«Für die Wiesenmilch wird neu eine Monatsvertragsmenge eingeführt», hat Aaremilch dieser Tage allen Lieferanten für die IP-Suisse-Labelmilch mitgeteilt. Die Wiesenmilch-Prämie von 5 Rp./kg habe offenbar Wirkung gezeigt, sagt Donat Schneider, Geschäftsleiter von Aaremilch: Die Produzenten hätten deutlich mehr Wiesenmilch abgeliefert als im Vorjahr, «zum Teil bis zu 8 % mehr».

Keine neuen Lieferanten

Die gelieferte Menge übersteige die 2022 mit Elsa vereinbarten Vertragsmengen pro Tag zuweilen deutlich, sagt Donat Schneider. Deshalb muss die Milchhändlerin nun auf die Bremse steigen. Einerseits mit der Vertragsmenge und andererseits mit einem Rekrutierungsstopp für neue Lieferanten, obwohl es bei Aaremilch eine längere Warteliste gibt, wie Schneider erklärt.

Wichtige Massenbilanz

Die Monatsvertragsmenge erinnert etwas an die Einführung der Kontingentierung in den 1970er Jahren. Damals wurde das Kontingent auf dem Umfang der Lieferungen in den zwei Vorjahren basiert. Beim Aaremilch-Modell wird die höhere gelieferte Jahresmenge 2021 oder 2022 als Basis herangezogen. Donat Schneider stellt nicht in Abrede, dass es sich um eine Kontingentierung handelt. «Aber gib mir ein besseres System», sagt er. Es gebe im Moment wohl keines. Ein Betrieb könne zwar auch künftig seine Produktion ausdehnen, habe die Labelprämie auf der zusätzlichen Menge jedoch nicht garantiert.

In Kraft treten wird das Modell zwar ab sofort, aber bis mindestens Ende September wird die Prämie garantiert auf der gesamten gelieferten Milch ausbezahlt. Danach wird Aaremilch die ausserhalb der Vertragsmengen gelieferte Milch via Nachzahlung abrechnen. Zentrale Voraussetzung für diese Kulanz sei die sogenannte Massenbilanz, die es ermöglicht, gewisse Mengen normale ÖLN-Milch als Wiesenmilch zu verarbeiten, wenn unter dem Strich die gesamte übers Jahr abgesetzte Menge Wiesenmilch auch irgendwo produziert wurde.

ZMP musste Prämie senken

Auch ZMP hat es nicht immer nur einfach mit der Wiesenmilch. So erklärt Geschäftsführer Pirmin Furrer, man habe im vergangenen Jahr während vier Monaten die Prämie von 5 auf 4,25 Rp./kg reduzieren müssen, um überschüssige Wiesenmilch zu deklassieren. Heuer sehe es besser aus, allerdings sei man von einem stärkeren Nachfrage-Wachstum ausgegangen, so Furrer. Bei Mooh wiederum spricht Geschäftsleiter René Schwager von rund 1–2 % Kürzung bei der mit Prämie bedachten Menge.

356 Mio kg im Jahr 2022

IP-Suisse beziffert die im vergangenen Jahr insgesamt gelieferte Wiesenmilch auf 356 Mio kg, das sind immerhin rund 10 % der gesamten Verkehrsmilch. Grösste Einkäuferin sei mit rund 74 Mio kg Aaremilch; Mooh und ZMP kaufen je rund 40 Mio kg ein. Von der Gesamtmenge konnten laut Severin Lehner von IP-Suisse 314 Mio kg effektiv als Wiesenmilch vermarktet werden. Das entspricht rund 88 %. Mit der Entwicklung sei man grundsätzlich zufrieden.