Anlässlich eines Erfahrungsaustauschs für den Bio-Beerenanbau, organisiert vom Arenenberg und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), wurde die Notwendigkeit der Forschungsunterstützung, vor allem bei den Erdbeeren, bestätigt. Die Fläche an Biobeeren wächst zwar jährlich konstant, wenn auch auf tiefem Niveau. Von 2020 auf 2021 verzeichneten die ein- sowie die mehrjährigen Biobeeren ein Wachstum in der Anbaufläche.
Noch Potenzial vorhanden
Sabine Haller vom Produktmanagement Obst bei Bio Suisse ermöglichte den Rückblick und Ausblick auf die Vermarktungskampagne 2022. Die einjährigen Beerenanbauflächen wuchsen von 44 auf 46 ha, die mehrjährigen von 193 auf 200 ha. «Nach wie vor besteht im Markt Potenzial beispielsweise für Biohimbeeren und Bioerdbeeren in den Randzeiten der Saison», so Haller. Bioheidelbeeren erfreuen sich einer konstanten Nachfrage bei den Konsumenten. Biofrüchte generierten 2021 gemäss dem Meinungsforschungsinstitut Nielsen im Detailhandel einen Umsatz von 294 Mio Franken. Dies bedeutet eine Steigerung von 0,9 % gegenüber dem Vorjahr. Somit liegen die Biofrüchte leicht über dem Wachstum des Gesamtmarktes für Biolebensmittel, welcher 2021 bei 0,6 % war. Der Marktanteil von Biofrüchten wuchs auf 19,4 %. Nicht nur der Umsatz, sondern auch die Flächenentwicklung bei Schweizer Biofrüchten ist positiv. Die Fläche nimmt jährlich zu.
Erntefenster verlängern
2021 beträgt die Biofrüchtefläche rund 1126 ha. Rund 61% davon entfallen auf das Kernobst, welches somit, gefolgt von Steinobst und den Beeren, den grössten Anteil an der Biofrüchtefläche innehat. Es fand eine erfreuliche Mengensteigerung bei den Erdbeeren statt, verglichen mit den Vorjahren. Es besteht Potenzial bei den Erdbeeren im Handel bei den besonders frühen und den späten Sorten. Das Ziel ist eine Verlängerung des Erntefensters.
Haltbare Produkte
Bei den Himbeeren besteht Potenzial für frühe und späte Sommersorten zum Überbrücken bis zu den Herbstsorten (Terminkulturen). Die diesjährigen Ernteschätzungen bei Bio-Strauchbeeren von Handel und Direktvermarktung (SOV) betragen: Himbeeren 162 t (bedeutend höher als 2021); Heidelbeeren 147 t (entspricht zirka der Menge von 2021); Brombeeren 58 t (höhere Menge als 2021). Andreas Brüllhardt, Mitglied der Geschäftsleitung bei Tobi Seeobst AG, stellte fest, dass das Marktpotenzial im Bio-Beerenmarkt gross ist und stabile Preise erzielt werden. Die Nachfrage am Markt kann nicht gedeckt werden, so dass selbst Kleinmengen angenommen werden.
Hoher Qualitätsanspruch
Als wesentliche Herausforderungen im Beerenmarkt allgemein bezeichnete Andreas Brüllhardt die kontinuierliche Belieferung sowie zuverlässige Prognosen zu Liefermengen. Eine gute Qualität ist bei Biobeeren, die Hochpreisprodukte sind, entscheidend und diese muss konstant beibehalten werden. Der Grosshandel ist darüber hinaus auf gute Haltbarkeit der Produkte angewiesen. Im Gegensatz zum Direktvermarkter, der seine Beeren direkt nach der Ernte im Hofladen anbietet, durchlaufen die Produkte bei Tobi einige Stufen sowie die Lagerung in Kühlzellen, bevor sie nach mindestens zwei Tagen in den Handel gelangen.
Regionale Projekte
Andreas Brüllhardt sagte, dass der Kanton Thurgau bei den Früchten ein Exportkanton sei und auf überregionale Vermarktung angewiesen. Der Umstand, dass im Detailhandel zunehmend Regional-Projekte entstanden sind, bewirkte bei der Tobi Seeobst AG, dass sie Marktanteile an den lokalen Handel abgeben musste. Der Umsatzanteil der Biofrüchte erreichte bei der Tobi im Jahr 2021 knapp 20 % am Gesamtumsatz.
Begründete Preiserhöhungen
Thierry Suard, Berater am FiBL, präsentierte Umfrageergebnisse bei Produzenten von 2021 mit Erhebungen zu deren effektiven Produktionskosten. Mittels Kostentransparenz und dem Vergleich mit dem Standardwert bei Beerencost konnten bei den Preisverhandlungen mit dem Handel für 2022 Preiserhöhungen erreicht werden. Bei den Erdbeeren im Dammbau/Tunnel liegt bei Beerencost der Standardwert bei 8.18 Fr./kg. Die Umfrageangaben lagen bei 10.14 Fr./kg. Dies war neben der allgemeinen Kostensteigerung einer der Gründe, weshalb eine Preiserhöhung von 80 Rp. erreicht werden konnte. Bei den Heidelbeeren liegt gemäss Beerencost der Standardwert bei 17.45 Fr./kg. Die Umfrageangaben der Produzenten lagen bei 20.38 Fr./kg. Bei dieser arbeitsintensiven Kultur konnte eine Preiserhöhung von 90 Rp. erreicht werden. Bei den Himbeer- sowie den Brombeer-Produzenten erhielt man noch zu wenige Angaben, um pro Kategorie aussagekräftige Daten zu ermitteln.
2023 keine Preiserhöhung?
Thierry Suard gab zu bedenken, dass man Preiserhöhungen nicht beliebig oft verlangen könne. Für 2023 sei es, aufgrund der allgemein verteuerten Produktionskosten (auch im ÖLN) eher unwahrscheinlich, wieder Preiserhöhungen durchsetzen zu können.