Auf 1179 m ü. M. liegt das beschauliche Dorf Klosters. Hier führen Roman Marugg und Ursina Conrad den Gulfia-Hof mit Angus-Mutterkühen, Schafen, Schweinen und ein paar Hühnern. Die Flächen sind ausschliesslich Wiesland, auf denen das Grundfutter für den Winter produziert wird. Die Schafe und Kühe verbringen den Sommer über auf der Alp.

Erste Direktvermarkter in der Region

Roman Maruggs Eltern, Peter und Silvia Marugg, hatten 1982 mit der Mutterkuhhaltung und der Direktvermarktung von Naturabeef-Fleisch angefangen. «Das war schon speziell, Mutterkuhhaltung und die Direktvermarktung waren hier kaum bekannt», sagt Roman Marugg. Daneben hielt der Vater Pensionspferde.

Roman Marugg übernahm den Betrieb 2017. Mit den Pferden hörte er bald einmal auf. «Das ist nicht meine Welt», bemerkt er. Ausserdem habe er mit den Tieren und dem eigenen Transportunternehmen genügend Arbeit. Den Stall füllte er stattdessen mit Schafen. Sie sind seine Leidenschaft. «Die Schafe passen sehr gut zu unserem Betrieb und der Topografie. Ausserdem wird das Lammfleisch von den Kunden sehr geschätzt», sagt Marugg.

Offen für Neues

Ursina Conrad und Roman Marugg haben die Direktvermarktung auf dem Gulfia-Hof sukzessive ausgebaut. Heute wird sämtliches Fleisch direktvermarktet. Die Kundschaft ist aus der Region und aus dem Unterland. Sogar in Zürich und Basel haben sie Kunden. Eine hohe Qualität ist das oberste Credo. Der Landwirt sagt: «In der heutigen Zeit muss alles schnell gehen, aber beim Fleisch funktioniert das nicht. Fleisch muss reifen, damit die optimale Qualität herausgeholt werden kann, und der Kunde zufrieden ist.»

Die Tiere werden in der Fleischzentrum Davos Klosters AG, die in unmittelbarer Nähe zum Gulfia-Hof liegt, geschlachtet und zerlegt. Aus den älteren Kühen und Schafen werden Trockenfleisch und Wurstwaren hergestellt. Die Würste werden mit eigener Gewürzmischung vom Metzger gestossen. Getrocknet, gesalzen und geräuchert wird das Fleisch von Conrads Mutter. Marugg sagt: «Wir haben gute, junge Metzger, die offen für Neues sind.» So entstanden neue Produkte wie Schaflandjäger, Schafsalami oder Salametti.

Sorgen wegen des Wolfs

Die Direktvermarktung ist inzwischen eine wichtige Einnahmequelle für den Betrieb geworden. Grosse Sorgen bereitet Roman Marugg der Wolf. Im Sommer kamen auf der Alp Ferga-Cunn, auf der die Schafalpungsgenossenschaft Klosters-Serneus die Schafe sömmert, 16 Schafe durch den Wolf um. Aus diesem Grund wurde entschieden, die Alp mit rund 700 Schafen zu entladen.

Marugg verlor keine Schafe und kehrte später zusammen mit einem Kollegen zurück auf einen Bereich der Alp, der einigermassen geschützt werden konnte für den Nachtpferch und die Schlechtwetterweide. «Dank dem Umstand, dass auf der anderen Talseite Schafe weideten und der Wolf um diese herumschlich, hatten wir Ruhe», sagt Marugg.

Abo Roman Marugg unterwegs mit seinen Schafen. Ob er auch nächstes Jahr auf die Alp Ferga-Cunn geht, ist im Moment ungewiss. (Bilder Ursina Conrad) Wolf Wölfe in Graubünden: Ein Alpleben in Unsicherheit Tuesday, 24. August 2021

Das ständige Bangen um die Tiere sei eine psychische Belastung gewesen, für die Schafbesitzer wie das Alppersonal. Marugg sorgt sich um seine Tiere. Er befürchtet, dass der Wolf, wenn er keine Beute mehr findet, im Winter in die Nähe der Ställe kommt. «Wir haben über Jahre die Direktvermarktung von Angus- und Lammfleisch aufgebaut und es läuft sehr gut.» Deshalb würde er es sehr bedauern, wenn er wegen des Wolfsdrucks mit den Schafen aufhören müsste.