Gut gibt es bei Swissherdbook (SHB) Luzern seit einigen Jahren Tafeln anstelle von Glocken. Für Thomas Gerber aus Dagmersellen wäre sonst die DV von diesem Sommer zur Schwerarbeit verkommen. Gleich für fünf 100 000er-Kühe wurde er ausgezeichnet. Auch wenn die Chancen für ihn mit über 100 Kühen im Stall auf dem Betrieb Chätzigen oberhalb Dagmersellen etwas grösser sind, ist es doch eine Bestätigung. Und zwar dafür, dass seine Strategie bei Zucht, Fütterung und Haltung nicht so schlecht ist.
Ein Wachstumsbetrieb
Die Erfolgsserie sei auch ein Resultat des Stallneubaus von 2009 sowie der intensiveren Fütterung, begründet er. Als der 41-jährige Gerber 2005 die Meisterprüfung ablegte, standen noch gut 40 Kühe im Anbindestall. «Einkommen und Arbeit für drei Familien war das Thema bei meiner Abschlussarbeit», berichtet Gerber am Küchentisch zufrieden. Dies zu einer Zeit, als die Lehrer die Absolventen eher in Richtung Nischen oder Agrotourismus «drückten», wie er es nennt.
Die Leistungen der Kühe sind für ihn nicht unwichtig im Nutztierverkauf. Aus betrieblichen Gründen nimmt Gerber «nur» gelegentlich an Viehschauen teil. Freut sich aber, wenn sein Präfix (TGD Holstein) über den Verkauf trotzdem an den Schauen präsent ist. «Schauen gehören dazu und machen Freude», findet auch Christine Gerber. Sie ist nebenamtlich Geschäftsführerin bei SHB Luzern und kümmert sich auch um das Betriebsbüro. Nebst Christine und Thomas Gerber arbeiten Matthias Gerber, dessen Frau sowie die Eltern auf dem Betrieb mit. Jeder hat sein Spezialgebiet, Wochenende- und Ferienablösungen sind aber möglich. Thomas kümmert sich um das Milchvieh, die Aufzuchttiere sind ausgelagert. Nebst Melken und Fütterung gehören für ihn auch das Besamen und die Klauenpflege dazu. Bruder Matthias ist der Maschinist auf den gut 50 Hektaren LN. Vater Josef kümmert sich um die Mastschweine.
«Einkommen und Arbeit für drei Familien.»
Thomas Gerber, Milchproduzent und Nutzviehzüchter, Dagmersellen.
Nicht zu gross und mit «Füdle»
Ziel sei diejenigen Kühe, die nicht verkauft werden, auf 100 000 Kilo zu bringen, berichtet Gerber. Der Zucht- und Nutztierverkauf ist ein wichtiger Betriebszweig. Rund 100 Stück verlassen jährlich den Betrieb. Darunter Kälber, Erstmelken, aber auch Stiere für den Natursprung und die Genetikanbieter. Drei Viertel gehen direkt an Berufskollegen, darunter sind viele Stammkunden. Einigen davon liefert er die Kühe ohne vorgängige Besichtigung. «Mit der Zeit kennt man die Wünsche», sagt Gerber. Preislich sind junge Kühe ab 3000 Franken zu haben. Es gibt eine Warteliste, die Nachfrage ist diesen Herbst gross. Funktionelle Eigenschaften und Fitness stehen in seinem Zuchtziel zuoberst. Das Exterieur seiner RH/HO-Herde beschreibt Thomas Gerber als «nicht allzu gross mit etwas Füdle». Bei der Widderristhöhe sind für ihn um die 155 cm optimal. Idealerweise hätten die Kühe während den verschiedenen Laktationsstadien immer dieselbe Kondition. Mit einer Voll-TMR (siehe Kasten) produzieren seine Kühe rund 11 000 Kilo. «Weidegang würde mir passen», sagt Gerber. Aber mit grosser Herde und Hanglagen ist er von dieser Idee abgekommen. Und die aktuellen Erfolge schreien ja auch nicht unbedingt nach einem Strategiewechsel.
Fütterung mit Voll-TMR
Thomas Gerber setzt seinen Kühen eine Voll-Totalmischration (TMR) vor. Es gibt also keine zusätzliche Leistungsfutterstation. Im Stall müssten alle «durchs gleiche Loch», erklärt Gerber die Strategie. 90 Kühe sind in der Gruppe «Produktion». Gemolken wird in einem 16er Swing-Over-Melkstand. Zusätzlich hat er Platz mit Fressgitter für zehn «Spezialfälle» wie Frischgekalbte oder Brünstige. Galtkühe sind ausgelagert. TM-Ration:
- 20 kg Maissilage
- 18 kg Grassilage
- knapp 3 Kilo Heu/Emd
- 4,5 kg Biertreber
- 4 kg Raps
- 1,5 Kilo CCM-Würfel
- 1 Kilo Eiweisserbsen
- 120 g Rapsfett
- Mineralstoffe/Salz
Betrieb Gerber, Chätzigen
Betriebsleiter: Christine und Thomas Gerber
Lage: Chätzigen, Dagmersellen, 600 m ü. M.
Flächen: 52 ha, davon 25 ha Ackerbau (Gerste, Weizen, GPS-Mischung, Körnermais, Silomais); 20 ha KW, rund 7 ha Naturwiesen und BFF.
Tiere: 115 Kühe, Aufzucht und Galtkühe augelagert, 700 Mastschweineplätze CNf
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar (2 Kinder); Matthias und Erika Gerber (3 Kinder); Eltern.