Abo Wie weiter mit den tiefen Futtergetreidepreisen? Die Delegierten haben Fragen, die die Branche nur schwer beantworten kann. Getreidebau Kopfzerbrechen ob der tiefen Getreidepreise Saturday, 16. November 2024 Die Situation, mit Ansprüchen von unterschiedlicher Seite konfrontiert zu sein, kennen Landwirt(innen) zu gut. Der Getreide- und Ölsaatenbranche geht es insofern ähnlich, als sich ihre Mitglieder einzeln zu verschiedenen (Klima-)Zielen bekannt haben und die Politik weitere Pflöcke für die künftige Entwicklung eingeschlagen hat. Darüber hinaus gilt es den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Passend zu dieser Sandwichposition fand die diesjährige Qualitätstagung unter dem Titel «Nachhaltigkeit – Herausforderungen und Lösungsansätze für unsere Branche» statt.

Deklaration überfordert Kunden

2023 hat die Umsetzung der Absenkpfade begonnen, und Swiss Granum hat zwei Arbeitsgruppen eingesetzt, um zusammen mit den Marktakteuren mögliche Ziele und Massnahmen zu diskutieren. «Dadurch sollen die bereits vorhandenen individuellen Stossrichtungen der Marktpartner unterstützt werden», heisst es im goldenen Geschäftsbericht zum 25-Jahr-Jubiläum der Branchenorganisation.

Was den Markt angeht, beschäftigt die schriftliche Deklaration des Herkunftslandes von Backwaren die Bäckereien. Die Branche macht mit der Marke «Schweizer Brot» auf inländische Produkte aufmerksam. Im Parlament habe es aber eine wahre Flut von Vorstössen zum Thema Deklaration und Importe gegeben, erklärte Silvan Hotz, Präsident des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbands (SBC). «Sie sind gut gemeint, aber vielleicht sollten die Parlamentarier(innen) jeweils vor der Eingabe mit der Bäckerbranche reden», meinte Hotz. Oftmals sei die Umsetzung in der Praxis fraglich oder mit grossem Aufwand verbunden. «Die Konsumenten sind mit der Deklaration zum Teil überfordert oder ignorieren sie», so Hotz. Der SBC stehe hinter der Marke «Schweizer Brot», könne seinen Mitgliedern deren Verwendung aber nicht vorschreiben. Die Bäckereien würden eher mit Regionalität statt Swissness werben, um den Bezug der Kundschaft zu den Produkten zu fördern.

Stockender Vollkornabsatz

Coop will bis 2050 netto null Treibhausgasemissionen (THG) realisieren. «Um unsere Ziele zu erreichen, sind wir sehr stark auf unsere Partner in der Wertschöpfungskette angewiesen», betonte Mark Muntwyler, Leiter Nachhaltigkeit und Wirtschaftspolitik bei Coop. Denn 99 Prozent der THG-Emissionen des Detailhändlers würden in der Kette oder durch vorgelagerte Transporte entstehen. «Auch wenn die Getreidebranche nicht der grösste Emittent ist, sind für uns Massnahmen für eine klimafreundliche Landwirtschaft wie zum Beispiel regenerative Massnahmen für einen gesunden Boden, ein optimales Wassermanagement und die Stärkung der Biodiversität sinnvoll und unterstützenswert», so Muntwyler. Bei der Reduktion von Food Waste in Form von Mühlennebenprodukten sei der stockende Absatz von Vollkornprodukten eine Hürde.

HAFL-Dozent Andreas Keiser sieht einen Zielkonflikt zwischen der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und jener von THG. Entscheidend sei die Ressourceneffizienz, bei der der Verzicht auf PSM – ohne passende, robuste Sorten – wegen Ertrags- und Qualitätseinbussen schlecht abschneide. «Die Menge CO2 pro kg produziertes Lebensmittel wird am stärksten durch Maschinen, Stickstoffdünger und Flächenertrag bestimmt», gab Keiser zu bedenken. Als Lösung nannte er den parzellenspezifischen gezielten Einsatz von PSM und moderne Technik.

Unterstützen statt dirigieren

Bisher schreibt der Bundesbeitrag vor, dass der PSM-Verzicht auf der gesamten Fläche einer Kultur umgesetzt werden muss. Doch mit dem künftigen Fokus auf die Eigenverantwortung der Branchen und Ziel- statt Massnahmenorientiertheit könnten solche Detailvorschriften künftig der Vergangenheit angehören. Das stellte Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), in Aussicht. «Wir versuchen laufende Arbeiten zu unterstützen und dirigieren sie nicht», bemerkte Hofer zu den Bemühungen um einfache Nachhaltigkeits-Indikatoren, beispielsweise seitens der Schweizerischen Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor (Sals).

Klare Ziele, Messbarkeit und gemeinsam definierte Wege kristallisierten sich als Erfolgsfaktoren aus den Referaten von Stefan Kohler und Jimmy Mariéthoz heraus. Der Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch und der Direktor des Schweizer Obstverbands erklärten die Nachhaltigkeitslösungen ihrer jeweiligen Branchen. Es brauche gemeinsame Bemühungen in der Wertschöpfungskette, so das Fazit von Swiss Granum. «Dabei müssen die Erwartungshaltung und die Entschädigung für die erbrachten Leistungen geklärt werden, ebenso die Messung von Zielsetzungen und Massnahmen.»