Ein Baby, das Wiesenmilch will – mehr scheint es nicht zu brauchen, um einen Filmpreis zu gewinnen. So passiert Anfang November 2021: Denner wird für seinen neusten Werbespot «Nah bei dir» mit dem «Edi.» ausgezeichnet. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Bewusstsein schaffen
«Wir haben in den letzten Jahren stark investiert in das Label IP-Suisse. Wir haben bei unseren Kunden das Bewusstsein dafür geschaffen, wofür das Label steht und was für einen Mehrwert sie mit dem Kauf für die Bauern und die Umwelt schaffen», erklärt Thomas Kaderli, Mediensprecher bei Denner. «Unsere Kundschaft ist sehr preisaffin, dennoch gibt es heute auch im Discountkanal eine Nachfrage nach Labelprodukten», sagt er weiter. Die Partnerschaft mit IP-Suisse bezeichnet er als Erfolgsgeschichte. Das Label bewege sich deutlich über den Mindestanforderungen der Schweizer Produktion und es lasse sich hervorragend verkaufen – trotz Mehrpreis. Er ist sicher, Denner habe dazu beigetragen, dass der Käfer einen derart hohen Stellenwert bei der Kundschaft erreichte. «Wir waren die Ersten, die den Käfer so zahlreich auf das Produkt druckten», sagt Kaderli und ergänzt, dass die Zusammenarbeit mit IP-Suisse heuer ihr fünfjähriges Bestehen feierte.
Schmerzgrenze erreicht
Schweizer Bioprodukte liessen sich hingegen im Discounter nur schwer verkaufen. «Da ist für die Kundinnen die Schmerzgrenze beim Preis sehr rasch einmal erreicht. Nachhaltigkeit darf aber keine Frage des Einkommens sein. Mit IP-Suisse bieten wir eine für alle erschwingliche Alternative», erklärt der Mediensprecher.
Deutlich mehr als der Schweizer Standard. Das gibt es aber nicht gratis. Den Mehrpreis für IP-Suisse-Produkte spüren im Idealfall nicht nur die Kunden im Laden, sondern auch die Detailhändlerinnen. Dann nämlich, wenn die Preise verhandelt werden. «Die Vertreter von IP-Suisse nennen uns den Preis für diesen Mehrwert», sagt Thomas Kaderli. In den 850 über die Schweiz verteilten Denner-Filialen kostet die Wiesenmilch pro Liter 1,50 Franken, die Denner-Milch 30 Rappen weniger. «Wir haben mit rund 50 IP-Suisse Produkten begonnen und bieten heute rund 200 an», erklärt Kaderli und stellt in Aussicht, dass noch mehr Produkte mit dem Käfer in die Gestelle gelangen sollen. Darum auch der Spot mit der Wiesenmilch? «Dieser Spot läuft im Zusammenhang mit der neuen Kampagne ‹Nah bei dir›. Er ist nicht explizit für die Wiesenmilch gemacht. Dass sich sogar Babys für die Wiesenmilch von IP-Suisse entscheiden zeigt, dass heute jedes Kind weiss, wofür das Label mit dem Marienkäfer steht», weiss Kaderli.
Mit Aufwand verbunden
Bis Ende Jahr müssen die Label-Betriebe der IP-Suisse das Punkteprogramm Klima- und Ressourcenschutz ausfüllen. Das ist mit einem Zusatzaufwand verbunden. Aber das Engagement ist mit dem Ausfüllen alleine nicht gemacht. An den Versammlungen der Label-Organisation ist daher stets mal wieder zu hören, dass immer mehr zu machen sei und der Aufwand bald jenem der Knospe-Betriebe gleichkomme. Immer mehr für gleich viel? Oder anders gefragt: Wie wird dieses Engagement der Landwirtinnen und Landwirte am Markt honoriert?
Wie Fritz Rothen, Geschäftsführer der IP-Suisse auf Anfrage ausführt, ist das ein Bestandteil der Prämie. Hinzu komme ein Bonus pro Betrieb, der abhängig von den erreichten Punkten ist. IP-Suisse führe in regelmässigen Abständen Verhandlungen mit den Marktpartnern aufgrund der Mehrleistung durch. «Die Prämien leiten sich aus den zusätzlichen Kosten für die Leistungserbringung, den möglichen zusätzlichen Produktionsrisiken z.B. für Ertragsminderung und einer Marge beispielsweise zur Finanzierung von künftigen Investitionen ab», sagt Rothen.
Die Migros ist zahlenmässig für die IP-Suisse der grösste «Partner». Die Detailhändlerin hat beim Absatz der Käfer-Produkte aber lange auf die Hausmarke Terra Suisse gesetzt. Vor einem Jahr stand es dann fest: Die umsatzstärkste Schweizer Detailhändlerin warf sein Label Terra Suisse aus dem Regal, um dieses mit dem IP-Suisse-Käfer zu ersetzen.
Regelmässige Treffen
«Die Migros und IP-Suissepflegen ein sehr partnerschaftliches konstruktives Verhältnis», schreibt die Medienstelle auf Anfrage der BauernZeitung. «Regelmässig treffen sich Migros und IP-Suisse und vereinbaren für die Zukunft die Zuschläge an die Bäuerinnen und Bauern, welche die Verarbeiter für IP-Suisse-Rohstoffe bezahlen», erklärt man auf die Frage, wie die Mehrleistungen der Bäuerinnen und Bauern konkret abgegolten werden. «Weiter bezahlen wir Gebühren an IP-Suisse, welche die Organisation zum Teil an die Bäuerinnen und Bauern weitergibt. Dies z. B. für Massnahmen in der Biodiversität», wird ausgeführt. Ebenfalls finanziert mit diesem Geld würden Forschungsarbeiten, welche der IP-Suisse zugutekommen. «So bezahlte Migros einen grossen Teil der Kosten, welche Agroscope für die Entwicklung des IP-Suisse-Punktesystems Klima benötigte», schreibt die Medienstelle der Migros. «Mit der Einführung des Käfers zeigen wir die Tragweite unseres Zusammengehens sehr transparent», ist man bei der Migros zudem überzeugt.
Wirklich in die Karten schauen lassen will sich konkret niemand. Denn so partnerschaftlich das Ganze auch ist – mit dem Einzug des Käfers in mehrere Detailhändler ist eine Kon-kurrenzsituation entstanden,die Verhandlungsgeschick und Hartnäckigkeit fordern wird. Von beiden Seiten.
Werbefilm mit Wiesenmilch gewinnt
«Edi.» ist die offizielle Qualitäts-Auszeichnung für Auftragsproduktionen von Werbe-, Industrie- und Unternehmensfilmen. Der Wettbewerb steht unter dem Patronat des Eidgenössischen Departements des Innern. Mit dem «Edi.» wollen das Eidgenössische Departement und der Branchenverband Swissfilm Association für das schweizerische Auftragsfilmschaffen sensibilisieren, indem herausragende Schweizer Produktionen ausgezeichnet werden.
Die eingereichten Produktionen werden in drei verschiedenen Kategorien von unabhängigen Jurys bewertet. Die Juryteams sind zusammengesetzt aus Fachpersonen der Sparten Film, Auftraggeber und Werbebranche, sie zeichnen herausragende Werke des Jahrgangs mit einem «Edi.» und einer vom Bundesrat unterschriebenen Anerkennungsurkunde aus.
In der Kategorie, in der kommerzielle Filme gezeigt werden, hat der Discounter Denner den ersten Preis gewonnen. Darin spielt die Wiesenmilch eine entscheidende Rolle.
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