Wenn ich am Mittag mal ein veganes Sandwich suche, finde ich meist keines. Wenn es eine Nachfrage gibt, weshalb kein Angebot?

Abo Für Dany Schulthess vom Zürcher Kompetenzzentrum Strickhof ist der Schweizer Kichererbsenanbau eine Herzensangelegenheit. Protein Pflanzliches Protein: Ein Trend, der noch kaum Geld abwirft Monday, 3. July 2023 Judith Wemmer: Viele Restaurants und Lebensmittelgeschäfte müssen sich erst bewusst werden, dass es eine starke Nachfrage nach veganen Optionen gibt und dass es wichtig ist, diese anzubieten. In einigen Regionen und Kulturen sind Essgewohnheiten sehr fleisch- oder milchbasiert. Es kann einige Zeit dauern, bis sich diese Essgewohnheiten ändern und sich pflanzliche Optionen in der Standardküche etablieren.

Die Verfügbarkeit von pflanzlichen Produkten hängt auch von der Nachfrage in einer bestimmten Region ab. Wenn die Nachfrage hoch ist, werden immer mehr Restaurants und Geschäfte solche Optionen in ihr Sortiment aufnehmen, so wie momentan in urbanen Gegenden wie der Stadt Zürich. Es kann jedoch sein, dass dies in einigen Bereichen langsamer geschieht als in anderen. Wir arbeiten eng mit Restaurants, Einzelhändlern und Lieferketten zusammen, um sicherzustellen, dass vegane Optionen zugänglicher werden.

Wir befinden uns mitten in einem spannenden und rasanten Entwicklungsprozess. Vegetarische oder vegane Ernährung ist längst nicht mehr nur ein Trend. Die fleischlose Ernährung ist mittlerweile in allen Altersgruppen vertreten, wobei die unter 30-Jährigen am häufigsten angeben, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Und diese Tatsache wird wiederum die Ernährung der kommenden Generationen prägen.

Sagen die Leute in Umfragen zu ihrem Einkaufsverhalten etwas anderes, als sie beim Einkauf im Alltag tatsächlich tun?

Es ist bekannt, dass es manchmal Unterschiede zwischen dem, was Menschen in Umfragen über ihr Einkaufsverhalten sagen, und dem, was sie tatsächlich im Alltag tun, geben kann. Trotz dieser möglichen Diskrepanzen zwischen Umfrageantworten und tatsächlichem Einkaufsverhalten ist es wichtig anzumerken, dass Umfragen dennoch wertvolle Einblicke in das Verhalten und die Einstellungen der Konsumenten liefern können. Sie ermöglichen es uns, allgemeine Trends und Vorlieben zu identifizieren.

Bietet der wachsende Markt für Ersatzprodukte eine Chance für die Schweizer Landwirtschaft?

Ja, der wachsende Markt für Ersatzprodukte bietet ganz klar Chancen für die Schweizer Landwirtschaft. In der Schweiz werden grosse Mengen pflanzlicher Proteine für die Herstellung von Tierfutter angebaut. Andererseits fallen bei der Ölproduktion nährstoffreiche Ölpresskuchen aus Sonnenblumen oder Raps an. Beides wird heutzutage überwiegend als Futtermittel verwertet, aber kann viel nachhaltiger eingesetzt werden, wenn wir es als Menschen direkt konsumieren und nicht erst Tiere die Umwandlung machen lassen.

Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, muss die Wertschöpfungskette neu aufgesetzt werden. Öle müssen so ausgepresst werden, dass der übrig bleibende Ölpresskuchen noch genussfähig für unsere Ernährung bleibt. Mit dem Kauf von Schweizer Gelberbsen Ende letzten Jahres haben wir ein weiteres Investment getätigt, um die Wertschöpfungsketten in der Schweiz in Richtung mehr pflanzlicher Proteine für die menschliche Ernährung weiterzuentwickeln.


Umsatzwachstum zeigt erste Abschwächung

In den letzten Jahren ist der Absatz von pflanzenbasierten Ersatzprodukten stark angewachsen. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) wurden 2020 insgesamt 5705 Tonnen abgesetzt. 2016 waren es erst 2936 Tonnen gewesen. Allein von 2019 auf 2020 wuchs der Absatz um 49 Prozent. 2022 hat sich der Anstieg der Nachfrage erstmals verlangsamt, wie der «Plant Based Food Report» von Coop zeigt. Bei einzelnen Kategorien wie Fleischburger-Ersatz oder Wurst-Ersatz war der Umsatz erstmals rückläufig.[IMG 2]

Grosse regionale Unterschiede

Beliebt sind die Fleischersatzprodukte vorwiegend in urbanen Regionen der Deutschschweiz, insbesondere im Grossraum Zürich. «Zürich ist und bleibt die Heimat der Fans von veganen Fleischersatzprodukten», heisst es im Coop-Report. Am wenigsten Popularität geniessen diese dagegen in der ländlichen Westschweiz, insbesondere in den Kantonen Jura, Neuenburg und Wallis. Insgesamt bleibt der Markt für Fleischersatzprodukte klein. Die BLW-Analyse beziffert den Umsatz 2020 auf insgesamt 177 Millionen Franken. Die Umsätze mit Fleisch belaufen sich dagegen auf rund 5,3 Milliarden Franken.[IMG 3]

Allerdings kauft ein wachsender Anteil der Haushalte wiederholt Fleischersatzprodukte: 2020 kaufte jeder vierte Haushalt mindestens einmal im Jahr ein Fleischersatzprodukt, 2016 war es noch jeder fünfte Haushalt gewesen. Ähnlich zeigt sich die Lage bei den Milchersatzprodukten. 2021 betrug der Umsatz mit diesen 172 Millionen. Zum Vergleich: Allein mit Käse machte der Detailhandel im selben Jahr einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden.

Konsument ist «nicht so weit»

«Der Schweizer isst nach wie vor gerne Käse und Fleisch», sagt Karola Krell von der Swiss Protein Association. Der Markt für Proteine aus pflanzlichem Anbau sei immer noch eine Nische, nicht nur bei den Fleisch- und Milchersatzprodukten, sondern auch bei naturbelassenen Hülsenfrüchten. «Der Konsument ist nicht so weit, und das wird sich nicht so schnell ändern», sagt sie. Vorerst bleibe die Zielgruppe auf eine «privilegierte, aufgeklärte Kundschaft» beschränkt.