Es ist kein Glace-Wetter, als wir auf dem Grossmatthof in Zäziwil ankommen. Das Regenwasser läuft über den Hausplatz. Daniel Krähenbühl schaut zum Himmel. «Kommt rein, an die Wärme», meint er und bittet uns die Treppe rauf. In der Küche steht Silvia Gerber mit einem Strahlen im Gesicht. «Wollen wir noch schauen gehen, bevor es ganz dunkel wird?», fragt sie nach einem Moment am Schärmen.

Wir gehen mit den beiden in den Stall. Hier liegen die Kühe im tiefen Stroh. Einige wenige stehen und fressen Heu, das in Bergen vor ihnen in der Tenne liegt. Ihnen mangelt es an nichts, hat man den Eindruck. Der Bauer greift zur Heugabel und füllt die Krippe. Florence streckt ihre neugierige Nase nach vorne; die grossrahmige, gut genährte Red-Holstein-Kuh will noch mehr, oder vielleicht auch einfach nur etwas anderes.

Silofreie Milch

Derzeit melken Daniel Krähenbühl und Silvia Gerber 31 Kühe im Anbindestall. Hinter diesem befindet sich der Aufzuchtstall, ein Laufstallsystem, in dem die Milchkühe auch ihre Galtzeit verbringen. Die silofreie Milch geht in die Käserei Eyweid in Zäziwil. Ein Glück, wie die beiden meinen. Auch wenn die Ansprüche an die Milchqualität hoch seien und man mit der Produktion für die Rohmilchkäse-Produktion viel zu erfüllen habe, möchten sie nichts anderes.

Käserei wurde geschlossen

Ein kleiner Teil der Milch wird auf dem Hof selbst verarbeitet — zu Glace und Quark. Das passiert in Silvia Gerbers Reich, in einem Container vor dem Haus. Angefangen hat das alles mit einer Glacemaschine, die ausgeschrieben war. Und weil der Grossmatthof-Bauer ein Glace-Liebhaber ist, hat es die Maschine auch sehr rasch auf den Betrieb geschafft. Und wieso nur Glace für den eigenen Bedarf machen, wenn man schon für mehr eingerichtet ist?

Silvia Gerber ist gelernte Milchtechnologin. Unweit des Betriebes, in der Käserei Tägertschi, hat sie ihre Lehre gemacht und später dort gearbeitet. Nun ist die Käserei geschlossen, sie fiel dem Strukturwandel zum Opfer. Ein grosser Verlust für die Region. «Sie lief gut», sagt Gerber. Anstehende Investitionen und eine fehlende Nachfolgeregelung hätten aber zur Schliessung geführt.

Betrieb konnte wachsen

Daniel Krähenbühl hat bis zur Übernahme des elterlichen Betriebs ebenfalls auswärts gearbeitet. Für ihn war das aber relativ rasch ein Auslaufmodell. «Man kommt später an den Arbeitsplatz, muss früher gehen und wenn man zu Hause ankommt, ist der Tag noch nicht fertig», erklärt er. Oft habe er sich die Zeit für die anfallenden Arbeiten fast stehlen müssen.

In den vergangenen Jahren ist der Betrieb stetig gewachsen. Heute bewirtschaften die beiden rund 40 ha. Neben der Milchproduktion betreiben sie Ackerbau — Urdinkel, Gerste und Futterweizen wachsen herbizidfrei. Da hätten sie natürlich auch «Lehrblätze» machen müssen. Aber für die beiden ist klar: Das ist die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. Und das nicht über den Weg der anstehenden Agrar-Initiativen, sondern über die Bauernfamilien selbst. So verabschieden sie sich nicht nur zunehmend vom Pflanzenschutz, sondern auch vom Antibiotika.

Mut und Träume

Auf die Frage, was es brauche, um den auswärtigen Job aufzugeben und einen solchen Betriebszweig an die Hand zu nehmen, schauen sich die beiden einen Moment lächelnd an. «Muet und es Drahiigaa», sagt Silvia Gerber. «Man muss offen sein für das, was kommt; Visionen und auch Träume haben», ergänzt Daniel Krähenbühl. Und das haben die beiden – aber alles verraten wollen sie uns noch nicht.