Das Milchjahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Aktuell gibt es in der Schweiz noch zirka 19 000 Milchbauernbetriebe. Vor zwanzig Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. Vor allem die Butterimporte lösten dieses Jahr bei vielen Milchbauern Kopfschütteln aus. Und auch das kürzlich beantragte Importgesuch für Rahm machte nicht nur die Produzenten, sondern auch einen Teil der Branche wütend. Weiterhin für Diskussionen werden wegen der politischen Rahmenbedingungen auch die Preisdifferenz zwischen den Richtpreisen und den ausbezahlten Milchpreisen sorgen.
Druck vom Ausland
Viele Milchproduzentinnen sind deshalb schon lange der Meinung, dass sie von den Milchverarbeitern nur noch an der Nase herumgeführt werden. Immerhin sei doch die Milch gesucht, aber trotzdem stagnieren die Produzentenpreise.
In diesem Jahr waren in den ersten Monaten die Milcheinlieferungen tief, die Käseproduktion entwickelte sich über dem Vorjahr und zusätzlicher Rahm wurde in der Industrie benötigt. Die stark ansteigenden Preisunterschiede zum Ausland verursachten aber zusätzlichen Druck auf das hiesige Preisniveau. Alleine im März wurde fast ein Viertel mehr Käse aus dem Ausland in die Schweiz importiert. Trotzdem ging man davon aus, dass sich dies, wegen der internationalen Marktentwicklung mit den verbesserten Milchpulverpreisen, positiv auf den Schweizer Milchabsatz auswirken werde. So war auch Schweizer Butter sehr begehrt. Sowohl die Produktion, als auch die Butter-Lagerbestände waren rückläufig. Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie stiegen die Verkaufszahlen und die Preise im Gross- und Detailhandel an. So lagen die Verkaufspreise im Detailhandel im Vergleich zum Vorjahr zwischen Januar und August für Vorzugsbutter um + 3,7 % bei Fr. 15,76/kg und für Kochbutter mit + 3,7 % bei Fr. 12,73/kg. Auch der Preis für Rahm nahm im Juli stark zu.
Anpassung des Reglements
Viel Zustimmung unter den Milchproduzenten brachte die Anpassungen des Reglements beim Grünen Teppich, dem Basis-Standard für Schweizer Molkereimilch. Ab September trat das neue Reglement in Kraft. So wurden gewisse Ausnahmen bei den Grundanforderungen für RAUS und BTS akzeptiert, sofern das Tierwohl nicht darunter leidet. Für den Grünen Teppich müssen die Erzeuger in der Produktion zehn Grund- und zwei Zusatzanforderungen erfüllen. Beim Start 2019 galt bei den Vorschriften noch die Massenbilanz. Ab 2023, nach einer Übergangszeit von vier Jahren, müssen die Bedingungen zu 100 Prozent erfüllt werden. Mit dem Standard und der damit verbundenen Marke Swissmilk Green soll sich Schweizer Milch von importierten Produkten abheben und den Konsumentinnen und Konsumenten die besonderen Leistungen der Schweizer Milchproduktion vermitteln.
Auch nächstes Jahr
Im August gab es unter den Milchproduzenten einen weiteren Ruck, als bekannt wurde, dass das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zum zweiten Mal im laufenden Jahr einen weiteren Butter-Importantrag auf den 1. September bewilligte. Dieses Mal im Umfang von 1800 Tonnen. Dieser Entscheid wurde gefällt aufgrund einer ungenügenden Inlandversorgung. Das war aber noch nicht alles: Auch im November wurde noch einmal ein weiteres Butter-Importkontingent bewilligt. Somit gelangten dieses Jahr zirka 6000 Tonnen ausländische Butter in Schweiz. Laut der Branche werden auch im 2021 weitere Butterimporte nötig sein.