«Dies ist kein Jahr der Bequemlichkeit, sondern ein Jahr der Klarheit», fasste Verwaltungsrats-Präsident Georges Godel die Lage an der Generalversammlung vom 15. Mai zusammen – und kündigte «mutige Entscheidungen und greifbare Fortschritte» an. Durch die strategische Neuausrichtung, den Lagerabbau und gezielte Investitionen hofft das Cremo-Management, bis Ende 2026 wieder ein Gleichgewicht zu erreichen. Noch ist es nicht so weit: Zwar konnten die Verluste im Geschäftsjahr 2024 von 20,3 Millionen auf 16,9 Millionen Franken reduziert werden. Dennoch bleibt es das fünfte Defizit in Folge.

Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 504,4 Millionen Franken. Dieser Rückgang erklärt sich unter anderem durch die gestiegenen Energiekosten – 5 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr – und wiederholte technische Pannen. Hinzu kommen bestimmte strategische Entscheidungen: die Schliessung verlustbringender Geschäfte, die Einstellung der Emmentaler-Veredelung und bestimmter unrentabler Produktionen sowie die Reorganisation des Petit Crémier.

Überschüssiges Pulver

Auch die Krise im Jahr 2023 hat ihre Spuren hinterlassen. Weil die Käseproduktion stagnierte, verarbeitete Cremo die überschüssige Milch zu Magermilchpulver. Das Ergebnis war ein Lagerbestand von über 100 Millionen Franken, der Ende 2024 auf 55 Millionen reduziert wurde. Für den Export wurde das Magermilchpulver zu einem Preis von 2,50 Fr./kg verkauft – also unter dem Selbstkostenpreis. Aufgrund fehlender Absatzmöglichkeiten wurde ein Teil der Bestände der Biogasgewinnung zugeführt – eine «aussergewöhnliche Massnahme», so das Unternehmen.

Trotz dieser Liquidation blieb die Bruttomarge mit 28 % stabil. Der Lagerabbau trug zur Verbesserung des Cashflows bei. Dieser stieg um 22,4 Millionen und die kurz- und mittelfristigen Schulden verringerten sich um 12,2 Millionen. Eine weitere positive Entwicklung: Der EBIT, also der Gewinn vor Zinsen und Steuern, konnte um rund 700 000 Franken verbessert werden.

Im Jahr 2024 bezog Cremo 60,2 % seiner Lieferungen von insgesamt 1135 Herstellern. Butter machte 32,6 % des Umsatzes aus, Frischprodukte 25 %, Käse 23 % (plus 7 %) und Pulver 17,3 %. Der Konzern verarbeitete rund 363 Millionen Kilo Milch, 8,95 % weniger als im Vorjahr. Dieser Rückzug ist Teil der strategischen Neuausrichtung von Cremo, die schrittweise einen volumenbasierten Ansatz zugunsten eines markenbasierten Ansatzes aufgibt. Von einer verlustbringenden Regulierung von Milchüberschüssen kann ab sofort keine Rede mehr sein.

Überschüsse vermeiden

Hat dieser Entscheid Auswirkungen auf die Freiburger Käsereien? Nein, meint der Direktor des Gruyère AOP Interprofessional, Philippe Bardet auf Nachfrage. «Unser Motto lautet, im Falle einer Marktabschwächung weniger Milch zu produzieren. Überschüsse müssen unbedingt vermieden werden. Zudem sind die seit einigen Jahren in Cremo angebotenen Preise für regulierte Milch alles andere als attraktiv. Inzwischen wurden andere Absatzmärkte gefunden.»

In Zukunft möchte sich Cremo auf seine eigenen Produktreihen mit höherer Wertschöpfung wie Valdor oder Lattesso konzentrieren. Darüber hinaus möchte die Gruppe auf Innovationen mit Produkten setzen, die ein besseres Wohlbefinden versprechen. Diese würden derzeit von den Grossverteilern getestet, sagt Perroud. Die Nachfrage nach derartigen Produkten sei im Steigen begriffen, weil immer mehr Menschen ein hohes Alter erreichten.

Mehr Exporte

Gleichzeitig investiert Cremo weiterhin in das Kerngeschäft: Butter und Pulver. Bis 2024 sind rund 8 Millionen für die Modernisierung der Infrastruktur vorgesehen. Einige Anlagen gelten als veraltet, andere als nicht ausreichend genutzt. Mit der schrittweisen Erneuerung wurde insbesondere in der Butterindustrie begonnen, wobei 3,8 Millionen Franken investiert wurden. Doch die Mittel bleiben begrenzt: «Wir müssen mit den verfügbaren Ressourcen vorankommen», kommentierte Ralph Perroud.

Der Exportanteil liegt aktuell bei rund 10 %. Das Fünfjahresziel liegt bei 20 %. «Wir können das ohne allzu grosse Schwierigkeiten schaffen», versicherte der Generaldirektor. Potenzial hätten insbesondere die Käsesorten Gruyère AOP, Vacherin fribourgeois AOP, Mazot Raclettes und Valdor Raclette du Valais AOP. Die internationalen Ambitionen haben sich bereits in der Schaffung einer eigenen Stelle für den Export niedergeschlagen. «Jede Erschliessung neuer Märkte für Gruyère AOP zu einem guten Preis ist zu begrüssen», sagte Philippe Bardet.

Cremo beschäftigt derzeit 647 Mitarbeitende an sechs Standorten in der Westschweiz. Angesichts von 60 unbesetzten Stellen steht das Unternehmen vor einer erheblichen Fluktuation. Ralph Perroud sieht darin sowohl einen Verlust an Know-how als auch eine Chance, seinen Qualifikationsbedarf zu verfeinern.