«Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich Käser und Landwirt bin und kein Käsehändler», sagt Peter Blaser. Das sei der Grund, dass er den Grossteil seines Käses an vier verschiedene Käsehändler verkaufe. 140 Milchschafe und Ziegen leben auf dem 12-Hektaren-Betrieb von Blasers. Rund 100 000 kg Milch verarbeitet er jährlich. 20 Prozent kauft er zu. Einen Teil davon friert er im Frühling ein, damit er im Winter Frischkäse produzieren kann. Denn neben Mutschli ist das die grosse Spezialität vom Geissepeter. Frischkäse, Blau- und Weissschimmelkäse aus Ziegen und Schafmilch.
Frischmilch im Winter
Bereits in der Schule sei er der Geissepeter gewesen. Was ihm damals peinlich war, macht ihn heute stolz. Lachend steht er auf der Weide zwischen seinen Ziegen: «Klar sind es Nutztiere, aber solche mit Familienanschluss», sagt er. «Der tiefe Kuhmilchpreis macht es verlockend, auf die besser bezahlte Ziegenmilch umzusteigen. Doch viele vergessen, dass man für die gleiche Milchmenge fünfmal soviele Tiere braucht», betont er. Das seien fünfmal mehr Einzelschicksale im Stall, die man managen müsse. Seine Ziegen stammen aus leistungsstarken französischen Linien. «In der Schweiz hat man die Ziege zu lange auf Schönheit gezüchtet und zu wenig auf Milch. Auch die Gehalte sind hier sehr tief», betont er. Für sein Käsehandwerk keine guten Voraussetzungen.
Schafe und Ziegen leben gemeinsam in einem Stall. Beim Melken warten die Schafe jeweils, bis alle Ziegen gemolken sind. Jetzt in der Decksaison laufen die Böcke mit. Tags der Ziegenbock, nachts der Schafbock. Es werden jedoch nicht alle Ziegen gedeckt. Rund ein Viertel der Ziegen wird durchgemolken. Einige schon seit drei Jahren, und die Persistenz leidet dabei kaum.
Keine grossen Investitionen
So stehen auch im Winter die Frischkäse vom Geissepeter in den Regalen der Grossverteiler. «Das ist ein schönes Gefühl, wenn du deinen Käse direkt neben dem von Emmi im Regal stehen siehst. Ich als Kleiner auf Augenhöhe mit der grossen Emmi», erzählt er. Sein Käse ist nach traditionellem Handwerk gemacht. Preislich kann er mit der Industrie nicht mithalten. «Irgendwann musst du entscheiden, ob du weiter wachsen willst oder nicht. Jetzt bin ich Landwirt und Käser, habe vier Teilzeitangestellte, auch meine Frau und die Eltern helfen mit», erklärt er.
Wie schnell der Markt sich jedoch ändert, merkte er während des Lockdowns. Plötzlich seien die Bestellungen eingebrochen, weil die Restaurants schliessen mussten. Auch der Wochenmarkt, den er in Solothurn besucht, fand nicht mehr statt. Dort verkauft er zwar nur rund drei Prozent seiner Produktion, jedoch zählt im Frischkäsegeschäft jeder Tag. Als einer der Wenigen verpackt er seinen Käse in Schutzgas. Diese Anlage sei teuer, jedoch ein entscheidender Vorteil, weil sich sein Käse dadurch bis zu fünf Wochen lagern lässt. «Das alles habe ich Stück für Stück seit 1982 mit meinen Eltern zusammen aufgebaut. Müsste ich mit den heutigen Anforderungen in diese Branche einsteigen, würde ich es nicht mehr wagen», betont er.
Kein leichtverdientes Geld
All die Erfahrungen und Investitionen, die er in den besseren Zeiten gemacht hat, helfen ihm jetzt, die Krise zu überstehen. «Wer denkt, dass die Marge der Händler zu gross ist, soll sich überlegen, was es bedeutet, die gesamte Milchmenge selbst vorschriftsgemäss zu verarbeiten und zu vermarkten», sagt Peter Blaser. Damit stellt er den Verarbeitern keinen Persilschein aus. Aber ganz so einfach sei es dann doch nicht, mit Milch Geld zu verdienen.