Seit Monaten verdunkelten sich die Wolken über der hiesigen Schweineproduktion. Dieses Mal regelte der viel zitierte Markt das Problem der Überproduktion nicht von selbst. Kurz vor dem Wolkenbruch quasi raufte sich die Wertschöpfungskette zusammen.
Export-Projekt steht
Der vom Verwaltungsrat Proviande einberufene Krisenstab unter der Leitung von Suisseporcs hat vor Wochenfrist – nach offenbar mehrtägigen, intensiven Verhandlungen – eine Lösung zur Exportfinanzierung gefunden. «Damit verhindert die Branche gemeinsam eine Eskalation des Schweinemarktes über die Festtage», meldete der Produzentenverband seinen Mitgliedern.
Die Abnehmer ziehen während den nächsten Wochen Fr. 0.20/kg Schlachtgewicht (SG) ein und leiten dieses Geld in einen von Proviande verwalteten Fonds. Aus diesem werden die Kosten für den Export von rund 50'000 Schweinen in Hälften finanziert. Der Export läuft bereits, allerdings noch nicht auf Hochtouren. Einige technische Fragen für die Exporte müssen noch geklärt werden, heisst es bei der Proviande. «Bisher konnten ca. 460 Schweine exportiert werden und für nächste Woche ist ein Export von ca. 2000 Schweinen geplant», sagt Regula Kennel, Proviande, auf Anfrage.
Handel und Produzenten beteiligt
Die Wertschöpfungskette hat vereinbart, dass vom Handel für Schlachtungen seit 5. Dezember Fr. 2.85/kg SG abgerechnet werden, sich die Produzenten also mit Fr. 0.15 und der Handel mit Fr. 0.05/kg SG beteiligen. Diese Massnahme gilt befristet und zwar so lange wie notwendig. Ein Enddatum konnte noch nicht festgelegt werden. Die Aktion sei alternativlos, heisst es von Seite Suisseporcs. Ein Desaster in den kommenden Wochen könne so verhindert werden.
Mit einer zusätzlichen Einfrieraktion von Schweinefleisch soll der Markt kurzfristig entlastet werden. Die Marktentlastungsmassnahme wurde Ende November vom Verwaltungsrat Proviande beschlossen und wird vom Bundesamt für Landwirtschaft unterstützt. Erste Zahlen dazu werden Anfang nächster Woche erwartet, heisst es bei Proviande. Zugleich sucht die Branche nach langfristigen Lösungen, um den immer wieder auftretenden Schweinezyklus zu brechen.
Verständnis scheint vorhanden
Die Suisseporcs informierte in den vergangenen Wochen ihre Mitglieder über mehrere Kanäle und auch an zwei Höcks in der Ost- und in der Zentralschweiz. Am Montag waren um die 100 «Söieler» in Hildisrieden LU. Dass der Verband nach mehrmonatigen Aufrufen zur Drosselung der Produktion nun an vorderster Front für die Entlastungsmassnahmen kämpft, wurde gut aufgenommen, ja geschätzt, zieht Suisseporcs-Geschäftsführer Stefan Müller eine erste Bilanz. Natürlich wurde auf der Geschäftsstelle auch telefonisch nachgefragt. Auch Kritiker zeigten ein gewisses Verständnis.

