Bio wächst in der Schweiz, aber weniger beim Fleisch, und schon gar nicht im Bereich Schweine. Und so lange der Markt spielt und sich die Politik nicht allzu stark einmischt, etwa mit neuen nationalen Tierwohl-Standards, wird dies wohl auch so bleiben. Weshalb der Anteil von Bio bei Schweinefleisch unter zwei Prozent am Schweinemarkt Schweiz ausmacht, hat vor allem mit der Nachfrage zu tun. Aber auch ein wenig mit der Angebotsseite. Konkret mit der Produktion.
Biokonsumenten wollen nicht mehr Schweinefleisch
Biokonsumenten sind gemäss Umfragen überdurchschnittlich vegetarisch oder gar vegan unterwegs, kommen eher aus städtischen Gebieten und sind eher bereit, hochpreisige Produkte zu kaufen. Wenn schon Fleisch, dann am liebsten ein Filet vom Rind. Sie machen sich verstärkt Gedanken über die Fütterung. Getreide als Tierfutter etwa ist ein Thema.
Alles Gründe, die nicht unbedingt für Bio-Schweinefleisch sprechen. In der Tat geht sogar ein beträchtlicher Teil der gut 42 000 jährlich geschlachteten Bioschweine in die Verarbeitung. Gerade weil die Nachfrage kaum steigen wird, müssen die Produzenten, organisiert in der Interessengemeinschaft Bioschweine Schweiz (IGBSS), eine Überproduktion tunlichst vermeiden. Neue Bio-Schweinebauern sind denn auch nicht gesucht derzeit. Der Markt sei aktuell recht ausgeglichen, heisst es, bei den Jagern gibt es einen leichten Überhang. Bioschweine gelten Fr. 7.80 (Schlachthof) bzw. Fr. 7.60 ab Stall. Jager werden für Fr. 13.– (20 kg), Fr. 9.70 (30 kg) ab Stall gehandelt.
Markt-Teilnehmer sind im Austausch
Der Bio-Schweinemarkt verlief Anfang des Jahrhunderts auf dem Niveau von rund 15 000 Schlachtungen jährlich. Zwischen 2012 und 2019 verdreifachte sich der Umsatz beinahe. Nun scheint der Zenit erreicht. Damit die äussert fragile Nische im Gleichgewicht bleibt, arbeiten die Akteure von Produktion über Vermarkter und die Grossverteiler mit ihren Schlachthöfen in einem Biopool zusammen.
Herausfordernd in diesem Markt ist nicht nur die Absatzseite, sondern auch die Produktion. Schweinefleisch in Bio zu produzieren, ist anspruchsvoll. Die Leistungen sind tiefer, insbesondere auch in der Mast. Die neuen Fütterungsrichtlinien machen den Bioproduzenten jetzt zusätzlich zu schaffen (siehe auch BauernZeitung vom 21. Juli). 100 Prozent Biofutter gilt in der Mast, mit Auswirkungen auf Fettqualität und Zunahmen, weil teils passende Protein-Futtermittel fehlen.
Fütterungsrichtlinien werden zur Knacknuss
Ab 2026 gilt die Richtlinie auch für Aufzuchttiere bis 35 kg. Branchenkenner befürchten, dass dadurch einige Betriebe aussteigen könnten, was wiederum schlecht für die Verkaufsfront wäre. Die aufgebauten Kanäle und Märkte gilt es zu beliefern.