Der Kanton Luzern gehört nicht gerade zu den Spitzenreitern beim Anteil Biobetriebe, sondern liegt eher auf den letzten Plätzen. Derzeit sind es knapp 11 Prozent, der Schweizer Durchschnitt liegt bei rund 16 Prozent. An der Spitze liegen die Bündner mit rund 63 Prozent, in der Zentralschweiz führt Obwalden mit fast 34 Prozent Anteil an den Landwirtschaftsbetrieben. Die tiefe Bioquote in Luzern hat ihre Gründe: eine tierintensive Landwirtschaft mit starker Bedeutung der Schweineproduktion, Spezialkulturen wie Gemüse, Obst und Reben oder auch teils fehlende Absatzkanäle für die Verarbeitung und Vermarktung von Bioprodukten.
Der Trend geht zu Bio
Luzern hole aber auf, war kürzlich an einer Informationsveranstaltung der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) sowie der Bioberatung zu vernehmen. Es habe recht viele Neuanmeldungen für den Biolandbau gegeben.
Und die Strategie von Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse wie auch der Marktpartner sei klar, den Bioanteil zu erhöhen. Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse wolle bis 2025, dass ein Viertel der Nutzfläche biologisch bewirtschaftet werde, der Anteil beim Konsum soll von heute rund 11 Prozent auf 15 Prozent gesteigert werden. Auch die Grossverteiler Coop und Migros wollen mehr Bio, und der Schweizer Bauernverband fordert die Branche ebenfalls auf, die Labelanteile zu erhöhen. Mit Verweis auf die parlamentarische Initiative zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Hingewiesen wurde vom Lawa auch auf die Labelziele der Zuckerbranche: Bis 2030 sollen 20 Prozent der Zuckerrüben biologisch und deren 70 Prozent nach IP-Suisse-Richtlinien oder ohne Pflanzenschutzmittel angebaut werden.
Mit Bio weniger Emissionen
Der Kanton wolle aufgrund der strategischen Stossrichtungen in der Agrarpolitik, der Klima- und Energiepolitik und der Biodiversität mehr auf Bio setzen und lanciere deshalb einen Aktionsplan, erklärte Thomas Meyer vom Lawa. Potenzial sei insbesondere im Berggebiet vorhanden, dort könnten die Trends «Bio» und «Regional» optimal kombiniert werden. Und in tierintensiven Talregionen sollen die Emissionen durch Reduktion der Tierhaltung vermindert werden. So durch extensivere Produktionsformen wie Biolandbau oder Alternativen wie Spezialkulturen, wird aus dem Luzerner Planungsbericht Klima und Energie zitiert.
«Wenn die Nachfrage steigt, werden die Bauern mehr produzieren.»
Finanzielle Anreize würden den Markt verfälschen, findet Toni Büchler, Präsident Bio Luzern
Kampagnen in Kantonen
Hingewiesen wurde an der Kick-off-Sitzung für die Präsidien von Bio Luzern und des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) vom Lawa auch auf aktuelle Aktionspläne für Bio in andern Kantonen, etwa im Aargau, im Wallis oder in Bern. Dort liegen die Schwerpunkte bei der Absatzförderung, mehr Wertschöpfung und Wertschätzung und Vernetzung der Biobetriebe über alle Handelsstufen. Auch in unserer Region seien bereits Massnahmen in Umsetzung, so mit Regio-Fair, dem «Bio Füür Zentralschwyz», dem Ausbau der Bioberatung und Biolehrgängen in der Ausbildung.
Mögliche Stossrichtungen im Kanton Luzern seien die Förderung von innovativen Geschäftsmodellen, Vernetzung von Biobetrieben entlang der Wertschöpfungskette und Praxisversuche mit der neuen Forschungsstation in Sursee.
Bis Ende Dezember sollen ein konkreter Projektauftrag formuliert und das Projektteam bestimmt werden. Darin werden auch Bio Luzern und der LBV vertreten sein. Ab Januar bis Oktober 2022 wird der Aktionsplan erarbeitet und nach Genehmigung durch den Regierungsrat ab 2023 umgesetzt.
Der Markt ist entscheidend
Die Vorstellungen des Kantons wurden nach der Kick-off-Information in den Vorständen des LBV und von Bio Luzern beraten und positiv gewürdigt, auch dass die Branche bei der Erarbeitung des Aktionsplans mit dabei ist. Hingewiesen wurde allerdings, dass nicht primär die Umstellung und die Bioproduktion zu fördern seien, sondern der Absatz und die Vermarktung. «Wenn die Nachfrage steigt, werden sehr rasch mehr Bioprodukte hergestellt», ist Toni Büchler, Präsident von Bio Luzern, überzeugt. Zum tiefen Bioanteil im Kanton verweist Büchler auf die Betriebsstrukturen im Agrarkanton Luzern, mit sehr hoher Wertschöpfung aus der Tierhaltung, wovon die ganze Luzerner Wirtschaft profitiere. «Auch viele Bergbetriebe halten noch einige Schweine.» Es könne deshalb nicht sein, Bio zu forcieren, um Tierbestände zu senken.
Fehlende Verarbeiter
Auch im LBV-Vorstand gaben die Pläne des Kantons etwas zu reden. Dass im Luzerner Berggebiet, konkret im Entlebuch, noch nicht so viele Betriebe auf Bio umgestellt hätten, hänge auch mit teils fehlenden Verarbeitungsbetrieben zusammen. Und grundsätzlich müsse sich der Biolandbau mit der Marktnachfrage entwickeln.