«Die Nachfrage nach Bio-Schweinen geht allgemein zurück», betonte Luca Müller, Produktmanager Fleisch von Bio Suisse. Die Bio-Schweinehalter stehen an allen Ecken und Enden vor Herausforderungen, das wurde an der Bioschweinetagung am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) vom Donnerstag, 13. Februar deutlich. Dennoch fand sich an der gut besuchten Tagung ein motivierter Haufen Bio-Schweinehalter zusammen, der sich den vielseitigen Herausforderungen stellen will.
Wenig Direktvermarktung
«Das Schwein soll in der Bioproduktion wieder seine Berechtigung bekommen», betonte Luca Müller. Einerseits lassen sich mit Schweinen wertvolle Nebenprodukte verwerten, andererseits liefern sie über den Hofdünger wichtige Nährstoffe für den Boden. Beim Tierwohl müsse man sich hingegen bei der Schweinehaltung deutlich von anderen Labels differenzieren können. Und klar ist auch, ohne Detailhandel geht es nicht. «Wir gehen davon aus, dass nur etwa 15 % der Bio-Schweine direkt vermarktet werden», so Luca Müller. In dieser Sparte sei es auch möglich, sich in Sachen Rassen zu diversifizieren und so die Tiere besser den Gegebenheiten auf den Betrieben anzupassen. So gehört zum Zielbild der Bio-Schweinebranche auch eine Diversität der Genetik.
Weniger Schlachtungen
Sonderregeln
Mit der schwindenden Wirtschaftlichkeit lassen sich Regelverschärfungen nur schwer umsetzen. So wurden die grösseren Stallmasse der EU-Ökoverordnung vorerst nicht in die Bioverordnung übernommen. Auch bei der Fütterung waren Zugeständnisse nötig. So dürfen die Bio-Schweine bis Ende 2030 wiederum mit 5 % konventionellem Kartoffelprotein zugefüttert werden. Nachdem per 2022 die 100 % Bio-Fütterung eingeführt wurde, zeigte sich, dass die von Proviande geforderte Fettqualität nicht mehr eingehalten werden konnten. Die deswegen nötige, ursprünglich auf zwei Jahre befristete, Anpassung der PUFA-Maske, wurde bis Ende April 2025 verlängert.
Der grosse Rest, nämlich rund 85 % der unter der Knospe produzierten Schweine wird im Detailhandel abgesetzt und dort harzt es deutlich. «Eine Überproduktion wollen wir auf jeden Fall verhindern», betonte Luca Müller. Dennoch waren Ende des vergangenen Jahres Marktentlastungsmassnahmen nötig, da der Konsument weniger Bio-Schweinefleisch kaufte als geplant.
Im Schnitt der Jahre werden rund 44 000 Bio-Schweine geschlachtet, Müller stellte in Aussicht, dass es in den kommenden Jahren deutlich weniger sein werden. «Coop kauft seit Jahren restriktiv Bio-Schweine ein», so Müller, jedoch sei hier eine langfristige, zuverlässige Mengenplanung möglich. Jedoch auch Coop stellt für das Jahr 2026 eine um fünf Prozent tiefere Abnahme von Bio-Schweinen in Aussicht.
Etwas weniger planbar sei Migros, die sich gerade im Umbau befinde, wodurch neue Verhandlungen nötig wurden. Klar ist, Migros wird ab dem vierten Quartal dieses Jahres 25 % weniger Bio-Schweine schlachten als noch in den vergangenen Jahren.
Angebot muss sinken
So stellen beide Grossverteiler eine sinkende Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch fest. Dennoch konnte mit beiden Detailhändlern eine langfristige Mengenplanung über zwei Jahre konnte ausgehandelt werden. Doch der Trend ist klar: «Der Konsument ist preissensibler geworden und so entsteht Druck auf die Preise», so Luca Müller. Immerhin konnte bisher der Richtpreis für Bio-Schweine von 7.30 bis 7.80 Fr./kg ab Stall gehalten werden. Der Richtpreis befindet sich allerdings am unteren Ende des Preisbandes. So ist es eine weitere Zielsetzung der Bio-Schweinebranche, der Bio-Schweinehaltung ihre Attraktivität – sprich Wirtschaftlichkeit – wiedergeben.
