Die Butterlager sind auf einem schon fast historisch anmutenden Tiefstand angelangt. Vergangene Woche befanden sich noch 588 Tonnen in den Tiefkühllagern der Butterhersteller. Das sind knapp 4000 Tonnen weniger als zum gleichen Zeitpunkt vor Jahresfrist. Der strukturelle Mangel wird von der Branche alleine für das laufende Jahr auf 3200 Tonnen geschätzt.

0,9-Rp.-Abzug vor Rückkehr

Dass die Preise trotzdem kriseln, erzürnt viele Produzenten. Die aktuelle Marktlage ist mit den üblichen Wirtschaftslehrsätzen auch nicht wirklich zu erklären. Klar ist, dass sich auf dem Schweizer Markt kurzfristig keine Besserung einstellen wird. Deshalb muss importiert werden. Eine erste Tranche wurde Ende April beantragt und vom BLW bewilligt. Dazu kommen weitere 1000 Tonnen, die im Rahmen von bestehenden Abkommen eingeführt werden können. Unter dem Strich bleibt ein Manko von 1200 Tonnen, um das nun hart gefeilscht wird.

Mit dieser unbefriedigenden Importabhängigkeit will sich die Branchenorganisation Milch (BOM) aber nicht zufriedengeben. Neben der Arbeitsgruppe (AG) für Importe tagt eine zweite, die sich mit der besseren Stützung von Milcheiweiss beschäftigt. Zu diesem Zweck diskutiert die AG der BOM über ein Massnahmenpaket. Dessen Konturen sind noch nicht bekannt. Fest steht aber bereits, dass der zur Zeit nicht beanspruchte Regulierungsfonds für Milchfett umgenutzt werden soll und einen Teil zur Finanzierung der Eiweiss-Stützung beisteuern soll. Das heisst für die Milchproduzenten, dass der im Moment wegen Fettmangel nicht eingezogene Abzug von 0,9 Rp. für die Fettstützung mittel- bis längerfristig wieder zu berappen sein wird.

Büssen fürs Schoggigesetz

Im Moment werden von der Milchzulage von 4,5 Rp. nur die 3,6 Rp. eingezogen, welche der Finanzierung der Nachfolgeregelung Schoggigesetz dienen. Dieser Abzug reicht aber nicht, um die anfallenden Kosten in diesem Bereich zu decken.

Aus diesem Grund ziehen Verarbeiter wie Emmi und Cremo den Produzenten im Moment um die 2 Rappen pro Kilo ab, um diese Lücke zu decken. Das sorgt bei den Produzenten weitherum für Verstimmung, weil die für Juli versprochenen Zuschläge für die Milch in der Butterproduktion damit wieder mehr als aufgefressen werden.

Ende April war es den SMP in Verbindung mit der ersten Importtranche nämlich gelungen, ein entsprechendes Preissignal zu erwirken. Diese 0,6 bis 1 Rp. konnten auch flächendeckend realisiert werden, allerdings mit der erwähnten bitteren Pille der anderweitigen Abzüge.

DV entscheidet über Paket

Ob es der BOM gelingen wird, mit dem Massnahmenpaket die nötigen Korrekturen zugunsten der einheimischen Butterproduktion zu erreichen, muss sich zeigen. Nötig ist vorgängig ein positiver Vorstandsbeschluss und die Zustimmung durch die Delegiertenversammlung der BOM.