Wegen der aktuellen Situation durch das Coronavirus hat sich auch das Kaufverhalten der Konsumenten kurzfristig stark verändert. Auch der Milchsektor ist davon betroffen. «Die Nachfrage nach Konsummilch hat stark zugenommen. Wir setzen aber alles daran, die erhöhte Nachfrage entsprechend zu befriedigen», sagt Gabriela Küng, Leiterin Kommunikation bei der Milchproduzentenorganisation Mooh, welche mit rund 4100 Milchproduzentinnen und –produzenten ein wichtiger Player am Markt ist.
Nachfrage zum Teil weg
So erhöhte sich bei den Mooh-Kunden der Bedarf jeweils um mehrere hundert Tonnen pro Woche. «Im Gegenzug gibt es aber Verarbeiter, die ihre Bezüge stark eingeschränkt haben. Diese Verarbeiter liefern in den Horeca-Bereich (Hotel, Restaurant oder Kantine), wo die Nachfrage komplett eingebrochen ist», hält Küng fest. Um die Milchsammellogistik wie gewohnt weiterführen zu können, werden in enger Zusammenarbeit mit den Transportunternehmen entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Die Situation ist unsicher
Dass jetzt die Bauern durch die erhöhte Nachfrage mehr Milch liefern können, davor warnt die Mooh-Mediensprecherin: «Die Situation auf dem Schweizer Milchmarkt ist unsicher: Die Nachfrage im privaten Bereich erhöht sich eher, aber im Horeca-Kanal wird längerfristig eine deutlich tiefere Nachfrage herrschen. Wir erwarten grosse Verschiebungen zwischen den Verarbeitern und den Kanälen», sagt Küng. Und: «Im Export sind die Unsicherheiten ebenfalls gross, da der Export von der Entwicklung der Weltwirtschaft, der Wechselkurse sowie dem Zugang zu den Märkten abhängt. Aus all diesen Gründen ist es verfrüht, Prognosen zu treffen, wie sich die gesamte Situation auf die Schweizer Milchproduzenten auswirken wird», so Küng.
Die Milch wird abgeholt
Auch beim grossen Milchverarbeiter Emmi tönt es nicht viel anders: «Bis jetzt hat die Corona-Krise keinen Einfluss auf die Produktion», sagt deren Mediensprecherin Sibylle Umiker auf Anfrage. Deren Aufrechterhaltung sei denn auch – neben dem Schutz der Gesundheit der Mitarbeitenden – das Hauptziel von Emmi. Der Milchverarbeiter geht davon aus, dass die Milchmenge von der Corona-Krise kaum tangiert werde. «Die von Emmi mit der Milchsammlung beauftragten Unternehmen sind auf das Thema sensibilisiert. Sollte auf einem Betrieb ein Familienmitglied oder Mitarbeitender an Corona erkranken, kann die Milch dennoch abgeholt werden», sagt Umiker klar und deutlich.
Entsprechend liege jetzt das Hauptaugenmerk der Milchlogistik in der aktuellen Situation auf der optimalen Zuteilung der Milch zu den Werken. Damit allfälligen Nachfrageveränderungen (z. B. höhere Nachfrage nach UHT-Produkten, geringere Nachfrage nach Gastronomie-Produkten) Rechnung getragen werden könne.