Alles in Butter auf dem Milch- und Buttermarkt? Mit dieser Frage leitete Jürg Dummermuth, Vorstandsmitglied bei der Mittellandmilch sein Referat am Berner-Junglandwirte-Höck ein, welcher am Donnerstagabend vor Wochenfrist auf dem Betrieb der BG Niesen in Wimmis stattfand.
Milchproduktion sinkt
Jürg Dummermuth ist selber Milchproduzent und liefert seine Milch als Mitglied des Vereins Mittellandmilch direkt an die Emmi. Er erklärte den Berner Junglandwirten die aktuelle Lage auf dem Milchmarkt. Grundsätzlich schwankt die Milchmenge in der Schweiz saisonal. Das ist bedingt durch die Vegetation und die Alpung. Somit ist der Tiefpunkt jeweils im Juli und August. Jedoch gibt es jetzt einen klaren Abwärtstrend.
«Wir stellen fest, dass immer mehr Bauern das Melken aufgeben», sagte Dummermuth. Die Milchproduktion habe den Hochstand hinter sich. Heuer, im Jahr 2020, werde die Milchproduktion etwa gleich hoch sein wie letztes Jahr.
Exportieren kostet viel Geld
So ging Jürg Dummermuth auf das Thema Buttermarkt zu. Seit 2018 sei nicht mehr zu viel Milch auf dem Markt. Bisher habe man aus der überschüssigen Milch Butter gemacht und diese zu exportieren versucht. «Doch Butter zu exportieren kostet uns Bauern viel Geld», sagte Dummermuth, «das ist eine Marktentlastungsmassnahme». Dies habe den Milchpreis ständig etwas gedrückt.
Seit es nicht mehr zuviel Milch auf dem Markt gebe, steige der Preis ständig leicht an. Im vergangenen Jahr wurden mehr Käse, Molkereiprodukte und Frischmilch produziert und im Gegenzug dafür weniger Butter, und Magermilchpulver sowie Vollmilchpulver.
«Die Buttermangelsituation kam nicht ganz unerwartet», gab Dummermuth zu. Bereits 2019 habe man gesehen, dass die Butterlager langsam leer werden. Trotzdem hat man damals noch nichts unternommen, denn man wisse nie, ob die Milch doch noch kommt oder nicht.
Importantrag eingereicht
Und dann kam auch noch Corona. «Die Butterverkäufe sind explodiert», so Jürg Dummermuth. Also hat man einen Importantrag beim Bundesrat eingereicht. Denn man wollte verhindern, dass die Regale leer sind. Bei den Detailhändlern hat die hohe Nachfrage zu leicht höheren Preisen in den Regalen geführt. Diese wurden an die Produzenten weitergegeben. Seit Juli erhalten diese nun 0,6 Rappen mehr.
«Der Detailhandel wollte schon im Frühling auf Vorrat 4000 Tonnen Butter importieren», erklärte Dummermuth. Doch dies habe die Branchenorganisation Milch (BOM) verhindert. Nun ist letzte Woche bereits das dritte Importgesuch beim Bundesrat eingereicht worden.
Milcheiweiss stützen
Und was hat die BOM unternommen, damit man nächstes Jahr nicht wieder so viel Butter importieren muss? Dafür hat sie die Schoggigesetz-Nachfolgelösung etwas angepasst, wie in der unten stehenden Grafik zu sehen ist. Zur Erinnerung: Das Schoggigesetz hilft, dass Verarbeiter Schweizer Rohstoffe verwenden.
«Dieses System wurde in Zeiten gemacht, als es immer zu viel Fett gab. Nun haben wir zu wenig», erklärt Dummermuth. Daher habe die BOM im Juli entschieden, dass sie das Eiweiss mehr stützen müsse. Denn wenn dieser Preis zu tief ist, wird weniger Butter produziert. Das neue System soll ab dem 1. Januar 2021 laufen.
Ob es funktioniere, sehe man in einem Jahr. «Doch wir haben immer noch eine Reissleine. Wenns nicht funktioniert, geht alles wieder zum vorherigen System zurück.»
Wenig Milch ist besser
Und dann kam auch noch die Frage aus den Reihen der Junglandwirte, ob es nun zu viel oder zu wenig Milch gäbe. Darauf antwortete der Referent: «Kommt darauf an, wen man fragt. Tendenziell ist zu wenig Milch immer besser für uns Bauern.»
Mehr Umsatz für Metzgereien im Lockdown
Auch auf den Fleischmarkt wirkte sich Corona aus. «Fleisch war noch nie so begehrt wie im Lockdown», erklärte Peter Schneider von der Proviande. In den Familien wurde viel Fleisch konsumiert. Einzig der Kalbfleischmarkt ist wegen der Schliessung der Gastronomie voll eingebrochen. Dafür habe man über Entlastungsmassnahmen 750 Tonnen Kalbfleisch eingefroren.
Konsumenten selber aufklären
Zum Abschluss ging Schneider noch auf die Vermarktung von Fleisch ein. Die in den Werbungen vermittelten Mehrwerte kämen nicht an beim Konsumenten. «Es ist wichtig, dass ihr jungen Landwirte den Konsumenten erklärt, warum man auf der kleinen Scheidegg keine Kartoffeln anpflanzen kann, aber dafür Tiere alpen.»