Am Dienstag trafen sich die Milchproduzenten der Aaremilch AG in Thun BE zur ersten Vollversammlung, um ihre Interessensvertreter zu wählen. Vor einem vollen Saal erläuterten Vertreter der Schweizer Milchproduzenten (SMP) die aktuelle Lage auf dem Milchmarkt. Kurz nach der Senkung des Richtpreises herrschte im Saal Katerstimmung. Während es kurzfristig wenig Licht am Ende des Tunnels gibt, sehen die Branchenvertreter langfristig deutlich bessere Perspektiven.
Käse drückt auf den Markt
Den Richtpreis für die A-Milch zu halten, sei das ganze Jahr ein Kampf gewesen, erläuterte Stephan Hagenbuch, Direktor der SMP vor vollem Saal. Zahlreich waren die Milchproduzenten der Aaremilch AG in die alte Reithalle Thun gekommen, um sich über das Geschehen am Milchmarkt zu informieren.
«Gerade bei der Käsereimilch sind wir noch nicht aus dem Schneider», betonte Hagenbuch. Zuerst müsse der Gruyère wieder anziehen, damit sich der Milchmarkt wieder verbessern könne. Die Inflation und der Wechselkurs des Euro machen den Käseproduzenten das Leben schwer. So wird die Schweiz heuer deutlich mehr Käse importieren als exportieren (siehe Grafik). Obwohl die Milchproduzenten den Richtpreis für A-Milch fast das ganze Jahr halten konnten, die Lage auf den Weltmärkten wog schlussendlich zu hoch. So sinkt der Richtpreis für A-Milch um 2 Rappen auf noch 79 Rappen – ausgerechnet in dem Augenblick, als sich die Preisbaisse für Milchfett und -eiweiss an den europäischen Börsen erholt.
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Nachhaltigkeit vermarkten
Die Bereitschaft, Milch zu produzieren, hat in vielen europäischen Ländern abgenommen. Entsprechend schnell reagieren die Produzenten auf sinkende Milchpreise mit sinkenden Milchlieferungen. Auch in der Schweiz werden wiederum weniger Milchkühe gehalten und weniger Milch produziert.
In Sachen Nachhaltigkeit habe man gegenüber Europa deutlich die besseren Argumente, betonte Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation bei SMP. Die Umsetzung des Grünen Teppichs sei auf gutem Weg. So werden 87 % der Milchmenge auf dem Grünen Teppich produziert. Bei der Molkereimilch sind es 93,1 %, bei der Käsereimilch hingegen erst 75,2 %. Von 17 273 Betrieben, die Milch produzieren, haben sich 2593 einen Monat vor dem Obligatorium noch nicht angemeldet. Burkhardt betonte, der Grüne Teppich sei ein wichtiges Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Ausland und rechtfertige einen Mehrpreis.
Bereits ist die zweite Phase des Grünen Teppichs mit erhöhten Anforderungen geplant. Diese sollen jedoch freiwillig sein und sich mehr dem Klima widmen. Dies seien Mehrwerte, die beim Detailhandel gefragt seien und einen entsprechenden Mehrwert für die Produzenten abwerfen müssten, betonte Burkhardt.
Zum Thema Mehrwerte der Schweizer Milch haben die SMP auch eine Broschüre herausgegeben, die den Produzenten in der Diskussion mit Konsumenten entsprechende Argumente liefern soll.
Produktion bleibt teuer
Laut Berechnungen von Agristat sind die Produktionsmittel gegenüber dem Vorjahr zwar wieder leicht billiger geworden, trotzdem ist unter dem Strich die Teuerung hier grösser als diejenige bei den Lebensmitteln und den verkauften Produkten.
Während sich der Preisindex für Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte relativ parallel entwickeln, hat sich der Index der Produktionsmittel deutlich stärker erhöht. So kosten Produktionsmittel heute rund 14 Prozent mehr als vor drei Jahren. Der Preis für Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte stieg in dieser Zeit um jeweils rund 8 Prozent.