Wichtig sei es nun, dass das Angebot auf das Niveau der Nachfrage gesenkt werde. Dazu müssten Vermittler wie auch die Produzenten die Einstallungen runterfahren. «Der Richtpreis für Bio-Schweine kann nur steigen, wenn das Angebot sinkt», betonte Luca Müller.
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Herausforderung bei der Fütterung
Nicht nur bei den Märkten kommen die Bio-Schweinehalter an ihre Grenzen, sondern auch bei der Fütterung. So ist es bis Ende 2030 vorübergehen wieder erlaubt, 5 % nicht-biologisches Kartoffelprotein zu verfüttern – eine Regellockerung, die aus der Not geboren ist.
Mangel an Effizienz
Dennoch sei es nicht einfach, ein Schweinefutter zu kreieren, das den Anforderungen der Schweine, der Bio-Vorschriften und der Umwelt gerecht wird, wusste Ueli Wampfler von Granovit zu berichten. Der Schweinefütterungsspezialist referierte zum Thema Futtereffizienz in der Bio-Fütterung und sein Fazit ist klar: Diese muss besser werden.
Deutlich mehr Futter
Ueli Wampfler stellte auch die Frage in den Raum, ob der Protein-Fussabdruck der Bio-Fütterung überhaupt vertretbar sei. Verursacht werde diese rund 15 % tiefere Futtereffizienz der Bio-Schweine gegenüber den Konventionellen, durch die sehr strengen Fütterungsrichtlinien. So braucht es in der Mast von Bio-Schweinen für ein Kilo Zuwachs 3,0 bis 3,2 kg Futter. In der Konventionellen Fütterung sind es 2,5 bis 2,7 kg Futter für ein Kilo Fleisch.
Nicht die Gülle füttern
Limitierend dabei sei vor allem, dass es nicht erlaubt sei, synthetische Aminosäuren einzusetzen. Diese Vorschrift führe bei den Bio-Schweinen auch zu deutlich höheren Sojaimporten. Dennoch führen die Restriktionen laut Ueli Wampfler dazu, dass eine bedarfsgerechte Phasenfütterung mit den verfügbaren Komponenten weder in der Vormast noch in der Ausmast möglich ist. Dies wiederum führt zu deutlich höheren Proteinausscheidungen und Ammoniakemissionen. Als leicht positiver Nebeneffekt sei die Bio-Gülle dadurch gehaltvoller, was jedoch nicht ein Ziel der Fütterung sein dürfe.
Mehr Ammoniak
Als Lösungsansatz können wertvolle Nebenprodukte eingesetzt werden. Durch die Zufütterung von Gras, Maissilage, Kartoffeln oder Schotte lassen sich die Bio-Rationen etwas bedarfsgerechter einstellen und damit die Effizienz verbessern. Langfristig müsse sich jedoch die Branche die Frage stellen, ob die Bio-Schweine-Produktion einfach einen höheren Ammoniakanfall in Kauf nehmen wolle, so Ueli Wampfler.
Weitere Informationen: www.granovit.ch
KAG sucht Betriebe
Wühlareale können das Tierwohl deutlich steigern und sind gerade für Bio-Betriebe ein wertvolles Element in der Schweinehaltung. In der Praxis fehlt jedoch die Erfahrung, was funktioniert und was im Alltag den Anforderungen an Sauberkeit und Arbeitseffizienz Stand hält. KAG-Freiland sucht deshalb Betriebsleiter, die sich an einem langfristigen Projekt in Form eines Arbeitskreises beteiligen wollen. Zusammen mit Personen aus der Forschung und Beratung sollen so während drei Jahren praxistaugliche Lösungen für Wühlareale ausprobiert und erarbeitet werden.
Weitere Informationen: www.kagfreiland.ch