«Was für ein Jahr!» Fritz Glauser nannte das Kind an der 38. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV) beim Namen. «Es war das mengenmässig schlechteste Brotgetreidejahr seit der Gründung des SGPV im Jahr 1981», fuhr Glauser fort. «Arbeiten mussten dieses Jahr immer zwischen zwei Regengüssen erledigt werden – es war wieder einmal eine Herausforderung», weiss der SGPV-Präsident.
«Es war enorm»
«Es war enorm», fasste auch Pierre-Yves Perrin, Direktor des SGPV, die aktuelle Situation zusammen: So beläuft sich die Menge an Weichweizen, der als Nahrungsmittel bestimmt ist, für die Kampagne 2024/2025 lediglich auf 248'000 Tonnen (Vergleich: 2023/2024: 352'000 Tonnen). Die nichtmahlfähige Menge stieg von 10'000 Tonnen in der letzten Kampagne auf 21'000 Tonnen in der laufenden Kampagne. Entsprechend musste in der Folge auch das Zollkontingent auf 160'000 Tonnen nach oben korrigiert werden (wir berichteten). Die Lagermenge vor der nächsten Ernte beläuft sich für die Kampagne 24/25 auf 76'000 Tonnen. Im Vorjahr betrug sie 110'000 Tonnen.
An der DV wies Direktor Perrin auf den Brotgetreiderichtpreis hin, der seit 2021 um 15 % angestiegen ist. 2024 pendelte er sich für Weizen der Klasse Top bei 60 Franken pro Dezitonne ein. Roggen markiert mit 45 Franken pro Dezitonne den tiefsten Brotgetreiderichtpreis.
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1400 ha weniger Raps
Beim Raps schafft es der SGPV nicht, die Zielmenge von 106 000 Tonnen zu erreichen. Rahel Emmenegger, die stellvertretende Geschäftsführerin des SGPV, rechnete vor, dass die Anmeldungen für die nächste Kampagne um 1400 Hektaren zurückgegangen seien. So werde die Rapsfläche der laufenden Kampagne vermutlich weiter sinken und einen bisherigen Tiefpunkt von 22'996 Tonnen erreichen.
Die Gründe dafür seien mittlerweile vielfältig. Sie nannte den Preisrückgang, den hohen Schädlingsdruck, den Rückgang der zugelassenen Pflanzenschutzmittel. Auch helfe die fehlende sichtbare Herkunftsbezeichnung des Öls nicht, die Nachfrage und die Wertschätzung des Schweizer Produkts zu erhöhen, so Emmenegger.
Dennoch betonte sie die positive Entwicklung des Marktpreises von Raps. Dieser sei von Fr. 75.2 pro Dezitonne im Jahr 2017 auf Fr. 89.15/dt im Jahr 2024 gestiegen.
«Es war enorm. Die nicht-mahlfähige Getreidemenge ist auf einem neuen Höhepunkt.»
Pierre-Yves Perrin, SGPV-Direktor.
Das Futtergetreide beschäftigt
«Der Preis, der Preis, der Preis», sagte Pierre-Yves Perrin und seufzte an der DV ins Mikrofon. Die Produzentenpreisfrage beschäftigt die Landwirte und Landwirtinnen – und sie beschäftigt sichtlich den SGPV. Die Diskussionen mit dem Bundesamt für Landwirtschaft und Swissgranum seien am Laufen, «aber das System funktioniert nicht wirklich», räumte Perrin ein. «Die Preise sind nicht kostendeckend», stand kleingedruckt zu unterst auf der Powerpoint-Folie.
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Auf dem Buckel der Produzenten
«Wo funktioniert es nicht? Beim Futtergetreide», beantwortete Fritz Glauser seine eigene rhetorische Frage. Die Anbaufläche ist zwischen 2023 und 2024 um 3300 Hektaren gesunken und ein Richtpreis konnte in den letzten zwei Jahren nicht festgelegt werden.
«Sie wissen: Ich bin eigentlich eine ruhige Person, aber letzte Woche hat es mich an die Decke gejagt, als ich gelesen habe, dass die Schweineproduzenten angeblich kostendeckend produzieren können – das geschieht auf dem Buckel der Futtergetreideproduzenten», rief Glauser in den Saal. «Die Rohstoffe, auf die unsere Kollegen angewiesen sind, werden nicht fair bezahlt. Das ist ein Missstand», sagte er und kam damit zum Schluss der Delegiertenversammlung. Der SGPV werde sich deshalb weiter für eine gute Rentabilität der Produktion einsetzen.
«Sie wissen: Ich bin eigentlich eine ruhige Person, aber letzte Woche hat es mich an die Decke gejagt.»
Fritz Glauser, SGPV-Präsident, zur Aussage, die Schweinefleischproduktion sei kostendeckend.
Die Frage aus dem Publikum
Als Auflockerung gedacht, aber als Feuerprobe herausgestellt hatte sich das Schlussreferat von Blaise Perrey, einem Vertreter von Proviande. Nach seinem Input über die Bedeutung der Futtermittelrohstoffe für die inländische Fleischproduktion stellte ein Delegierter eine direkte Frage.
«Wenn ich Ihnen zuhöre, klingt es so, als wäre die Fleischbranche auf inländisches Futtergetreide angewiesen. Im Preis spiegelt sich das aber nicht. Was soll man denn den Produzenten raten, die noch Futtergetreide anbauen wollen?» Perrey hatte auf diese direkte Frage keine Antwort. Auch der SGPV-Vorstand fand keine schlüssige Erwiderung.
Es sei letzten Endes schwierig, diese Kultur zu empfehlen, gab der Präsident schliesslich zu. «Die Fruchtfolge ist das einzige, das uns dazu bringt, die Kultur beizubehalten.»
