dieses Jahr gebe es als Folge von Trockenheit und Hitze viele verfärbte Sojabohnen. Man vermute einen Zusammenhang mit den angebauten Sorten und die Konsequenzen für die Tofu-Herstellung seien noch unklar. Mehr Wissen zu Sorteneigenschaften und deren Verarbeitung wäre wünschenswert. «Man sollte ein Denken und Wissen aufbauen wie bei Kartoffeln», findet Lukas Böni, Mitbegründer von Planted: «Die Sorte ist entscheidend für die Anwendung sowie die Verarbeitung.»

«Ganz normale Produkte»

In jedem Fall brauche es noch viel Erklärungs- und Kommunikationsarbeit, um den Konsumenten die Mehrwerte von Schweizer Produkten mit Schweizer Zutaten verständlich zu machen. «Kommunikation ist mühsam und kostet», stellte Lukas Böni fest. Fabas arbeitet laut Anik Thaler daran, ihr Sortiment als «ganz normale Landwirtschaftsprodukte» statt als technische Ersatzware anzupreisen, und platziert sie daher auch in Hofläden. Und schliesslich müssten Kichererbsen und Co. auch nicht immer verarbeitet sein, sondern könnten auch einfach gegart als Ganzes gegessen werden, ergänzte sie. Dies passt zu der erfreulichen Nachfrage, die Hilcona im Bereich von Hülsenfruchtkonserven verzeichnet. Eigene Anbauversuche hätten aber mehrere Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette zutage gefördert, wie Andreas Messerli ausführte: So etwa bezüglich Sorteneignung, schonender Erntetechnik sowie ebensolchem Trocknen und Reinigen. Nicht zuletzt brauche es hierbei Lösungen für Kleinmengen. «Der Druck auf die Konsumentenpreise wird steigen», prognostiziert Messerli, «aber das wird auch neue Marktchancen bieten.»